Die Zukunft des elektronischen Lernens hat längst begonnen

Internationales Treffen in Heidelberg legt Grundstein für ein Konsortium, das die Weiterentwicklung der E-Learning-Plattform .LRN koordinieren soll – Das Projekt wird von Tausenden Studierenden genutzt und soll künftig von der Universität Heidelberg und dem MIT vorangetrieben werden

Organisiert wurde die sechstägige .LRN-Konferenz Ende April von den beiden Heidelberger Mitgliedern des .LRN Executive Board, dem angehenden Arzt Carl Blesius und Michael Hebgen vom Universitätsrechenzentrum Heidelberg. Ihr Ziel war es, die Weiterentwicklung der Lehr- und Lernplattform professioneller zu gestalten. Während bisherige E-Learning-Plattformen oft kaum mehr waren als bequeme Ablagesysteme für Seminarskripte oder Literaturlisten, dient .LRN – Dot-Learn gesprochen – auch als ein voll funktionsfähiges Kommunikationssystem. „Dadurch können zeitgleich mehrere Beteiligte gemeinsam am Bildschirm arbeiten – egal wo sie sich gerade befinden“, erklärt Michael Hebgen hierzu.

Andreas Heisel, der WWW-Beauftragte der Universität Heidelberg, ist von den Chancen, die .LRN bietet, fasziniert. „Auf keinen Fall jedoch darf man die Kommunikationsschiene mit gewöhnlichen Chatrooms vergleichen, wie man sie überall im Internet findet. Was hier gerade entsteht, geht ganz andere, viel hochwertigere Wege.“

Einige der auf der .LRN-Konferenz vorgestellten Projekte zeichneten darüber hinaus bereits den Entwicklungsweg hin zum Content und Knowledge Management vor. „Mit einem sinnvollen Learning-Management-System lassen sich einige der größten Schwächen herkömmlicher E-Learning-Ansätze, die lediglich eine ausgefeilte Dokumentenablage bieten, überwinden. „Das dürfte einer der größten Vorteile von .LRN sein, lässt sich doch hier einfach und unkompliziert ein systematischer Ablaufplan einer elektronisch unterstützten Lehrveranstaltung erstellen“, kommentiert Michael Hebgen diese .LRN-Projekte.

In der Praxis wird .LRN ab diesem Semester an der Medizinischen Fakultät Heidelberg eingesetzt „und erhebliche Vorteile bieten“, wie Carl Blesius betont. „Mit .LRN wird ein fächerübergreifendes, gruppenorientiertes Lernen gefördert.“ Als Beispiel führt er das Herzkreislaufsystem an, das in der Vergangenheit in einzelne Fachgebiete getrennt im Frontalunterricht behandelt worden ist: „Traditionell haben die Dozenten in der Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, Chirurgie, Inneren Medizin, Pathologie und Kinderheilkunde verschiedene Aspekte des Herzens und Kreislaufsystems alleine vorgelesen, was sich mit den Studienreformen an der Medizinischen Fakultät ändern wird. Jetzt wird ein Schwerpunkt in das ganzheitliche, übergreifende Lernen gesetzt, wo Interaktion zwischen Studierenden und Dozenten unabdingbar ist. .LRN hilft dieses durch interaktive und fachübergreifende Vereinigung der Inhalte zu bewirken, in dem es einen Raum zum Austausch und Interaktion bietet.“

Somit beherzigt .LRN folgerichtig das Motto: Das Ganze ist stets mehr als die Summe der einzelnen Teile. „Außerdem wird es ein ständiges Feedback in Form von kleinen Wissensabfragen, die automatisiert ausgewertet werden können, erleichtern. Das erspart auch den üblichen Klausurenstress, da schon während des Semesters eine ständige Wissenskontrolle stattfindet und nicht alles auf einmal am Ende des Semesters geprüft wird.“ Zwar wird es auch mit .LRN weiterhin zentrale, unter Aufsicht durchgeführte Prüfungen geben, doch lässt sich die Vorbereitung auf diese wesentlich einfacher – und effektiver – gestalten. „Ein entsprechendes .LRN-Modul ist bereits an der Wirtschaftsuniversität Wien im Einsatz, die über ein integriertes Learning Management System Online-Selbsttests der Studierenden vorsieht. Dort dient .LRN als wichtiges Instrument, um bei beschränkten Ressourcen E-Learning als festes Element der akademischen Lehre zu etablieren.“

Dessen ungeachtet muss die Software stetig weiterentwickelt werden, was den rund 70 nach Heidelberg gereisten Teilnehmern der .LRN-Konferenz natürlich klar war. Zentral wird diese Entwicklungsarbeit künftig vor allem am Massachusetts Institute of Technology – dem MIT – und an der Universität Heidelberg betrieben, wo bereits Tausende Studierende das neue System nutzen. Daneben wird .LRN aber auch an weiteren Standorten wie der Wirtschaftsuniversität Wien, der Universität Bergen in Norwegen, der Universität Mannheim, der Universidad Galileo in Guatemala und der Universidad Carlos III de Madrid erprobt und verbessert. „Der grundlegende Gedanke beim Open-Source-Ansatz ist, die verwendeten Mittel direkt in die Infrastruktur einer internationalen Kooperation und Weiterentwicklung der Software zu nutzen. Jede Investition, die auf Anregungen einzelner Kooperationspartner zurückgeht, fließt direkt in Neuentwicklungen, die allen Teilnehmern zur Verfügung stehen“, erklärt Michael Hebgen hierzu. „Dieses nicht ganz leichte Zusammenfügen der einzelnen Projekte zu einer Einheit – von der wiederum alle .LRN-Anwender profitieren – wird künftig eine der Hauptaufgaben des Konsortiums sein.“

Wie stark .LRN dabei international angelegt ist, zeigt eine ebenfalls auf der Konferenz vorgestellte Spracherweiterung, die im Auftrag der Universität Heidelberg entwickelt wurde. Darin wird .LRN mit jetzt 10 und später 20 weiteren Sprachen in deutlich mehr Ländern Anwendung finden können, als es schon jetzt der Fall ist. Auch hier wird das globale Dorf Wirklichkeit, gehören doch Arabisch oder Chinesisch bereits zum Standard-Repertoire. Zugleich ist auch diese Entwicklung ein deutlicher Schritt hin zur Professionalisierung, wie Michael Hebgen, der stellvertretende Leiter des Heidelberger Universitätsrechenzentrums, zusammen mit seinem Kollegen Alfred Esa, Chief Information Officer (CIO) des MIT, erklären: „Wir wollen mit diesem Konsortium im international heiß umkämpften Markt der E-Learning-Plattformen auf keinen Fall in der Zweiten Liga spielen – sondern ganz klar in der Premier League! Das ist unser wichtigstes Ziel.“ Und ein durchaus erreichbares, fanden doch mit der Ruperto Carola und dem MIT zwei überaus starke Partner zusammen. Zudem können bereits jetzt alle Studierenden und Mitglieder der Universität Heidelberg problemlos die E-Learning-Plattform nutzen – unter http://athena2.uni-heidelberg.de.

Die Zukunft des elektronischen Lernens hat also längst begonnen.
Heiko P. Wacker

Ansprechpartner:
Michael Hebgen
Visiting Professor, Universität Mostar,
Universitätsrechenzentrum Heidelberg
Tel. 06221-544501
michael.hebgen@urz.uni-heidelberg.de

Andreas Heisel
WWW-Beauftragter der Universität Heidelberg
andreas.heisel@urz.uni-heidelberg.de

Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
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