Helmholtz-Gemeinschaft stellt Strategie für die Forschungsbereiche Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien vor

Umstellung auf neues Finanzierungsmodell der programmorientierten Förderung für die Helmholtz-Forschung abgeschlossen.

Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren hat heute ihre Strategie für die beiden Forschungsbereiche Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien in den nächsten fünf Jahren vorgestellt. Im kommenden Jahr werden insgesamt 526 Millionen Euro Fördermittel in die zehn Programme dieser Forschungsbereiche investiert. Das entspricht rund einem Drittel des grundfinanzierten Budgets der Helmholtz-Gemein¬schaft. Mit der neuen Ausrichtung der beiden Forschungsbereiche hat die größte deutsche Forschungsorganisation einen Meilenstein ihrer grundlegenden Strukturreform erreicht: In nur drei Jahren hat sie alle sechs Forschungsbereiche auf eine wettbewerbsbasierte Förderung umgestellt, die sich an wissenschaftlicher Qualität und strategischer Relevanz der Forschung orientiert.

Mit Jahresbeginn 2005 gilt die so genannte programmorientierte Förderung für die gesamte Helmholtz-Forschung. Bei dem neuen Finanzierungsmodell werden wissenschaftliche Programme anstelle von Institutionen gefördert. Basis dafür sind die Begutachtungen durch internationale Experten und die Empfehlungen des Helmholtz-Senats. In den vergangenen drei Jahren haben insgesamt 360 Experten die 30 Helmholtz-Programme in den sechs Forschungsbereichen beurteilt. Der extern besetzte Senat schlägt Bund und Ländern danach vor, wie die insgesamt vorgesehenen Mittel auf die verschiedenen Forschungsprogramme aufgeteilt werden sollen. „Diese grundlegende Neustrukturierung ist für alle Beteiligten ein Kraftakt, insbesondere für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Aber er lohnt sich“, sagte der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Walter Kröll. „Wir haben mehr Klarheit über unsere Ziele und eine deutliche Fokussierung auf unsere Stärken. Bereits jetzt haben wir deutlich an internationaler Reputation gewonnen.“

In diesem Jahr haben 121 renommierte Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, davon zwei Drittel aus dem Ausland, die Forschungsbereiche Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien auf den Prüfstand gestellt. „Ihre Empfehlungen helfen uns, herausragende Vorhaben und Gruppen zu identifizieren und unsere Kräfte dort zu konzentrieren“, so Kröll. „Exzellenz und Relevanz stehen für uns an erster Stelle. Und natürlich müssen auch strukturelle Veränderungen sein, wenn man mit begrenzten Ressourcen international wettbewerbsfähige Spitzenforschung betreiben will.“

Forschungsbereich Schlüsseltechnologien

Im Forschungsbereich Schlüsseltechnologien konzentriert sich die Helmholtz-Gemeinschaft auf komplexe neue Technologien mit einem langfristigen Innovationspotenzial für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland. „Unsere Arbeiten zielen auf eine industrielle Anwendung“, erklärte Prof. Dr. Manfred Popp, Koordinator des Forschungsbereiches Schlüsseltechnologien und Vorsitzender des Vorstandes des Forschungszentrums Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft. „Dort, wo es sinnvoll ist, bearbeiten wir die gesamte Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung bis zum Markt – das ist innovationsorientierte Forschung.“

Künftig will sich die Gemeinschaft noch stärker auf industrierelevante Projekte konzentrieren und die Zusammenarbeit mit der Industrie ausbauen. Zwei Programme wurden besonders gut beurteilt: „Nanotechnologie“ und „Informationstechnologie mit nanoelektronischen Systemen“. Hier werden die physikalischen und technologischen Möglichkeiten von immer leistungsfähigeren und kleineren Prozessoren sowie Speicherbausteinen für die Computer von übermorgen erforscht. Dazu soll ein Nanoarchitekturlabor aufgebaut werden. Die beiden Programme Nanotechnologie und Mikrosystemtechnik werden im nächsten Jahr zusammengeführt und bilden mit knapp 40 % das größte Programm.

