Geisteswissenschaften bringen antike Skulpturen zum Sprechen

In den Depots vieler Museen lagern Schätze, die fachgerecht gehoben und aufbereitet werden müssen, bevor sie der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Mit dem neuen Förderschwerpunkt „Übersetzungsfunktion von Geisteswissenschaften“ stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr der Geisteswissenschaften die Erforschung dieser Bestände.

„Wir werden die Forschung in und mit Museen stärken und die Vernetzung von Museen mit Hochschulen und Forschungsinstituten erhöhen. Außerdem fördert das BMBF die geisteswissenschaftliche Forschung zum Thema „Übersetzen“. Dafür stellen wir in den nächsten drei Jahren bis zu fünf Millionen Euro jährlich zur Verfügung“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan am Donnerstag während der Präsentation des neuen Förderschwerpunktes im Skulpturendepot des Pergamonmuseums in Berlin.

Schavan verdeutlichte, dass das Übersetzen eine Kernkompetenz der Geisteswissenschaften ist. Diese Expertise zeigt sich in den unterschiedlichsten Anwendungen: Nicht nur beim Kontakt mit fremden Kulturen oder bei der Diskussion verschiedener Fachdisziplinen, sondern insbesondere auch bei der Vergegenwärtigung eigener und fremder Traditionen sind Übersetzungsleistungen gefragt. So tragen die Geisteswissenschaften beispielweise dazu bei, Gestik, Kleidung oder Funktion einer antiken Statue zu „entziffern“ – also ihre Bedeutung für die heutigen Betrachter zu erschließen.

„Neue Allianzen zwischen Museen und Forschungsinstituten versprechen überraschende und innovative Ergebnisse und zeigen deutlich die vielfältigen Anwendungsfelder geisteswissenschaftlicher Forschung“ sagte Schavan. Die Bundesforschungsministerin initiierte im Jahr der Geisteswissenschaften gemeinsam mit dem Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Prof. Dr. Martin Roth, den neuen BMBF-Förderschwerpunkt mit dem Anwendungsfeld „Forschen in und mit Museen“.

Facetten des Übersetzens werden auch deutlich, wenn das Entziffern der Keilschrift oder die Analyse metrologischer Systeme in Mesopotamien als Verschränkung von Bild, Schrift und Zahl betrachtet werden. Expertin für Altorientalistik an der Freien Universität Berlin ist Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum, die wesentlich zur Definition der Inhalte des neuen Förderschwerpunktes beigetragen hat. An einer Skulptur im Pergamonmuseum zeigte Prof. Dr. Peter-Klaus Schuster, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, wie eine solche Übersetzungsleistung konkret aussehen kann.

Der neue Schwerpunkt ist Teil der Förderinitiative „Freiraum für die Geisteswissenschaften“. Die Förderinitiative will die geisteswissenschaftliche Forschung strukturell stärken, die Schnittstellen zwischen Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften entwickeln, die internationale Wahrnehmung geisteswissenschaftlicher Forschung in Deutschland intensivieren sowie Anwendungsfelder geisteswissenschaftlicher Forschung fördern.

Die Förderrichtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften“ finden Sie im Internet unter: http://www.bmbf.de/foerderungen/10761.php

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