BWL hat "Umwelt" und "Nachhaltigkeit" in den Kanon von Lehre und Forschung aufgenommen

Tatsächlich werden diese Themen jedoch für Unternehmen immer bedeutsamer, hängen doch ihre gesellschaftliche Anerkennung, ihr Image und damit nicht zuletzt ihre wirtschaftlichen Zukunftsaussichten auch davon ab, ob und in welchem Umfang sie freiwilliges Engagement für die sog. Nachhaltige Entwicklung an den Tag legen. Deshalb erkennen immer mehr Unternehmen, dass eine nachhaltige Unternehmensführung, also die frühzeitige Beachtung nicht nur der ökonomischen, sondern auch der ökologischen und sozialen Folgen wirtschaftlichen Handelns, von wachsender Bedeutung ist, wenn sie ihre Marktposition langfristig sichern wollen.

Dem trägt auch die Betriebswirtschaftslehre Rechnung, indem sie für die Unternehmenspraxis Handlungsmöglichkeiten und Managementinstrumente für nachhaltiges Wirtschaften entwickelt. Bereits seit 1990 besteht dazu im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft eine wissenschaftliche Kommission, die sich regelmäßig zu wissenschaftlichen Konferenzen trifft, um neueste Forschungsergebnisse auszutauschen. Das diesjährige Treffen der umwelt- und nachhaltigkeitsorientierten Betriebswirte fand vom 4. bis zum 6. Oktober an der Universität Kassel statt. Diskutiert wurde nicht nur, wie es gelingen kann, nachhaltige Unternehmensführung weiter zu fördern, sondern auch, wie es zukünftig besser gelingen kann, den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften diese Thematik zu vermitteln und auch die Forschung auf dem Gebiet umwelt- und nachhaltigkeitsorientierter Unternehmensführung auszubauen. Über 40 betriebswirtschaftliche Forscherinnen und Forscher aus dem gesamten Bundesgebiet diskutierten über das Thema „Stand der umweltbezogenen betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre an deutschen Universitäten und Fachhochschulen“.

Der Tenor der Vorträge und Diskussionsbeiträge: Die Umwelt- und Nachhaltigkeitsthematik ist im Forschungs- und Lehrkanon der Betriebswirtschaftslehre inzwischen fest verankert, je nach Teildisziplin jedoch unterschiedlich breit akzeptiert. So ist z.B. in der betriebswirtschaftlichen Produktionstheorie die Einsicht, dass die Produktion von Gütern und Leistungen zwingend mit der Produktion sog. Kuppelprodukte, also unerwünschter Nebenfolgen verbunden ist, inzwischen zu einer allgemein anerkannten Einsicht geworden. Etwas schwieriger ist dagegen z.B. der Stand des umwelt- und nachhaltigkeitsbezogenen Marketings, wo insbesondere die immer noch gering entwickelte Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für umweltverträgliche und fair gehandelte Produkte das Nachhaltigkeits-Marketing immer wieder in Argumentationsnot bringt. Die umweltorientierte Wirtschaftsinformatik dagegen, die Instrumente für das betriebliche Stoffstrommanagement und die internetbasierte Nachhaltigkeitsberichterstattung bereitstellt, hat sich zu einem attraktiven Forschungsgebiet entwickelt.

In der akademischen Lehre ist das Fach Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement bisher nur an wenigen Universitäten und Fachhochschulen zum Pflichtbestandteil des Studiums geworden. Zumeist ist es eines von mehreren Wahlfächern, die sich nicht immer der breiten Aufmerksamkeit der Studierenden erfreuen. Ausnahmen sind hier vor allem die Universitäten Kassel und Oldenburg sowie die Fachhochschule Trier/Campus Birkenfeld. Hier sind besondere Bachelor- und/oder Masterstudiengänge eingerichtet worden oder in Planung, die die Umwelt- und Nachhaltigkeitsthematik aus sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive beleuchten und sich reger Nachfrage erfreuen. Die Tagungsergebnisse werden im Frühjahr 2007 in einem Sonderheft der Fachzeitschrift „UmweltWirtschaftForum“ (Springer-Verlag) veröffentlicht.

Info
Universität Kassel
Prof. Dr. Jürgen Freimann
Fachgebiet Nachhaltige Unternehmensführung
tel (0561) 804 3739
e-mail kuhn@wirtschaft.uni-kassel.de

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Prof. Dr. Jürgen Freimann Universität Kassel

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