DFG richtet 14 neue Forschergruppen ein

Etablierung neuer Arbeitsfelder an den Universitäten

Der Bewilligungsausschuss für die allgemeine Forschungsförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Einrichtung von 14 neuen Forschergruppen beschlossen. In diesen Gruppen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär und überregional an besonderen wissenschaftlichen Fragestellungen. Mit der auf sechs Jahre angelegten Förderung in diesem Programm verfolgt die DFG das Ziel, die Zusammenarbeit herausragender Wissenschaftler zu fördern und damit auch neue Arbeitsfelder an Universitäten zu etablieren. Die DFG stellt zur Förderung der Gruppen für die kommenden drei Jahre über 20 Millionen Euro bereit.

Die Forschergruppen im Einzelnen:

Lebenswissenschaften

Eine an der Universität Freiburg angesiedelte Forschergruppe mit dem Titel „Statistical Modeling and Data Analysis in Clinical Epidemiology“ wird sich der Entwicklung neuer statistischer Analyseverfahren zur verbesserten Auswertung klinischer Versuche aus bestehenden Patientendaten annehmen. Hieraus sollen neue Einsichten zum praktischen Nutzen klinischer Grundlagenforschung gewonnen und zukünftig bessere Prognosen erreicht werden.

In Mainz widmet sich eine Forschergruppe dem Thema „Suszeptibilitätsfaktoren der Tumorgenese“, bei der die Anfälligkeit von Organismen, Tumore zu entwickeln, untersucht werden soll. Ziel der Gruppe ist es, die Faktoren, die auf die Suszeptibilität einwirken, zu erforschen.

Die Transplantation von Schweineorganen in den Menschen ist eine realistische Option zur Überwindung des weltweiten Organspendermangels. Die DFG richtet nun eine Transregio-Forschergruppe „Xenotransplantation“ an den Standorten Universität München, Medizinische Hochschule Hannover, der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Mariensee, dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen und dem Robert-Koch-Institut in Berlin ein. Die Gruppe erforscht neue gentechnische und immunologische Wege, um diese Technologie – auch unter Berücksichtigung infektiologischer Risiken – fortzuentwickeln.

Chromatin – die aus DNA und Kernproteinen bestehende Struktur im Zellkern – spielt bei wichtigen Abläufen wie etwa bei der Genaktivität und der Zellteilung eine zentrale Rolle. In den letzten Jahren wurde die überraschende Beobachtung gemacht, dass Proteine, die die Aktivität des Chromatins regulieren, je nach biologischem Kontext sowohl aktivierende als auch inhibierende (unterdrückende) Funktionen besitzen. Die Forschergruppe „Chromatin-mediated Biological Decisions“, an der Universität Gießen angesiedelt, widmet sich der Aufklärung der Mechanismen einer solchen dualen Funktion in der Regulation der Chromatinaktivität.

Gemeinsam mit chinesischen Forschern untersucht eine Gruppe von Wissenschaftlern mit Schwerpunkt an der Universität Kiel im Rahmen der Forschergruppe „Matter Fluxes in Grasslands of Inner Mongolia as Influenced by Stocking Rate“ den Einfluss der Beweidungsintensität und des Weidemanagements auf den Stoffhaushalt und die Stabilität des Grünlandökosystems der Innermongolischen Steppe. Da die zunehmende Verwüstung der innermongolischen Graslandschaft zu ernsthaften ökologischen Problemen führt, sollen aus den Ergebnissen Handlungsoptionen für eine ökologisch nachhaltige Nutzung des Untersuchungsgebietes geliefert werden.

Eine neue Forschergruppe an der Universität Regensburg wird sich der Erforschung von Blaulicht-Rezeptoren in Pflanzen und Bakterien widmen. Ähnlich wie bei der „grünen“ Photosynthese gibt es in Pflanzen und Bakterien Rezeptoren, die auf blaues Licht reagieren und die Lichtsignale in chemische Prozesse umsetzen. Wie diese Signalverarbeitung funktioniert, ist bisher nicht ausreichend geklärt und soll nun von der Gruppe „Blaulicht-sensitive Photorezeptoren“ untersucht werden.

