Forschungen zur Europäisierung der Berufsbildung und deren Vergleichbarkeit

Mit zwei Forschungsprojekten sollen Kompetenzstandards für den europäischen Vergleich beruflicher Fähigkeiten erarbeitet werden. Das Forschungsprojekt ’Wechselseitige Anerkennung vorgängig erworbenen Wissens in der Pflege’ ist ein Kooperationsvorhaben zwischen Wissenschaftler/innen der Uni Kassel und der FH Fulda. Das Thema ’Europäisierung der Berufsbildung’ wird im Kasseler Institut für Berufsbildung in Kooperation mit der Volkswagen Coaching GmbH bearbeitet.


Kassel. Mit zwei Forschungsprojekten sollen Kompetenzstandards für den europäischen Vergleich beruflicher Fähigkeiten erarbeitet werden. Das Forschungsprojekt ’Wechselseitige Anerkennung vorgängig erworbenen Wissens in der Pflege’ ist ein Kooperationsvorhaben zwischen Wissenschaftler/innen der Uni Kassel und der FH Fulda. Das Thema ’Europäisierung der Berufsbildung’ wird im Kasseler Institut für Berufsbildung in Kooperation mit der Volkswagen Coaching GmbH bearbeitet.

Das ehrgeizige Ziel europäischer Politik ist es, Europa bis 2010 zum wettbewerbfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftraum zu machen. Bildung hat zur Erreichung dieses Ziels eine bedeutende Schlüsselrolle inne. Europapolitik wird in diesem Sektor aber dadurch erschwert, dass Bildungssysteme in den Nationen ganz unterschiedlich funktionieren – und diese Unterschiede auch bewahrt werden sollen. Um berufliche Qualifizierung auf europäischer Ebene zu fördern, müssen jedoch Zeugnisse und Abschlüsse vergleichbar gemacht und gegenseitig anerkannt werden. Ein Instrument dazu liefert der Europäische Qualifikationsrahmen. Ein Entwurf dieses European Qualifications Framework (EQF) wurde im Juli dieses Jahres von der EU Kommission vorgelegt und soll nach der laufenden Konsultationsphase ab 2006 auf freiwilliger Basis in den Ländern umgesetzt werden.

Nationale Zeugnisse und Abschlüsse sollen auf diesen gemeinsamen Rahmen Bezug nehmen, so dass sie sich besser vergleichen und bewerten lassen. Menschen können ihre Kompetenzen dann leichter von Nation zu Nation, aber auch zwischen der beruflichen und allgemeinen Bildung anerkennen lassen. Ebenfalls sollen Karrierewege nach oben durchlässiger sein, beispielsweise vom Meister zum Hochschulstudium.

Die Währung innerhalb des europäischen Arbeits- und Bildungsmarkt soll – in Verbindung mit einem Leistungspunktesystem – die erworbene Kompetenz sein. Bei der Anerkennung von beruflichen Kompetenzen spielt es keine Rolle, an welcher Institution und wie lange eine Person berufliche Handlungsfähigkeit erworben hat. Entscheidend ist, dass die berufliche Handlung fachgerecht und verantwortungsbewusst ausgeführt werden kann.

UNIK-Projekt „Europäisierung der Berufsbildung“

Am Institut für Berufsbildung der Universität Kassel werden unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Clement in zwei Forschungsprojekten Verfahren zur „europagängigen“ Beschreibung von Kompetenzen entwickelt, die den Europäischen Qualifikationsrahmen als Maßstab nutzen. In dem Projekt Europäisierung der Berufsbildung (EuroB) wird in Kooperation mit der Volkswagen Coaching GmbH ein entsprechendes Konzept exemplarisch für die Berufsausbildung zum/zur Industriemechaniker/in erarbeitet. Das Projekt umfasst über die berufliche Erstausbildung hinaus einen Weiterbildungsgang im Bereich der Robotertechnik bei Volkswagen.

Das Forschungsprojekt Wechselseitige Anerkennung vorgängig erworbenen Wissens in der Pflege (WAWIP) findet in Kooperation mit der Fachhochschule Fulda statt, dort unter Leitung von Prof. Dr. med. Henny Annette Grewe. Ziel des Projekts ist die Annerkennung von Kompetenzen für Hochschulstudiengänge, beispielsweise dem kooperativen Masterstudiengang „Pädagogik für Pflege und Gesundheitsberufe“ der Universität Kassel und der Fachhochschule Fulda. Anhand eines mehrstufigen Rasters sollen Kompetenzen, die in Aus- und Weiterbildung – einschließlich informellen Erfahrungswissens – erworben wurden, für ein Studium angerechnet werden.

Bei der Europäisierung der Bildung geht es nicht darum Bildungssysteme zu vereinheitlichen oder Formen wie das deutsche System dualer Berufsbildung abzuschaffen. Das verbietet ausdrücklich das Harmonisierungsverbot der EU. Vielmehr stellen Kompetenzstandards ein geeignetes Mittel zur Ordnung und Bewertung individuell erworbener beruflicher Fähigkeiten dar. Mit den beiden genannten Projekten soll ein innovativer nationaler Beitrag zur Entwicklung des Europäischen Bildungsraumes geleistet werden.

Info Universität Kassel
Anke Piotrowski, M.A.
FB 07 – Institut für Berufsbildung
Heinrich-Plett-Str. 40
34132 Kassel
tel (0561) 804 4788
e-mail piotrowski@uni-kassel.de

Dipl.-Berufspäd. Christoph Anderka
FB 07 – Institut für Berufsbildung
Heinrich-Plett-Str. 40
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tel (0561) 804 4154
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