"World Year of Physics" – Deutschland feiert 2005 den Nobelpreisträger Albert Einstein

Deutschland feiert 2005 das Einsteinjahr, eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Anlass sind der 100. Geburtstag der Relativitätstheorie und der 50. Todestag des weltberühmten Wissenschaftlers.

1905 veröffentlichte Albert Einstein fünf Aufsätze, die unser Weltbild tiefgreifend veränderten. Diese Arbeiten revolutionierten die klassische Vorstellung von Raum, Zeit, Materie und Energie.

Die UNESCO hat das Jahr 2005 zum „World Year of Physics“ erklärt. In Deutschland richten das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Initiative Wissenschaft im Dialog das Einsteinjahr aus.

Zentrale Akteure sind: Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Deutsche Physikalische Gesellschaft, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und das Einstein Forum.

Das Einsteinjahr würdigt einen Menschen, der die Welt bis heute fasziniert und begeistert. Albert Einstein, ein genialer Wissenschaftler, von der Weltöffentlichkeit bewundert – Physiker, Querdenker, Pazifist, Weltbürger und Visionär.

Albert Einstein lebte und lehrte von 1914 bis zu seiner Emigration in die USA 1933 in Berlin und Potsdam, deshalb sind diese beiden Städte zentrale Veranstaltungsorte des Einsteinjahres 2005. Doch auch bundesweit feiern Städte von Bremen bis München, von Hannover bis Ulm, die Wissenswerte unserer Zeit.

100 Jahre Relativitätstheorie

Nur selten geschieht es, dass ein Wissenschaftler gleich mehrere Theorien entwickelt, die unser Verständnis der Natur revolutionieren. Noch seltener kommt es vor, dass sich ein einzelner Naturwissenschaftler auf unterschiedlichen Gebieten so grundlegende Neuerungen ausdenkt, dass er für jede einzelne Idee den Nobelpreis verdient hätte.

Fast unmöglich scheint es, dass beides von einem 26-Jährigen vollbracht wurde. Ganz und gar unglaublich und umso faszinierender ist es, dass Albert Einstein das alles in einem einzigen Jahr geschafft hat. Doch genauso war es. In Einsteins „Wunderjahr“ 1905 veröffentlicht er in atemberaubendem Tempo fünf Aufsätze – einer davon ist seine Dissertation. Zwei dieser Aufsätze stellen die ganze theoretische Physik auf den Kopf.

Statt des Wortes „Wunderjahr“ wird oft die lateinische Entsprechung verwendet, „Annus mirabilis.“ Damit hatte man seit langer Zeit das Jahr 1666 bezeichnet, in dem der legendäre Isaac Newton die Grundlagen der modernen Physik schuf.

Einstein reicht am 17. März 1905 eine Schrift über die Strahlung und die energetischen Eigenschaften des Lichtes bei einem der angesehensten Fachblätter für theoretische Physik ein, den „Annalen der Physik“. Sie sei, so schreibt er seinem Freund Conrad Habicht, „sehr revolutionär“. Und tatsächlich versetzt Einstein die Welt der Physik in Aufruhr, weil er zeigt, dass Licht Teilcheneigenschaften hat. Damit erklärt er den Photoelektrischen Effekt, der besagt, dass Licht sich in Elektrizität verwandeln kann. Für diese Arbeit wird er später, 1921 (verliehen 1922), den Nobelpreis für Physik erhalten.

Am 30. April 1905 schließt Einstein seine 21-seitige Dissertation ab. Er kombiniert darin zwei ganz verschiedene Theorien: die klassische Theorie über bewegte Flüssigkeiten und Gase und die Theorie über Lösungen in Flüssigkeiten. Als Erster gibt er damit Antwort auf eine drängende Frage der Physik: Gibt es wirklich Atome, und wenn ja, wie kann man sie zählen und ihre Größe bestimmen? Die Arbeit gehört heute zu den grundlegendsten und meistzitierten Arbeiten in der Physik.

Weniger als zwei Wochen später, am 11. Mai 1905, bekommt die Redaktion der „Annalen der Physik“ den nächsten Artikel zugeschickt. Einstein liefert darin erstmals die richtige Erklärung dafür, warum leblose Teilchen unter dem Mikroskop ganz feine, ungeordnete Bewegungen ausführen. Dieses Phänomen ist auch als Brownsche Molekularbewegung bekannt.

Schon am 30. Juni liefert die Post den nächsten Artikel bei der Redaktion der „Annalen der Physik“ ab. Diesmal geht es um ein ganz neues Prinzip. Es handelt sich um das, was wir mittlerweile die „Spezielle Relativitätstheorie“ nennen. Am 27. September folgt schon ein weiterer Artikel über die Spezielle Relativitätstheorie. Dieser enthält die wohl berühmteste aller Formeln: E=mc². Und schließlich, am 19. Dezember 1905, führt er seine Gedanken über die Brownsche Molekularbewegung weiter aus.

Die Artikel aus dem Wunderjahr 1905 dokumentieren eine einzigartige Serie wegweisender Einfälle und Entdeckungen aus der Welt der Physik. Einsteins bahnbrechende Gedanken sind es wert, sie 100 Jahre nach ihrem Erscheinen gebührend zu würdigen und zu feiern.

„Aus Ihnen wird nie etwas, Einstein!“

Albert Einstein wird am 14. März 1879 in Ulm geboren und verbringt seine Kindheit in München. Er ist ein ungewöhnliches Kind. Nur langsam lernt er sprechen. Bis er sieben Jahre alt ist, sagt er jeden Satz erst einmal leise vor sich hin, bevor er ihn laut ausspricht.

