Kompetenzen von Schülern effizienter erfassen

Bei groß angelegten Vergleichsstudien wie PISA, IGLU, TIMSS oder den Erhebungen zu den Bildungsstandards werden mehrere Hundert Aufgaben einer großen Anzahl von Schülerinnen und Schülern vorgelegt. Dabei entstehen ein erheblicher Testaufwand und hohe Kosten.

Vor dem Hintergrund begrenzter zeitlicher Kapazitäten an den Schulen und knapper öffentlicher Ressourcen ist der Einsatz möglichst effizienter, aber gleichzeitig psychometrisch hochwertiger Testverfahren wünschenswert.

Eine Möglichkeit zur Steigerung der Messeffizienz besteht darin, die Testungen adaptiv mit Computern durchzuführen. Durch den Einsatz von computerisiertem adaptivem Testen können die Tests an die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Bei den meisten konventionellen Tests wird allen Probanden eine bestimmte Zahl an Aufgaben in einer festen Reihenfolge vorgegeben. Abweichend davon orientiert sich die Auswahl der zur Bearbeitung vorgelegten Aufgaben beim adaptiven Testen am Antwortverhalten des Probanden. So bekommen solche mit hoher Leistungsfähigkeit schwierigere Aufgaben vorgelegt als solche mit niedriger Leistungsfähigkeit. Die Vorgabe von Aufgaben, die viel zu leicht oder viel zu schwer sind, wird dabei vermieden. Adaptive Tests weisen in der Regel eine substanziell höhere Messeffizienz auf als konventionelle nicht-adaptive Tests. Dies drückt sich darin aus, dass bei gleicher Messpräzision rund 50% weniger Aufgaben vorgegeben werden müssen. Der ursprünglich eindimensional angelegte Ansatz des adaptiven Testens, bei dem jeweils nur ein Merkmal getestet wird, wurde jüngst zu einem multidimensionalen Ansatz erweitert, bei dem während der Testung Zusammenhänge zwischen den untersuchten Merkmalen zur Optimierung der Aufgabenauswahl genutzt werden.

Im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts wurde am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel nun gezeigt, dass bei groß angelegten Vergleichsstudien durch den Einsatz von multidimensionalem adaptivem Testen im Vergleich zum konventionellen Testen mit einer festen Aufgabenreihenfolge eine Steigerung der Messeffizienz um das 3,5-fache erzielt werden kann. Die Forschungsergebnisse haben große Bedeutung, um den Aufwand von groß angelegten Vergleichsstudien bedeutend zu verringern. Dies könnte zum Beispiel in Schulen bei der Überprüfung der von den Ländern eingeführten Bildungsstandards zum Tragen kommen. In weiteren Studien untersucht das IPN nun die praktische Anwendbarkeit dieser speziellen Art des Testens.

Kontakt:
Dr. Andreas Frey
Tel.: 0431 880 3245
E-Mail: frey@ipn.uni-kiel.de
Das IPN ist ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 6500 Wissenschaftler, davon wiederum 2500 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,1 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 230 Mio. Euro pro Jahr.

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Dr. Ute Ringelband idw

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