Ein Jahr Landauer Bildungsbarometer: Vier plus für das deutsche Bildungssystem

Auch nach einem Jahr Bildungsbarometer bekommt das deutsche Bildungssystem nur die Note Vier plus. Trotz der seit PISA 2000 in Gang gesetzten Maßnahmen sind die Politiker für die deutsche Bildungsmisere hauptverantwortlich, meint die Mehrheit der Befragten (51 Prozent). Auf Platz 2 landen die Eltern (20 Prozent), die Lehrerinnen und Lehrer auf Platz 3 (11 Prozent). Die Frauen benoten die Qualität von Berufsvorbereitung an den Schulen und das Bildungsniveau in Deutschland schlechter als die Männer. Regional bezogen erhalten Bildungswesen und Berufsvorbereitung im Osten die schlechtesten, im Süden die besten Noten, während die Noten im Westen und Norden dazwischen rangieren.

Seit rund einem Jahr gibt es erstmals in Deutschland das „Bildungsbarometer“, ein Kooperationsprojekt des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau, des Senders 3Sat und der Wochenzeitung DIE ZEIT, das einmal im Vierteljahr dem deutschen Bildungssystem auf den Zahn fühlt. Für die Online-Befragungen konnten die Wissenschaftler des zepf 2.500 Personen aus allen deutschen Regionen mit unterschiedlichen Schulabschlüssen im Altern zwischen 18 und 65 Jahren gewinnen. „Pro Befragung wählen wir daraus 1.000 Personen aus, bei der folgenden Untersuchung werden jeweils 500 Personen ausgewechselt“, erklärt Professor Reinhold S. Jäger, Leiter des zepf, das Vorgehen. „So erreichen wir Repräsentativität mit Blick auf regionale Zugehörigkeit und Geschlecht.“

Lebensnähe und Bildung statt Bundeswehr

Eine deutliche Mehrheit aller Befragten spricht sich für eine Erhöhung der Bildungsausgaben aus (91 Prozent). 38 Prozent sehen Einsparpotenzial in der öffentlichen Verwaltung, 29 Prozent in der Landesverteidigung und 12 Prozent bei der Entwicklungshilfe. In den vier bislang durchgeführten Befragungen machten die Teilnehmer zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung von Bildung in Deutschland: eine größere Praxis und Lebensnähe von Schulbildung (96 Prozent), die Verbesserung der Ausbildung der Lehrkräfte und Erzieher (95 Prozent), die Anerkennung von außerhalb der Schule erworbenen Lernleistungen (92 Prozent), die Verbesserung der Beratung für Lernende (90 Prozent), die Bildung für Benachteiligte (85 Prozent), die Stärkung des dualen Ausbildungssystems (84 Prozent), die Sprachförderung für ausländische Mitbürger (83 Prozent) und eine Orientierung an internationalen Standards (81 Prozent). Die Einschulung mit fünf Jahren liegt mit 33 Prozent abgeschlagen am Ende der Reformüberlegungen, gefolgt von der Verkürzung der Ausbildungsdauer (43 Prozent).

Am meisten überrascht hat die Wissenschaftler am zepf die Resonanz auf eine Bildungssteuer: 66 Prozent der Befragten wären mit einer solchen Steuer einverstanden und bereit, durchschnittlich 38,31 Euro pro Monat zu bezahlen. Bei den Befragten mit Abitur waren es sogar 43,18 Euro.

Das Bildungsbarometer wird auch 2006 Deutschlands Schulen und Hochschulen wieder unter die Lupe nehmen und facettenreich messen. Wer an der Befragung teilnehmen möchte, kann sich jederzeit auf der Webseite des „Bildungsbarometers“ registrieren lassen. „Wir sind auch Fragestellungen gegenüber offen, die an uns herangetragen werden“, bekräftigt Bildungswissenschaftler Jäger. Er geht davon aus, dass mit dem Bildungsbarometer auch Ideen der Bildungspolitik auf den Prüfstand gestellt werden können, bevor diese öffentlich diskutiert werden und empfiehlt deshalb das Bildungsbarometer allen Bildungspolitikern.

Kontakt:
Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger,
E-Mail: jaeger@zepf.uni-landau.de
Tel.: 06341-906-175

Media Contact

Bernd Hegen idw

Weitere Informationen:

http://www.bildungsbarometer.de

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