Kompetenzplattform "Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette in Unternehmen"

500.000 Euro Fördermittel gehen an die FH Bielefeld

Wie verhalten sich Blechkarosse und Stoßstange, wenn ein Fahrzeug bei Tempo 40 vor eine Steinmauer gesetzt wird? Hält eine Stahlschraube auch bei Temperaturen von bis zu 80 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit allen Belastungen stand? Wie reagiert ein Kunststoffelement auf Dauerfrost? Wie lange trägt ein Rollstuhl einen 95 Kilo schweren Mann? Solche Fragen und viele mehr kann ein Forscherteam der Fachhochschule (FH) Bielefeld demnächst beantworten. Die Professoren haben das fachübergreifende Projekt „Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette in Unternehmen – Von der Idee bis zum Recycling“ ins Leben gerufen, das jetzt von einer Fachjury ausgewählt und von der NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft im Rahmen des Programms zur Förderung von Kompetenzplattformen an Fachhochschulen, kurz KOPF genannt, bewilligt wurde. Verbunden mit der Zusage sind damit insgesamt 500.000 Euro Fördermittel für die nächsten fünf Jahre. Die Bielefelder Professoren wollen zeigen, dass auch kleine und mittelständische Unternehmen ihre Betriebsabläufe mit modernen Datenmanagement- und Simulationssystemen revolutionieren können.

„Noch bevor Produkte oder Systeme heutzutage in die Fertigung und den Vertrieb gehen, können sie mit neuesten Instrumenten der Informationstechnologie in dreidimensionaler Umgebung simuliert, getestet und analysiert werden,“ erklärt Professor Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier, Sprecher der interdisziplinären Forschungsgruppe. „Experten nennen das Product Lifecycle Management, das bedeutet, dass ein Produkt mit Hilfe systematischer Datenverarbeitung mit seinem gesamten Lebenszyklus unter die Lupe genommen werden kann.“ Simulationstechnik und Datenmanagement ist in großen Unternehmen wie beispielsweise bei Automobilherstellern häufig Normalität. In kleinen und mittelständischen Betrieben wird vielfach noch mit so genannten Insellösungen gearbeitet, die einzelne Bereiche aus dem Lebenszyklus eines Produktes oder Systems abbilden, die aber nicht miteinander verknüpft sind. Der innovative Ansatz des interdisziplinären Bielefelder Forscherteams liegt in der Erarbeitung ganzheitlicher und anwendungsorientierter Problemlösungen in Kooperation mit Industriepartnern: „Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette in Unternehmen“ können den gesamten Zyklus von der Idee eines Produktes oder Systems über die Planung, Entwicklung und Fertigung bis hin zum Vertrieb, zur Nutzung und zur Entsorgung abdecken.

„Wettbewerbsvorteile für Unternehmen“

Mit Hilfe moderner Datenmanagement-Systeme lassen sich nach Aussage des Professorenteams alle Bereiche eines Betriebes einbinden, darstellen, auswerten und verifizieren. Im Zusammenspiel mit dreidimensional arbeitender Software wie Computer Aided Design (CAD), Computer Aided Manufacturing (CAM) oder Computer Aided Testing (CAT) könnten Entwicklungszeiten beschleunigt, Betriebsabläufe rationalisiert, könnte die Qualitätssicherung verbessert und die Nachhaltigkeit eines Produktes geprüft werden – von der Idee bis zum Recycling. „Das bedeutet eine enorme Zeit- und Kostenersparnis und bringt damit gerade für kleine und mittelständische Unternehmen Wettbewerbsvorteile“, so die Forschergruppe.

Unterstützt wird die Forschergruppe der Fachhochschule Bielefeld von regionalen und überregionalen Unternehmen wie der Ceres Vision GmbH (Bielefeld, ausgegründet aus der FH Bielefeld), Invacare Deutschland GmbH (Bad Oeynhausen), Princess Interactive Software Technology GmbH (Magdeburg), Heinrich Torwegge GmbH & Co. KG (Bielefeld) sowie der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG (Detmold). Die pro Anfrage individuell zusammengesetzten Projektteams erarbeiten Lösungen für alle Branchen und Bereiche – dabei können sowohl ganzheitliche, neue Vernetzungen geschaffen als auch vorhandene Systeme miteinander verknüpft werden. Da die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der FH Bielefeld eng in Lehre und Studium eingebunden sind, lassen sich betriebliche Problemstellungen auch anwendungsgerecht in von den beteiligten Professoren betreute Projekt- und Abschlussarbeiten einbinden.

Beteiligt an der Kompetenzplattform sind die Professoren Dr.-Ing. Stefan Dormeier (Fachgebiet Mess- und Regeltechnik), Dr.-Ing. Roland Friedrich (CAE/Rapid Prototyping), Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier (Materialfluss/CAT), Dr.-Ing. Gisbert Jäckel (Konstruktionssystematik/CAD), Dr.-Ing. Christoph Jaroschek (Kunststofftechnik), Dr.-Ing. Reinhard Kaschuba (Methoden der PE), Dr.-Ing. Ulrich Kramer (Simulationstechnik), Dr. rer.nat. Christian Schröder (Softwareengineering), Dipl.-Des. Torsten Stapelkamp (Mensch-Maschine-Interaktion) und Dr.-Ing. Andreas Tenzler (PMD/CAD), die ihr Wissen jetzt in Kooperation mit externen Partnern der Wirtschaft zugänglich machen werden.

Kontakt & weitere Informationen:

Fachhochschule Bielefeld
KOPF Vernetzte Simulationen
Professor Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier
Wilhelm-Bertelsmann-Straße 10
33602 Bielefeld

Media Contact

Petra Werdin idw

Weitere Informationen:

http://www.fh-bielefeld.de/simulation

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