Aber auch wenn er einen verschlossenen Eindruck erweckt: Er interessiert sich schon früh für die Welt der Ideen und der Physik. In der Schule ist Einstein, anders als die Legende es will, nicht schlecht, sondern durchschnittlich – außer in Physik, da sind seine Leistungen sehr gut. Als Student an der Eidgenössischen Polytechnischen Hochschule (ETH) in Zürich bekommt er immer hervorragende Noten. Manche Lehrer meinen allerdings, aus Einstein werde nie etwas, weil er eigensinnig und lernunwillig sei. Kurz nach seinem Abschlussexamen schickt er seinen ersten wissenschaftlichen Artikel an die „Annalen der Physik“, eine der renommiertesten Zeitschriften auf diesem Gebiet.

Er findet nicht sogleich Arbeit. Nach zwei Jahren erfolgloser Suche erhält er eine feste Anstellung beim Schweizerischen Patentamt in Bern. Als Beamter des Patentamtes verbringt Einstein sieben glückliche Jahre in Bern. Er heiratet seine Kommilitonin Mileva Maric, sie haben gemeinsam zwei Söhne; die vor der Eheschließung geborene Tochter Lieserl wird unmittelbar nach der Geburt zur Adoption freigegeben, Einstein hat sie nie gesehen. Frei von Geldsorgen geht Einstein in der Freizeit seinen Interessen nach: Er beschäftigt sich mit den Theorien über Atome, Elektronen, Raum und Zeit.

1905 – in Einsteins „Annus mirabilis” – öffnet der 26-Jährige in kurzer Zeit mehr Horizonte in der Physik als irgendjemand zuvor. Er veröffentlicht in kurzer Folge fünf bahnbrechende Aufsätze – unter anderem einen Aufsatz zum Photoelektrischen Effekt, für den er 1921 den Nobelpreis erhält. Auch seine berühmteste Formel, E=mc2, schreibt er in diesem Wunderjahr nieder – jene Gleichung, die fast jeder kennt und die doch kaum jemand so recht zu erklären vermag. Diese Formel ist Teil der „Speziellen Relativitätstheorie“, die Einstein zunächst die Anerkennung der Fachkollegen und später allgemeinen Ruhm einbringt.

Nach einigen Jahren als Professor in Zürich und Prag zieht es ihn nach Berlin, dem damaligen Zentrum der naturwissenschaftlichen Forschung schlechthin. Von 1914 bis 1932 lebt und arbeitet er dort als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und als Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik. Es sind 18 ereignisreiche Jahre, eine politisch wie privat bewegte Zeit. Nach der Scheidung von seiner Frau Mileva heiratet er seine Cousine Elsa Löwenthal und adoptiert ihre beiden Töchter aus erster Ehe.

1919 gerät Einstein schlagartig in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Der Grund: die „Allgemeine Relativitätstheorie“, die er vier Jahre zuvor aufgestellt hat, wird durch astronomische Beobachtungen bestätigt. Eine der zentralen Vorhersagen war, dass Licht im Gravitationsfeld der Sonne abgelenkt werde. Dieser minimale Effekt kann jedoch nur während einer totalen Sonnenfinsternis beobachtet werden. Im Jahr 1919 gelingt dies einer britischen Expedition. Das spektakuläre Ereignis kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges macht Einstein zu einer internationalen Berühmtheit.

Einstein stellt seine Prominenz in den Dienst politischer und sozialer Ziele. Er setzt sich aktiv für Zionismus und Pazifismus ein und unterstützt zahlreiche Initiativen und Aktionen zum Erhalt und Ausbau demokratischer Rechte. Die Reichsregierung bedient sich Einsteins als Botschafter des neuen demokratischen Deutschlands in Europa und der Welt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Sieg des Antisemitismus wird Einstein als Jude und sein wissenschaftliches Werk als „jüdische Physik“ diffamiert. Der im Ausland weilende Einstein erklärt daraufhin seinen Austritt aus der Akademie und kehrt bis zu seinem Tod nicht mehr nach Deutschland zurück. Das nationalsozialistische Deutschland verstößt und enteignet den zuvor gefeierten Wissenschaftler.

Von Herbst 1933 bis April 1955 lebt Einstein in den USA. Seine bekannteste und zugleich folgenreichste politische Tat im Exil ist wohl der Brief, den er kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt schreibt. Darin weist er aus der Befürchtung heraus, dass Deutschland in der Lage sein könnte, eine Atombombe zu bauen, auf die Notwendigkeit einer verstärkten Anstrengung bei der Entwicklung einer US-Atombombe hin. Nach dem Einsatz der ohne sein persönliches Zutun gebauten Bombe in Japan und der Erkenntnis, dass hiermit ein für die Menschheit verhängnisvoller Weg beschritten worden ist, widmet Einstein den Rest seines Lebens dem Ziel Atombomben zu ächten.

In seinen späteren Jahren beschäftigt sich Einstein wissenschaftlich verstärkt mit der Quantentheorie und der Formulierung einer einheitlichen Feldtheorie – der so genannten Weltformel – die Schwerkraft und Elektrodynamik miteinander vereinen soll. Aber trotz intensiver Arbeit und langer Suche findet er sie nicht.

Einstein stirbt am 18. April 1955 im Alter von 76 Jahren. Alle Versuche, die einheitliche Feldtheorie zu definieren, sind bislang ohne Erfolg geblieben. Auch 50 Jahre nach Einsteins Tod lautet die Frage immer noch: Wird es die „Weltformel“ jemals geben?

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Einsteinjahr

Weitere Informationen:

http://www.einsteinjahr.de

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