Insgesamt sehen die Finanzierungsempfehlungen für den Forschungsbereich Schlüsseltechnologien im Jahr 2005 Mittel in Höhe von 112 Millionen Euro vor (ohne Drittmittel), die bis 2009 um jährlich zwei Prozent steigen sollen. An den Arbeiten in diesem Forschungsbereich sind folgende Helmholtz-Zentren beteiligt: das Forschungszentrum Jülich (FZJ), das Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) und das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht (GKSS).

Forschungsbereich Struktur der Materie: Großgeräte für die Forschung

Entwicklung und Betrieb von Großgeräten für eine weltweite Nutzergemeinschaft und für eigene Forschung ist ein zentraler Auftrag der Helmholtz-Gemeinschaft. „Teilchenbeschleuniger, Synchrotronstrahlen, Neutronen- und Ionen-Quellen: Solche Großgeräte zu betreiben, das erfordert erhebliche Ressourcen, Fachwissen und Management-Kompetenzen. Leisten können dies nur große Forschungszentren. Zu Recht ist der Großgerätebetrieb also eine Helmholtz-Kernaufgabe, vornehmlich konzentriert im Forschungsbereich Struktur der Materie“, betont Prof. Dr. Albrecht Wagner. Wagner koordiniert den Forschungsbereich Struktur der Materie und ist Vorsitzender des Direktoriums des Deutschen Elektronen-Synchrotons (DESY) in der Helmholtz-Gemeinschaft. „Diese Geräte werden jährlich von über 3500 Forschern aus dem In- und Ausland genutzt und tragen so zur Attraktivität des Forschungsstandortes Deutschland bei.“

In der Gesamtstrategie des Forschungsbereiches für die nächsten fünf Jahre haben zwei Zukunftsprojekte Priorität, die an den Helmholtz-Forschungszentren in Hamburg und Darmstadt realisiert werden: Mit dem X-FEL (X-Ray Free-Electron Laser) am DESY wird die Forschergemeinde künftig über einen Laser verfügen, der Röntgenstrahlen in einer bisher unerreichten Qualität produziert. Mit dem Antiproton- und Ionenbeschleuniger FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) an der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) wird es möglich sein, gezielt Antiprotonen und exotische Ionen herzustellen. „Beide Geräte eröffnen uns fantastische Forschungsmöglichkeiten“, so Wagner. „Mit dem X-FEL werden wir beispielsweise sehr schnelle biologische, chemische und physikalische Vorgänge filmen können und damit deren Abläufe verstehen, während das FAIR-Projekt unsere Forschungsarbeiten zum Verständnis der Kernmaterie wesentlich vertieft.“

Die Helmholtz-Gemeinschaft wird auch hier ihre Mittel auf die besonders starken Programme und Themen konzentrieren. In jedem Programm gibt es Highlights, die besonders gefördert werden. Um die Zukunftsprojekte anzugehen, werden einige Großgeräte stillgelegt, die in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet haben. Hierzu gehören beispielsweise ein Forschungsreaktor. Auf Grund der großen Bedeutung, wird das Programm „Großgeräte zur Forschung mit Photonen, Neuronen und Ionen“ mit 17 Prozent besonders stark wachsen.

Insgesamt sehen die Finanzierungsempfehlungen des Senats für den Forschungsbereich Struktur der Materie im Jahr 2005 Mittel in Höhe von 414 Millionen Euro vor (ohne Drittmittel), die bis 2009 jährlich um ein Prozent steigen sollen. An den Arbeiten in diesem Forschungsbereich sind folgende Helmholtz-Zentren beteiligt: das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), das Forschungszentrum Jülich (FZJ), das Forschungszentrum Karlsruhe (FZK), das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht (GKSS), die Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) und das Hahn-Meitner-Institut (HMI).

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Kecia Holtzendorff idw

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz.de

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