Ausgezeichnete Struktur für Patentförderung und Verwertung

Vom Nanowerkzeug bis zum Schweißeranzug, von der Mikroskopie mit ultrakurzen Impulsen bis zum Haldenigel: Erfindungen aus der Universität Kassel sind nicht nur spannend- sie werden auch durch eine ausgezeichnete Struktur für Patentförderung und Verwertung unterstützt und können daher eine bundesweite herausragende Position besetzen.

Zu diesem Erfolg hat nicht nur das Patentinformationszentrum (PIZ) der Universität Kassel beigetragen, das seit 1989 in der Schulung, Beratung und Betreuung von Erfindern tätig ist. Die Universität hat zusammen mit B. Braun in 2001 die privatrechtliche Verwertungsgesellschaft GINo mbH gegründet und damit eine professionelle Struktur für die Sicherung und Verwertung von Schutzrechten der UNIK geschaffen. GINo ist zugleich eine der drei hessischen Verwertungsagenturen des Verbundprojekts „HIP-O“ (Hessische Intellectual Property Offensive). Dieses Projekt setzt hessenweit die „Verwertungsoffensive“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) um, die mit dem Wegfall des Hochschullehrerprivilegs durch die Novellierung des Arbeitnehmererfindungsgesetz gestartet wurde. Danach können die Hochschulen auch die Erfindungen ihrer Wissenschaftler in Anspruch nehmen und selbst vermarkten. In diesem Rahmen ist GINo nicht nur für die Universität Kassel, sondern auch für die FH Fulda tätig und arbeitet mit den Verwertungsagenturen in Mittel- und Südhessen zusammen.

Verwertungserfolg in Kassel weit über dem Bundesdurchschnitt

Bezogen auf die Erfindungsmeldungen pro 1000 patentrelevanten Mitarbeitern liegt die Zahl der von GINo betreuten Meldungen mit 53,5 weit über dem Bundesdurchschnitt von 16,7. Als patentrelevante Mitarbeiter gelten an der Uni Kassel 567 Mitarbeiter/innen, an der FH Fulda rund 70 (Zeitraum: 2002/2003).

Von 2002 bis heute wurden 52 Erfindungsanmeldungen und 29 Patentanmeldungen aus der Universität Kassel durch GINo an- bzw. vorgenommen und insgesamt vier Lizenzverträge geschlossen. Wie unterschiedlich dies verlaufen kann zeigen folgende Beispiele:

  • Ein Schweißerschutzanzug, den Dorothee Ohrwein als Studentin des Produkt-Design entwickelte, wurde als Gebrauchsmuster vermarktet und wird mittlerweile per Lizenzvertrag von einem Hannoveranischen Großunternehmen verwertet.
  • Ein Proteinmarker, der von einer fünfköpfigen Erfindergruppe in der Arbeitsgruppe Genetik unter Leitung von Prof. Nellen, von Anja Stockmann und anderen entwickelt wurde, wird als Patent von einem Unternehmen in Göttingen vermarktet
  • Ein Nano-Sensor, entwickelt von Physikern des Instituts für Mikrostrukturtechnologie und Analytik (IMA) an der Universität Kassel unter Leitung von Prof. Dr. Rainer Kassing, war für zwei beteiligte Doktoranden Anlass für die Gründung der Firma Nascatec GmbH in Kassel. Die für die Weltraumanwendung weiterentwickelte Sonde befindet sich nun in der Ariane-5-Rakete der European Space Agency (ESA).
  • Für eine Mikroprobesonde wird voraussichtlich ein Optionsvertrag mit einem sächsischen Unternehmen abgeschlossen; die Verhandlungen laufen noch.

Nanostrukturwissenschaften besonders erfolgreich

Etwa die Hälfte der Erfindungs- und Patentanmeldungen seit 2002 stammen aus der Kasseler Nanotechnologie. Sie hat sich damit zum Zugpferd entwickelt. Damit geht die Strategie der Universität Kassel auf, ihren Nano-Schwerpunkt auch zum Ausgangspunkt für einen wirtschaftlichen Impuls in der Region und darüber hinaus werden zu lassen.

Das 2002 gegründete Center for Interdisciplinary Nanostructure Science and Technology (CIN-SaT) als einer der zukunftsweisenden Schwerpunkte der Universität wurde durch die Bündelung von Ressourcen im CINSaT massiv gefördert. Mittlerweile arbeiten elf Professoren aus der Physik, Chemie, Biologie und Elektrotechnik/Informatik am CINSaT. Sie bearbeiten gegenwärtig Forschungsprojekte, für die sie mehr als 6,6 Millionen Euro eingeworben haben. Für den bundesweit einzigartigen Studiengang Nanostrukturwissenschaften, der zum Wintersemester 2003/2004 gestartet ist, haben sich 70 Studienanfänger eingeschrieben.

Im Rahmen der gemeinsamen Entwicklungsplanung der hessischen Hochschulen wurde das NanoNetzwerk Hessen aufgebaut, das von Kassel aus die nanowissenschaftlichen Aktivitäten in Forschung, Lehre und Entwicklung an allen hessischen Hochschulen koordiniert. Zudem soll im Verbund auch mit Einrichtungen der Wirtschaft die nanowissenschaftliche und –technologische Zukunftsperspektive weiterentwickelt werden. Dazu sei eine Netzwerkstruktur mit den hessi-schen Verwertungseinrichtungen die bessere Lösung gegenüber einem zentralen Innovations-zentrum in Hessen, wie UNIK-Präsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, der zugleich der Konferenz Hessischer Universitäten vorsitzt, betont.

Etliche aktuelle Patente werden auf der Hannover Messe ausgestellt

Während der vom 19. bis 24. April stattfindenden Hannover Messe wird unter anderem der so-genannte Haldenigel aus der Uni Kassel zu sehen sein. Prof. Dr. Helge Schmeisky, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, entwickelte den Haldenigel, ein Gerät, das bei der oft sehr schwierigen Rekultivierung von Abraumhalden hilft. Etwa bei Kali- oder anderen Bergbau-Halden mit ihren auskristallisierten Oberflächen und schwierigsten Begrünungsvoraussetzungen kann der Haldenigel die Oberfläche auflockern und dabei eine Saatgut/Dünger-Kombination einbringen. Zudem lässt sich ein Pilz aufbringen, der zur Ansiedlung von Begrünung hilfreich ist. Der Haldenigel kann auch an Böschungen, im Autobahnbau und bei Skipisten eingesetzt werden.

In Hannover werden auch vier Nanowerkzeuge vorgestellt, die im Kasseler Institut für Mikro- und Nanosystemtechnik entwickelt wurden, darunter eine Nano-Nase, ein Kaloriemeter u.a. Dies sind aus Mikro- und / oder Nanostrukturen zusammengesetzte neuartige Sensoren, die Messungen physikalischer und chemischer Größen in Mikro- und Nanosystemen ermöglichen.

Infos: Gesellschaft für Innovation Nordhessen mbH Dr. Heike Krömker Tel. (0561) 804-1984, Fax -1986 E-mail kroemker@gino-innovativ.dekroemker@gino-innovativ.de

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Annette Ulbricht Universität Kassel

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