DFG bewilligt Schwerpunktprogramm

Koordinator des Programms mit dem Titel „Ultraschnelle und zeitlich präzise Informationsverarbeitung im normalen und funktionsgestörten Hörsystem“ ist Professor Eckhard Friauf vom Fachbereich Biologie der TU Kaiserslautern, zusammen mit Professorin Jutta Engel von der Universität des Saarlandes/Homburg. Das Schwerpunktprogramm hat einen Finanzumfang von 2,1 Millionen Euro pro Jahr.

Hörstörungen, also der vollständige oder teilweise Verlust des Hörvermögens, stellen die häufigste Sinnesstörung bei Menschen dar; zurzeit sind ca. 14 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Während Mittelohrbasierter Hörverlust gut behandelt werden kann, gibt es noch keine ursächliche Behandlungsmöglichkeit für sensorineurale Schwerhörigkeit, die das Innenohr und/oder den Hörnerv betrifft. Die Qualität der prothetischen Versorgung der sensorineuralen Schwerhörigkeit durch Hörgeräte und Cochlea- und Hirnstammimplantate ist unbefriedigend. Selbst wenn diese Hörprothesen unter Optimalbedingungen Sprachverständnis ermöglichen, werden zeitliche Aspekte der auditorischen Signale unzureichend übermittelt, wodurch es zu stark beeinträchtigter Spracherkennung, Problemen bei der Signal-Rausch-Unterscheidung und großen Problemen bei der Schalllokalisation kommt.

Im Mittelpunkt des neuen Schwerpunktprogramms steht die Frage, wie zeitliche Genauigkeit beim Hören, die erstaunlicherweise im Mikrosekundenbereich abläuft, durch die zugrundeliegenden molekularen und zellulären Strukturen sowie die neuronalen Schaltkreise generiert wird. Diese Substrate sollen identifiziert und dann ihre Funktion und Fehlfunktion im peripheren wie auch im zentralen auditorischen System entschlüsselt werden. Sowohl normale als auch funktionsgestörte Hörmechanismen werden angesprochen, wodurch Grundlagenforschung unmittelbar mit krankheitsorientierter Forschung verknüpft wird. Die beteiligten Forscher werden ihre Arbeiten auf das Innenohr, den Hörnerv und den auditorischen Hirnstamm fokussieren, bis hinauf zum Mittelhirn. Die Forschung wird vornehmlich an Säugetieren durchgeführt, einschließlich Menschen.

Ziel ist es, ein umfassendes Wissen von den Mechanismen zu gewinnen, die ultraschnelle Informationsverarbeitung mit hoher Präzision ermöglichen, mit dem Zweck, ein fundamental verbessertes Verständnis über die Ursachen von Hörstörungen sowie Ansätze für bessere therapeutische Maßnahmen zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Schwerpunktprogramm renommierte und junge Kollegen aus der Physiologie, Anatomie, Human- und Mausgenetik, Computational Neuroscience und Verhaltensbiologie vernetzen, die bislang nicht an solch einer Initiative beteiligt waren. Das Schwerpunktprogramm wird ihre Kernkompetenzen bündeln und enge, synergistische Interaktionen zwischen Experten aus unterschiedlichen Disziplinen sicherstellen. Die Forscher werden ein breites Repertoire an hochmodernen und innovativen Technologien einsetzen (zellspezifische Cre-Linien, virale Genapplikation, Next Generation Sequenzierung, hochauflösende Mikroskopie). Einige der neuen Spitzentechnologien sollen etabliert und dem Konsortium verfügbar gemacht werden.

Da das junge Feld „Kampf gegen Sinnesstörungen“ sich rasch entwickelt und die Häufigkeit von Hörstörungen drastisch zunimmt, ist es zeitgemäß, sich in einem interdisziplinären nationalen Forschungsprogramm zu vereinen. Solch ein Schwerpunktprogramm ist auch von großer Bedeutung, um die wichtige internationale Rolle der deutschen Wissenschaft auf diesem Gebiet zu stärken.

Die DFG richtet 2011 insgesamt 13 neue Schwerpunktprogramme ein. Sie sollen die in Deutschland und darüber hinaus vorhandene wissenschaftliche Expertise zu besonders aktuellen oder sich gerade bildenden Forschungsgebieten vernetzen. Ferner sollen sie den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern.

Die 13 neuen Schwerpunktprogramme wurden aus insgesamt 57 eingereichten Konzepten ausgewählt. Für sie stehen im ersten Förderjahr insgesamt circa 24 Millionen Euro und in der ersten Förderperiode (drei Jahre) gut 70 Millionen Euro zur Verfügung. Die Schwerpunktprogramme der DFG arbeiten in der Regel sechs Jahre. Mit den nun bewilligten 13 Einrichtungen fördert die DFG ab 2012 insgesamt 80 SPP.

Kontakt:

Prof. Dr. Eckhard Friauf
TU Kaiserslautern
Lehrgebiet Tierphysiologie
Tel.: 0631/205-2424
E-mail: eckhard.friauf@biologie.uni-kl.de
http://www.uni-kl.de/FB-Biologie/AG-Friauf

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Thomas Jung idw

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