Forschungsprojekt "Die Kunst der Seefahrt"
Entwicklung, Organisation und Inhalte des Navigationsunterrichts in Norddeutschland bis zur Reichsgründung 1871 – Forschungsprojekt des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg
Schon im 19. Jahrhundert war es schwierig, qualifizierten Nachwuchs für die Schiffsführung zu bekommen. Im Gegensatz zu heutigen Zeiten, in denen man angesichts einer starken Nachfrage seitens der Reedereien die Schließung von Schulstandorten betreibt, suchte man damals dem Problem durch die Verbesserung der seemännischen Ausbildung zu begegnen. Jedoch garantierte der Besuch einer Seefahrtschule nicht immer fundierte Kenntnisse, wie ein Bericht des Bremer Navigationslehrers Arthur Breusing aus dem Jahre 1860 zeigt:
„Es sind etwa zwei Jahre als das hiesige Schiff „Hansa“, Capitain Brinkmann, von Liverpool ausging. Als das Schiff zwei Tage unterwegs war, verunglückte der Capitain durch einen Sturz über Bord. Der Obersteuermann Ide, der als einziger Offizier an Bord war, fühlte sich nun nicht nur nicht fähig, das Schiff an seinen Bestimmungsort zu führen, er war nicht einmal im Stande, dasselbe nach Liverpool zurückzubringen, und hißte deshalb die Nothflagge. Ein englischer Dampfer gab dem Schiff den Steuermann und dieser brachte es, nicht eben zur Ehre der bremischen Marine nach Liverpool binnen.“
Über die Einrichtung und den Lehrstoff der zahlreichen Seefahrtschulen Norddeutschlands gibt es bislang keine umfassende historische Untersuchung. Dank der finanziellen Förderung durch die Fritz Thyssen-Stiftung wird das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunkt Geschichte der Naturwissenschaften der Universität Hamburg ab Oktober 2004 ein Forschungsprojekt zur Geschichte und Organisation des nautischen Unterrichts an den Seefahrtschulen Norddeutschlands durchführen. Der Zeitraum der Untersuchung wird sich zunächst vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung erstrecken. 1869 beendete ein Gesetz, mit dem die Aufsicht über die Prüfung und Befähigung von Seeleuten zunächst auf den Norddeutschen Bund und wenig später auf das Deutsche Reich überging, die Vielfalt der verschiedenen Ausbildungsvorschriften und -ansätze.
Ziel des Forschungsvorhabens ist eine systematische Erschließung der zahlreichen erhaltenen Quellen in Archiven und Bibliotheken und der Aufbau einer Datenbank zur Geschichte des Navigationsunterrichtes sowie der erhaltenen nautischen Instrumente in Deutschland. Unter der Leitung von Prof. Dr. Karin Reich werden PD Dr. Günther Oestmann und Dr. Felix Lühning für zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiter tätig sein. Enge Kooperationen bestehen mit dem Nederlands Scheepvaartmuseum, Amsterdam, dem National Maritime Museum, Greenwich, dem Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Weserhäfen in Brake und dem Deutschen Museum, München.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Die Kunst der Seefahrt: Entwicklung, Organisation und Inhalte des Navigationsunterrichts in Norddeutschland bis zur Reichsgründung 1871“ finden Sie im Internet unter www.dsm.de/kds/index.html.
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