Deutschland mit enttäuschenden Bildungs-Befunden

Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, der weltweit „wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensbasierte Wirtschaftsraum“ zu werden – Bildung ist dabei ein Schlüsselfaktor. Ausgerechnet Deutschland als bevölkerungsstärkstes EU-Land ist jedoch in Sachen Bildung im europäischen Vergleich nur Mittelmaß, wie die WZB-Forscher Rita Nikolai und Christian Ebner im aktuellen WZBrief Bildung bilanzieren. Die Wissenschaftler fordern, Deutschland müsse künftig entschlossener gegen Bildungsarmut ankämpfen. Andernfalls werde das Land sich in Zukunft selbst Wachstumsgrenzen setzen.

Die Bestandsaufnahme zum Thema Bildung ist für die EU-Länder insgesamt ernüchternd: Bislang haben die 27 Mitgliedstaaten zusammen lediglich eins der für dieses Jahr gesteckten Bildungs-Ziele der EU erreicht. Gerade Deutschland erweist sich als langsam – bei einigen Indikatoren schneidet das Land im europäischen Vergleich sogar unterdurchschnittlich ab, wie Nikolai und Ebner zeigen. Beispiel Lesekompetenz: Während der Anteil von Jugendlichen mit gravierenden Leseschwächen in Finnland bei unter 5 Prozent liegt, beträgt er in Deutschland 20 Prozent – die EU indes hat als Ziel maximal 15 Prozent festgelegt.

Auch neue EU-Benchmarks mit dem Zieljahr 2020 lassen die Entwicklung hierzulande in ungünstigem Licht erscheinen: So will die EU bis dahin die Absolventenquote bei den 30- bis 34-Jährigen im Tertiärbereich – in Deutschland sind das Uni- und Fachhochschul-Absolventen, Meister und Techniker – auf 40 Prozent steigern. Deutschland aber ist hier mit einer Quote von rund 27 Prozent noch weit vom Ziel und auch vom europäischen Durchschnitt von immerhin rund 31 Prozent entfernt.

Angesichts der enttäuschenden Bildungs-Befunde aus Deutschland und Europa werben Nikolai und Ebner für strengere Zielvorgaben aus Brüssel: Die bisherigen europaweiten Durchschnittswerte erschienen „teilweise zu unambitioniert“, kritisieren die Forscher. Einen 15-prozentigen Anteil kompetenzarmer Schülerinnen und Schüler beispielsweise dürfe sich kein EU-Mitgliedstaat leisten.

Pressekontakt:
Andrea Lietz-Schneider, Referat Information und Kommunikation,
Telefon: (030) 25491-517, E-Mail: andrea.lietz@wzb.eu

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