Mit Europa wachsen

Forschung überschreitet Grenzen. Die Fraunhofer-Gesellschaft, einst eine nationale Forschungseinrichtung, agiert heute weltweit. Allein die Erträge, die durch EU-geförderte Projekte erwirtschaftet werden, haben sich in den vergangenen vier Jahren verdoppelt: von 32 Mio Euro 2003 auf geschätzte 58 Mio Euro in 2007.

Auch der Umsatz mit europäischen Industriepartnern ist gewachsen: 2006 betrug er über 42 Mio Euro. Die Fraunhofer-Gesellschaft verfügt heute über Representative-Offices in Brüssel und Moskau sowie über verschiedene Außenstellen der Institute: Im schwedischen Göteborg gibt es das Fraunhofer-Chalmers Research Center for Industrial Mathematics. In Wien arbeitet eine Projektgruppe für Produktionstechnik und Logistik. Experten untersuchen in einer deutsch-ungarischen Forschungskooperation „intelligente Umgebungen“.

Ein Kooperationsabkommen verbindet Logistik-Forscher in Dortmund mit Kollegen in Portugal. Dort ist auch ein Center für Ambient Assisted Living geplant, in dem neue Technologien, die den Menschen im Alltag unterstützen, entwickelt werden sollen. Fraunhofer kooperiert außerdem mit den Instituten der französischen Association Carnot.

„Das Engagement der Fraunhofer-Gesellschaft in Europa hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen“, sagt Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Getrieben wurde dieses Engagement durch die Bedürfnisse unserer Kunden: Nach einer Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags hat sich die Zahl der Firmen, die Investitionsabsichten im Ausland haben, in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Kleine, mittelständische und große Industriepartner agieren zunehmend europa- oder weltweit. Als Forschungspartner dieser Unternehmen wird von uns erwartet, dass wir Erfahrungen und Problemlösungskompetenz in Auslandsmärkten mitbringen. Hierfür brauchen wir eigene Erfahrungen.“ Das Know-how, das die Fraunhofer-Forscher im Ausland sammeln, kommt den Projektpartnern direkt und indirekt zu Gute: direkt, weil die Wissenschaftler und Ingenieure geübt sind im Umgang mit anderen Ländern und Sitten; indirekt, weil sich die Institute durch die Auftragsforschung für Kunden in ganz Europa im internationalen Wettbewerb bewähren müssen und ständig neues Know-how generieren.“

Im 6. Forschungsrahmenprogramm der EU waren die Fraunhofer-Forscher an über tausend Projekten beteiligt, bei zahlreichen Integrierten Projekten und Excellenznetzwerken hatten sie sogar die Funktion als Koordinatoren – beispielsweise bei „CellProm“, dem größten Forschungsvorhaben im Themenbereich Nano-Biotechnologie. Wissenschaftler und Ingenieure erarbeiten hier nano-strukturierte Oberflächen, auf denen bestimmte Zellen wachsen. Ziel der Forscher ist es, einen Apparat zu entwickeln, der auf Wunsch bestimmte Zellen – beispielsweise zur Behandlung von Krebs oder Autoimmunkrank-heiten – produzieren kann. Das Prinzip ist von der Natur abgeguckt: Im menschlichen Körper sorgt der Kontakt mit unterschiedlichen Makromolekülen dafür, dass sich aus Stammzellen 220 unterschiedliche Zelltypen entwickeln. Weitere Projekte, die Fraunhofer-Forscher im 6. Forschungsrahmenprogramm koordinieren, sind „InMAR“ und „PharmaPlanta“. Bei ersterem geht es um die Entwicklung intelligenter Materialien für die Schallreduktion. Bei zweiterem wird untersucht, wie sich mit Hilfe genetisch veränderter Pflanzen pharmazeutische Wirkstoffe gewinnen lassen.

Auch im 7. Forschungsrahmenprogramm, das zu Beginn dieses Jahres anlief, haben die Fraunhofer-Forscher zahlreiche Projekte beantragt. Beteiligt sind Ingenieure und Wissenschaftler unter anderem an der geplanten Initiative „Clean Sky JTI“. Deren Ziel ist es, innovative Technologien zu entwickeln, die den Luftverkehr der Zukunft energieeffizient, leise und emissionsarm machen können. Einzigartig an der Initiative ist, dass alle Akteure der Luftfahrtbranche in einer Public Private Partnership zusammenarbeiten. Durch die enge Kooperation von Forschern und Anwendern soll die Wettbewerbsfähigkeit Europas gesteigert werden.

„Es gibt viele Gründe in Europa für Europa zu forschen“, resümiert Bullinger. „Wir bei Fraunhofer sind stolz darauf, dass wir einen Beitrag leisten können zur künftigen Technologieentwicklung und zur Gestaltung einer neuen, überregionalen Forschungsszene. Wir wollen daher auch die Initiative der EU, den Forschungsraum Europa nachhaltig zu gestalten, mit unterstützen.“

Media Contact

Dr. Janine Drexler idw

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