Bildung zwischen den Meeren

Staatenübergreifend einheitlich ausgebildete Studierende der Seeverkehrswirtschaft stärken nach Auffassung von Europa-Staatssekretär Heinz Maurus die Wettbewerbsfähigkeit der Nordseeanrainer im maritimen Sektor.

„Unser transnationales Netzwerk aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen sichert eine Ausbildung, die gezielt auf die Bedürfnisse der maritimen Wirtschaft zugeschnitten ist“ sagte Maurus heute in der Fachhochschule Lübeck. Der schleswig-holsteinische Europastaatssekretär, Heinz Maurus (links im Bild, mit Student Alexander Kahn, Philippa Lenz und Prof. Dr. Rolf Granow, stehend) informierte sich heute, am 18. 8. 2010, auf der dritten Station seiner europapolitischen Sommerreise durch Schleswig-Holstein direkt vor Ort an der Fachhochschule Lübeck über das Interreg-Projekt „Northern Maritime University“ (NMU) und überzeugte sich dabei von dem erfolgreichen Einsatz, der für dieses Projekt entwickelten E-Learning-Pilotmodule.

Die Northern Maritime University (NMU) ist ein Netzwerk von internationalen Hochschulen in der Nordsee Region (NSR). Initiiert wurde sie 2008 unter der Federführung der Edinburgh Napier University, Schottland. Aktuell umfasst die NMU acht Hochschulen und 21 Einrichtungen aus der Seewirtschaft, bspw. Logistikunternehmen oder Hafengesellschaften aus fünf Nordsee-Anrainerstaaten. Das Land Schleswig-Holstein ist mit den Fachhochschulen aus Kiel und Lübeck dabei. Die Fachhochschule Lübeck wirft in diesem Verbund ihre europaweit anerkannte E-Learning-Kompetenz in die Projekt-Waagschale. Sie hat dabei nach dem Konzept des blended learning (Mix aus Online- und Präsenzlehre) sechs Online-Module in den Bereichen Management, Schiffsbau, Umwelt und Logistik produziert.

Seit dem Wintersemester 2008/09 haben bereits mehrere Kieler Studierende des Studienschwerpunkts Seeverkehrswirtschaft die Angebote der NMU-Partner im Rahmen ihrer Auslandsaufenthalte u.a. in Edinburgh, Göteborg und Molde nutzen können, ohne dass sich hierdurch ihre Studienzeit für das Bachelor-Studium verlängert. Der Student Alexander Kahn war einer davon, der sich von den Vorzügen des NMU-Netzwerkes überzeugen konnte. Beim Besuch des Europastaatssekretärs Maurus berichtete er über seine Erfahrungen.

Die Initiative zur NMU, gefördert mit Mitteln aus dem EU-INTERREG IVb-Programm (Nordsee), zielt auf die Einrichtung eines europäischen Netzwerkes für Qualifikationen und Innovationen in der maritime Wirtschaft, um Europa zu einem der wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsräume in der Welt zu entwickeln.

Der stetig wachsende Innovationsdruck hat einen enormen Qualifikationsbedarf in der maritimen Wirtschaft zur Folge. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen der Seewirtschaft eher auf die intellektuellen, nachhaltigen und wissensbasierten Anlagegüter setzen, als ausschließlich das Thema der reinen Infrastruktur groß zu schreiben. Die Möglichkeit Wissen als strategisches Gut und Potential zu entwickeln, ist ein Schlüssel zur kurzfristigen Rückkehr in die Liga der Weltwirtschaft und sichert langfristig profitable Beteiligungen an den vorausgesagten Wachstumsraten in den Sektoren der Seewirtschaft, wie bspw. Seeverkehr, -transport, Logistik und dem umwelt- und klimagerechten Betrieb von Hafenanlagen.

Insofern werden im strategischen Ansatz des Projekts alle Bereiche der Seewirtschaft, angefangen von typisch maritimen Prozessen wie dem Schiffsbau, dem Verkehr und der Logistik bis hin zu energieeinsparenden und umweltverträglichen Verfahren in Hafenanlagen berücksichtigt.

Die moderne Schifffahrt gilt als Rückgrat der Globalisierung, da mehr als 90 Prozent des Welthandels über den Seeweg abgewickelt werden. Der Bedarf an seeverkehrswirtschaftlich ausgebildeten Managern bei Reedereien, Terminalbetreibern, Werften, Schiffsfinanzierern und Logistikunternehmen ist entsprechend groß. Dabei ist global denken, arbeiten und handeln, aber lokal studieren – schon ein Widerspruch in sich, wenn man die Seeverkehrswirtschaft mit ihrer Internationalität, ihrer Interkulturalität sowie den vielschichtigen fachlichen Anforderungen betrachtet.

Ziel des NMU Projekts ist es daher, die grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden und Lehrenden zu installieren und zu steigern und damit zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft zu stärken. Unter dem Dach der NMU entwickeln die beteiligten Hochschulen unter Anwendung einheitlicher Qualitätskriterien seeverkehrswirtschaftliche Lehrmodule, die allen Studierenden der NMU-Partner zur Verfügung stehen und deren erfolgreiche Absolvierung von allen Partnern anerkannt wird.

E-Learning-Elemente sind dabei ebenso Bestandteil des NMU-Konzeptes wie die Möglichkeit, einzelne Module als Weiterbildungsmaßnahme zu belegen. Insgesamt wird dadurch das Lehrangebot der teilnehmenden Institutionen inhaltlich stark erweitert und in einem noch höheren Maße als zuvor internationalisiert.

Media Contact

Frank Mindt idw

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