Im Spannungsfeld zwischen Innovations-Offensive und Budgetkürzungen

Die Rezession in der deutschen Wirtschaft wirkte sich weniger stark als erwartet auf das Ergebnis der Fraunhofer-Gesellschaft im Jahr 2003 aus. Im Gegenteil: Es gelang den Fraunhofer-Instituten durch erhebliche Anstrengungen sogar, die Wirtschaftserträge um 4 Prozent auf 287 Mio Euro zu steigern. Ein Indiz dafür, dass die Fraunhofer-Gesellschaft trotz schwieriger Wirtschaftslage nach wie vor ein geschätzter Partner der Industrie ist. Denn generell stagnieren die externen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Wirtschaft in Deutschland seit 2001. Das ist das positive Ergebnis. Die Steigerung der Wirtschaftserträge konnte die Lücken jedoch nicht vollständig schließen, die durch Kürzungen in der öffentlichen Förderung – sowohl der Grundfinanzierung als auch der Projektförderung – entstanden sind. So ging die Vertragsforschung der Fraunhofer-Gesellschaft um 1,6 Prozent auf 912 Mio Euro zurück. Wegen der technisch bedingten Verschiebung einiger Ausbau-Investitionen in das Folgejahr reduzierte sich das gesamte Finanzvolumen noch etwas stärker – um circa 3 Prozent auf nun 1 038 Mio Euro.

»Auf der einen Seite rufen Unternehmen und Staat nach innovativen Ideen und neuen marktfähigen Produkten, die unsere Wirtschaft voranbringen sollen. Auf der anderen Seite verhalten sich beide reserviert bei der Finanzierung. Deutliche Zeichen sind zurückhaltende Auftragsvergabe und geringer werdende öffentliche Förderung«, beschreibt Prof. Hans-Jörg Bullinger das Dilemma der Fraunhofer-Gesellschaft. »Trotzdem ist uns beim Haushaltsausgleich eine Punktlandung gelungen, da wir zahlreiche Initiativen ergriffen haben, um die fehlenden Mittel zu kompensieren.«

Dr. Alfred Gossner, Finanzvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft wertet den leichten Rückgang des Finanzvolumens als Ausdruck der Flexibilität und Steuerungsfähigkeit der Gesellschaft und ihrer Institute. »Abgesehen vom technisch bedingten Rückgang bei den Ausbau-Investitionen ist es gelungen, in schwierigem Umfeld den Bereich der Vertragsforschung bei 912 Mio Euro zu stabilisieren – lediglich um 15 Mio Euro unter dem Vorjahreswert. Die Fraunhofer-Institute haben schnell und umsichtig auf die Marktsituation reagiert. Konsequent haben sie Sachkosten und punktuell laufende Investitionen reduziert und sich mit flexibler Personalpolitik den Rahmenbedingungen angepasst.« Gleichzeitig weist Gossner auf die Sensibilität des Themas Sachaufwendungen und Investitionen hin. »Wir können Investitionen nicht lange hinauszögern, ohne die Grundlagen für exzellente Forschung zu gefährden.« Die Institute benötigen moderne und mit den neuesten Geräten ausgestatte Laboratorien, um erfolgreich am Forschungsmarkt zu agieren.

Ein wichtiger Beleg für die Leistungsfähigkeit und Flexibilität der Institute ist die Steigerung der Wirtschaftserträge im Jahr 2003 um 4 Prozent auf 287 Mio Euro. Das belegt, wie marktnah und anwendungsbezogen die Fraunhofer-Institute arbeiten. Doch dadurch konnten die Rückgänge in der öffentlichen Projekt- und Grundfinanzierung nicht ausgeglichen werden. »Das größte Minus haben wir bei der öffentlichen nationalen Projektförderung für die Fraunhofer-Gesellschaft zu verzeichnen«, so Gossner weiter. »Diese nahm um fast 10 Prozent ab und betrug 185 Mio Euro im Jahr 2003.« Der Rückgang betraf insbesondere die vom Bund finanzierten Projekte. Die internationalen Erträge konnten sich annähernd auf Vorjahres-niveau halten und liegen für 2003 bei knapp 81 Mio Euro. Gestiegen ist der Ertrag aus Projekten in der EU um 3 Prozent auf 67,6 Mio Euro in 2003, wozu insbesondere Wirtschaftsprojekte beigetragen haben. In der gesamten Vertragsforschung erzielte die Fraunhofer-Gesellschaft durch akquirierte Projekte einen Ertragsanteil von über 60 Prozent.

Die Mitarbeiterzahl ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen auf rund 12 700 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Doch schon 2004 ist wieder mit einem Zuwachs zu rechnen, falls die ehrgeizigen Pläne bei der Projektakquisition realisiert werden können. Umfragen zeigen, dass die Fraunhofer-Gesellschaft ein attraktiver Arbeitgeber ist, den viele Hochschulabsolventen als Sprungbrett für ihre Karriere nutzen wollen.

Die Pläne für das laufende Jahr sind sowohl von der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung geprägt als auch von der realistischen Einschätzung eines weiteren Rückgangs der öffentlichen Projektförderung. Mit zahlreichen Initiativen und Maßnahmen versucht die Fraunhofer-Gesellschaft diesen Herausforderungen aktiv zu begegnen, um neue Potenziale erschließen zu können. »Wir planen, schon in diesem Jahr auf einen Wachstumspfad zurückzukehren«, fasst Finanzvorstand Gossner zusammen. »Das wäre angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in Deutschland ein sehr zufrieden stellendes Ergebnis.«

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Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

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