Ranking der Shanghai Jiao Tong University belegt deutsche Spitzenposition der Universität Heidelberg

Aktuelles Ranking aus China belegt: Universität Heidelberg spielt eindeutig in der ersten Liga – In Deutschland schnitt nur München besser ab – International dominieren jedoch angloamerikanische Universitäten die globale Wissenschaft – Notwendigkeit einer besseren nationalen Hochschulfinanzierung unübersehbar

Es war ein echtes Mammutprojekt, das sich die Shanghai Jiao Tong University mit dem „Academic Ranking of World Universities – 2005“ vorgenommen hatte. Immerhin galt es, die weltweit 500 besten Hochschulen zu ermitteln. Doch die chinesische Universität hat die Aufgabe glänzend – und vor allem sehr fair – gelöst, und so eine globale Rangliste der herausragenden Standorte geschaffen. Insgesamt wurden hierfür mehr als 2000 Hochschulen unter die Lupe genommen, wobei nur die Top 500 entsprechend gelistet werden konnten – unter denen sich Heidelberg auf Platz 71 – und damit in den Top 100 – wiederfindet.

Somit wird die Bedeutung der Ruprecht-Karls-Universität einmal mehr durch eine internationale Studie untermauert, wie Prof. Dr. Jochen Tröger, Prorektor der Universität Heidelberg, erklärt: „Es freut uns natürlich, dass Heidelberg in dem gerade vorgelegten Ranking – wie auch in allen anderen nationalen und internationalen Rankings – im deutschen Rahmen gut abschneidet. Immerhin sind wir wieder einmal vorne dabei“, meint der für die Forschung zuständige Prorektor. Innerhalb Deutschlands musste sich die Ruperto Carola nur den beiden Münchner Universitäten – der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität – geschlagen geben, während Heidelberg auf europäischer Ebene den 21. Platz hinter Oslo und vor Leiden belegt.

Doch so schön sich das alles auch anhört – insgesamt offenbart sich in diesen Werten das große Dilemma der unzureichenden finanziellen Förderung deutscher Universitäten. „Natürlich sind die Ergebnisse gut. Doch darf man hierbei nicht vergessen, dass die deutschen Universitäten seit Jahren unterfinanziert sind und größte Mühe haben, sich im internationalen Vergleich zu bewähren“, erklärt Jochen Tröger. „Dass wir mit München oder Freiburg – die Albert-Ludwigs-Universität landete im Ranking auf Platz 90 – national in der ersten Liga spielen, ist ja keine Neuigkeit. Das sind unsere klassischen Konkurrenten. Was hingegen nötig wäre, wäre eine bessere Platzierung im internationalen Vergleich“, betont der Prorektor.

Er hofft hierbei, wie viele andere auch, auf die positiven Effekte des Exzellenzwettbewerbs, in dem Heidelberg sehr gut aufgestellt ist. „Wir sind uns sicher, dass mit der künftigen Spitzenforschung auch unsere Spitzenstellung weiter gefestigt wird. Zugleich aber wollen wir den Standort Heidelberg auch mit neuen, innovativen Ideen stärken. Ob es nun um flexiblen Personaleinsatz geht, um bessere Möglichkeiten des Austauschs zwischen den Disziplinen oder um einen Ausbau der Kinderbetreuung durch die Universität, ist hierbei nur eine Frage des Details. Wichtig ist uns generell, dass wir die engen Regeln in Deutschland soweit als möglich aufreißen, um internationale Spitzenforscher von der Ruperto Carola überzeugen zu können – und das über langfristige Zeiträume, und nicht nur kurzfristig. Denn Wissenschaft lebt vom Austausch – und nicht von der Behinderung!“

Wie dynamisch andernorts mitunter gearbeitet wird, sah Professor Tröger bei einem Besuch an eben jener Jiao Tong University in Shanghai, die auch das Ranking schuf. „Das ist regelrecht unglaublich, welch eine Aufbruchstimmung dort herrscht, und welche Beweglichkeit die Universität an den Tag legt“, wundert sich Jochen Tröger, der als Beispiel die Problematik einer Firmenausgründung nennt. „Wenn ein Professor in China eine Ausgründung vornimmt, verhält es sich so, dass die Mitarbeiter seiner Firma im gleichen Gebäude – ja mitunter im gleichen Laborraum – forschen, wie die Universitätsangestellten. Dass hier zuweilen oft Wissenschaftler zwischen den beiden doch sehr eng verwobenen Bereichen ausgetauscht werden, ist klar. Das birgt zwar mannigfaltige Risiken, und ist deshalb so nicht auf Deutschland übertragbar. Doch macht es die Beweglichkeit deutlich, mit der die Forschung in China heute abläuft“, wundert sich Jochen Tröger. „Zudem spürt man dort eine maßlose Begeisterung für das eigene Fach, wie man sie zwar auch an einigen Heidelberger Instituten findet – jedoch nicht in dieser Verbreitung und Intensität.“

Diese Begeisterung, die in Shanghai vorherrscht, schlug sich jetzt auch in einer besseren Bewertung der eigenen Hochschule nieder, kletterte die Jiao Tong Universität doch aus dem summarisch gelisteten Feld der 401 – 450 besten Universitäten in den Bereich 301 – 400. „Dessen ungeachtet muss man der Jiao Tong Universität ein großes Lob für die sehr faire und gründliche Arbeit machen“, betont Jochen Tröger. „Wobei wir natürlich bei jedem Ranking nach den Regeln schauen, wie dieses entstand. Auch das Ranking der Jiao Tong Universität hat einige Schwächen. So wurden beispielsweise Einzelfaktoren wie die Gesamtzahl der in vielen Jahren an einer Hochschule verzeichneten Nobelpreisträger zu hoch bewertet. Diese Gewichtung erscheint uns für die Bewertung der Forschungsleistung einer Universität am Anfang des 21. Jahrhunderts ein wenig zu selektiv.“

Trotzdem wird niemand bezweifeln, wo die weltweite Spitzenforschung zu finden ist, stellen doch Einrichtungen wie Cambridge (Platz 2) oder Oxford (Platz 10) einmal mehr die Qualität britischer Forschungsstätten unter Beweis. Unübersehbar ist jedoch vor allem die enorme Stärke der USA. Einzig die beiden britischen Traditionsuniversitäten stören die US-amerikanische Phalanx der weltweit 19 besten Hochschulen. Erst auf Platz 20 wurde mit der Tokio University eine Institution gelistet, die nicht im angloamerikanischen Raum beheimatet ist. Folglich dürfte das Ranking auch die Diskussion um Elite-Universitäten weiter anheizen. Denn trotz der vergleichsweise guten Platzierung Heidelbergs wird klar, wo das Ziel in der Hochschulentwicklung der kommenden Jahre liegen muss, will man den Anschluss an die internationale Spitze nicht verlieren.

Nähere Informationen sind im Internet verfügbar unter der Homepage der Jiao Tong Universität ed.sjtu.edu.cn/en/index.htm, sowie unter ed.sjtu.edu.cn/ranking.htm, wo die Ergebnisse des „Academic Ranking of World Universities – 2005“ veröffentlicht wurden.
Heiko P. Wacker

Rückfragen bitte an
Prof. Dr. Jochen Tröger
Prorektor der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542306, Fax 562998
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Pressesprecher der Universität Heidelberg
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