Geistes- und Sozialwissenschaften

Eine neue Sicht auf die Erforschung so genannter Selbstzeugnisse – wie etwa Tagebücher, Briefe oder Reiseberichte – wird die Forschergruppe um Professor Claudia Ulbrich an der Freien Universität Berlin eröffnen. Lange hat man Selbstzeugnisse für eine typisch europäische Form des Schreibens gehalten. Die Gruppe „Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive“ wählt einen anderen Ansatz. Sie macht es sich zur Aufgabe, Selbstzeugnisse aus verschiedenen, auch außereuropäischen, Kulturen, Ländern und Zeiten als Formen kultureller und sozialer Praxis zu untersuchen und im Vergleich Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

Eine interdisziplinäre Forschergruppe an der Universität Halle-Wittenberg untersucht „Die Aufklärung im Bezugsfeld neuzeitlicher Esoterik“. Ihr Ziel ist es, dem historischen Konzept der Aufklärungsbewegung des 18. Jahrhunderts ein historisches Konzept ihrer Widerständigkeiten und Alternativen gegenüberzustellen und durch eine Analyse ihrer Wechselbeziehungen anhand zentraler Figuren und Textbestände zu einem differenzierteren Bild der Aufklärungsepoche zu kommen.

Naturwissenschaften

Die Sahara ist die größte Wüste der Erde und ihr Staub ist überall auf der nördlichen Hemisphäre zu finden. Um zu ergründen, wie der Staub in die Atmosphäre gelangt und wie er sich von dort aus verteilt, setzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der neu eingerichteten Forschergruppe „Saharan Mineral Dust Experiment (SAMUM)“ Satelliten und Messflugzeuge ein. Die Forscher untersuchen darüber hinaus, wie der Saharastaub das Klima beeinflusst.

Die so genannten sauropoden Dinosaurier waren eine der größten Lebensformen auf der Erde. An der Universität Bonn richtet die DFG eine Forschergruppe ein, die der Frage nachgeht, warum die Körper dieser vor über 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Dinosaurier so gigantische Ausmaße annehmen konnten und wie diese Körper funktionierten. Die Teilprojekte der Gruppe mit dem Titel „Biology of the Sauropod Dinosaurs: The Evolution of Gigantism“ sind an sieben verschiedenen Universitäten angesiedelt und vereinen Forscher aus der Paläontologie, Zoologie und Biomechanik.

Supraleiter sind eines der interessantesten Phänomene der modernen Festkörperphysik. Die Forschergruppe „Dotierungsabhängigkeit von Phasenübergängen und Ordnungsphänomenen in Kupratsupraleitern“ am Walther-Meißner-Institut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften überprüft in Experimenten bestehende Theorien, die erklären, warum Materialien bei extrem niedrigen Temperaturen supraleitend werden.

Moderne Nachrichtenübertragung beruht auf optischen Datennetzen, bei denen sich Lichtpulse in Glasfasern fortbewegen. Dabei treten vielfältige Probleme auf, beispielsweise verändern die Lichtpulse ihre zeitliche Struktur und fächern seitlich auf. Die neu eingerichtete Forschergruppe an der Universität Jena greift diese Herausforderungen von Seiten der Grundlagenforschung unter dem Titel „Nichtlineare raum-zeitliche Dynamik in dissipativen und diskreten optischen Systemen“ auf. Eine besondere Rolle spielen dabei so genannte Solitonen in nichtlinearen optischen Medien, deren Ausbreitung fast unverfälscht erfolgt. Das Besondere dabei ist, dass das umgebende Medium vom Lichtstrahl gerade so stark beeinflusst wird, dass dieser Lichtstrahl selbst optimale Ausbreitungsbedingungen vorfindet.

Ingenieurwissenschaften

Leichtbauwerkstoffe werden bereits heute in vielen Bereichen eingesetzt und werden im Zuge weiterer Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung, etwa im Fahrzeug- oder Flugzeugbau, eine wachsende Bedeutung erlangen. Eine zentrale Rolle kommt dabei wirtschaftlichen und zuverlässigen Fügeverfahren für Hybridbauweisen zu. Damit befasst sich die an der Universität Kaiserslautern angesiedelte Forschergruppe „Herstellung, Eigenschaftsanalyse und Simulation geschweißter Leichtbaustrukturen aus Metall/Faser-Kunststoff-Verbunden“.

Geschädigter Stahlbeton ist an vielen Stellen unserer gebauten Umwelt sichtbar. Bei der Sanierung und Reparatur geht man meist empirisch vor und entfernt deshalb oft zu viel vom noch intakten Beton. Von einer Berechnung der Lebensdauer von Stahlbeton bei Korrosion der so genannten Bewehrung – der Stahlverstärkungen im Beton – auf wissenschaftlicher Grundlage ist man noch weit entfernt. Dieser Aufgabe widmet sich die neue auf die Standorte Aachen, Berlin, München und Stuttgart verteilte Forschergruppe „Modellierung des Schadensfortschritts bei Korrosion von Stahl in Beton und Bemessung von Stahlbetonbauteilen auf Dauerhaftigkeit“.

Media Contact

Dr. Eva-Maria Streier idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de

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