Bulmahn: „Durchschnittsplatz für Deutschland kann nicht zufrieden stellen“

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn sieht angesichts der deutschen Werte bei der jüngsten internationalen PISA-Studie die Schulreform noch auf einem langen Weg. „Der aktuelle Zustand unseres Bildungssystems kann niemanden ernsthaft zufrieden stellen“, sagte sie am Dienstag in Berlin.

Ein Durchschnittsplatz sei für Deutschland nicht ausreichend. Die fortgesetzte Vernachlässigung schwächerer Schüler bezeichnete sie als „Armutszeugnis“. „Die sehr viel schlechteren Chancen für Kinder aus unteren Einkommensschichten auf gute und erfolgreiche Bildung sind für ein Land wie Deutschland beschämend.“

Bulmahn forderte ein Umdenken in der Bildungsdebatte. Dafür müsse auch mit Tabus aufgeräumt werden. „Wir müssen uns fragen, ob die frühe Auslese von 10-jährigen Kindern nach der vierten Klasse der richtige Weg ist.“ Auch die OECD-Experten bezweifelten, dass die Gesamtleistung allein mit der weiteren Optimierung des bestehenden gegliederten Bildungssystems erzielt werden könne, sagte die Ministerin. „Ich bin persönlich überzeugt davon, dass wir mittel -und langfristig das dreigliedrige Schulsystem überwinden müssen.“

In den erfolgreichen Nationen würden Kinder früher und individuell gefördert. Dies werde nun auch in Deutschland mit dem Aus- und Aufbau von Ganztagsschulen schrittweise Realität. „Wir unterstützen die Länder mit vier Milliarden Euro für das größte Schulprogramm, das es jemals gegeben hat.“ Im Schuljahr 2004/2005 würden in allen Regionen Deutschlands durch das Investitionsprogramm des Bundes „Zukunft Bildung und Betreuung“ mehr als 3.000 Ganztagsschulangebote gefördert. Bulmahn sagte den Ländern weitere Unterstützung der Bundesregierung zu. „Wir erzielen in Deutschland Fortschritte im Bildungssystem nur dann, wenn Bund und Länder zusammenwirken.“ Dazu gehöre die Streichung der Eigenheimzulage, die gerade bei Ländern und Kommunen Milliarden Euro für die Bildung freisetzen könne. Das Geld werde vor Ort dringend benötigt zur Einstellung von Lehrern, Sozialpädagogen oder Erzieher.

Die Ministerin bezeichnete national einheitliche Bildungsstandards und ihre Überprüfung als entscheidend für einen besseren Unterricht mit besserer Betreuung und individueller Förderung. Schulen und Lehrer benötigten mehr Spielräume für die Entwicklung eigener Schulprofile und eine klare Orientierung darüber, welche Kompetenzen ihre Schüler erreichen müssen. Hierfür seien intensive Unterstützung der Schulen und die Evaluation ihrer Leistungen notwendig. „Wir brauchen neben den internationalen Studien auch die nationale Überprüfung unseres Bildungssystems“, sagte Bulmahn. Die gemeinsam zwischen Bund und Ländern vereinbarte Nationale Bildungsberichterstattung werde 2006 den ersten Bericht vorlegen.

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