Helmholtz-Forschung hat großes Potenzial

Der Senat der Helmholtz-Gemeinschaft hat heute Empfehlungen für die Finanzierung der Helmholtz-Forschungsbereiche Energie sowie Erde und Umwelt für die nächsten fünf Jahre beschlossen.In den Jahren 2004 bis 2008 können die Forscherinnen und Forscher in diesen Bereichen nun mit einem Budget von insgesamt jährlich über 550 Millionen Euro rechnen.

In der Energieforschung sollen die Programme „Erneuerbare Energien“ und „Rationelle Energieumwandlung“ besonders stark wachsen. Im Forschungsbereich Erde und Umwelt können die Programme „Geosystem: Erde im Wandel“ und „Nachhaltige Nutzung von Landschaften“ mit überdurchschnittlichen Zuwächsen rechnen.

Die aktuellen Beschlüsse des Senats für die beiden Forschungsbereiche ergänzen die Begutachtungen der Bereiche Gesundheit sowie Verkehr und Weltraum vom Vorjahr. Damit ist die zweite Phase der strategische Ausrichtung an Programmen – verbunden mit einem wettbewerblichen Verfahren der Evaluation durch international renommierte Experten als Basis für die Finanzierung – abgeschlossen: für vier von insgesamt sechs Forschungsbereichen der Helmholtz-Gemeinschaft und für 20 von insgesamt 30 Forschungsprogrammen gilt das neue Förderprinzip.

Grundlage für die Senatsentscheidung sind die Voten der externen Gutachter: In diesem Jahr haben 114 renommierte Wissenschaftler, davon zwei Drittel aus dem Ausland, die Helmholtz-Forschung in den Bereichen Energie sowie Erde und Umwelt auf den Prüfstand gestellt. Die Kriterien wissenschaftliche Qualität und strategische Bedeutung standen dabei im Zentrum. Aber auch die Vernetzung mit externen Partnern, die Nachwuchsförderung und die Realisierung von Chancengleichheit wurden bewertet.

Das Resultat: Die Gutachter bescheinigen der Forschung in beiden Bereichen in einem internationalen Vergleich sehr hohes Potenzial und teilweise herausragende Qualität. Sie geben Empfehlungen, wie die Ressourcen noch effizienter genutzt und die Effektivität der Helmholtz-Forschung erhöht werden kann. Die strategische Ausrichtung der Forschung in Programmen, die die Wissenschaftler der Helmholtz-Zentren gemeinsam entwickeln, und die Empfehlungen der externen wissenschaftlichen Gutachter zur weiteren Ausgestaltung dieser Programme: Beides ermöglicht eine bessere Nutzung des großen Potenzials der Gemeinschaft und ein stärkere Eigensteuerung der Wissenschaft.

Der Forschungsbereich Erde und Umwelt: das System Erde verstehen

Die forschungspolitischen Vorgaben der Bundesregierung sehen eine jährliche Budgetsteigerung von 2 Prozent vor. Danach werden die Zuwendungen des Bundes und der Länder für die sechs Programme im Forschungsbereich Erde und Umwelt im nächsten Jahr bei 290 Millionen Euro liegen. Aus den Ergebnissen der Begutachtung folgt, dass in den nächsten fünf Jahren mehr als 7 Prozent der Mittel thematisch umgewidmet werden.

Das Programm „Geosystem: Erde im Wandel“ ist Kernthema des Forschungsbereichs; sein Ziel ist das tiefere Verständnis der Geosphäre und ihrer Wechselwirkungen mit anderen Teilen des Systems Erde. Die Gutachter würdigten die hohe wissenschaftliche Qualität und das große Methodenspektrum. Das Programm wächst in den nächsten fünf Jahren um 15 Prozent.

Im Programm „Nachhaltige Nutzung von Landschaften“ arbeiten weltweit führende Akteure der ökologischen Ökonomie und der Biodiversitätsforschung miteinander. Ziele sind Konzepte und Entscheidungshilfen für den Schutz, die Wiederherstellung und die nachhaltige Nutzung von Landschaften. Das besonders gut beurteilte Programm wächst ebenfalls um 15 Prozent.

Die Forscherinnen und Forscher des Programms „Atmosphäre und Klima“ entschlüsseln das komplexe System Atmosphäre als Teil des Erdsystems. Für den Erfolg ihrer Arbeit halten die Gutachter die Anschaffung des bereits von der Bundesregierung genehmigten Forschungsflugzeug HALO für besonders wichtig.

Das Programm „Nachhaltige Entwicklung und Technik“ zielt darauf, wissenschaftlich-technische Innovationen unter realen gesellschaftlichen Bedingungen zu betrachten und so zu gestalten, dass natürliche Ressourcen geschont werden und gleichzeitig weniger Schadstoffe anfallen.

Um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Eis, Ozeanen und marinen Systemen geht es im Programm „Meeres-, Küsten- und Polarsysteme“. Ziele sind Szenarien, die ein nachhaltiges Management der marinen Umwelt ermöglichen. Im Programm „Biogeosysteme: Dynamik und Anpassung“ geht es um ressourcenschonende Nutzungskonzepte für Biogeosysteme. Die Wissenschaftler analysieren, wie Boden, Mikroorganismen, Pflanzen und Grundwasser auf menschliche Eingriffe und Umweltveränderungen reagieren. In diesen beiden Programmen entwickeln sich die Zuwendungen für die beteiligten Zentren aufgrund der differenzierten Gutachtervoten sehr unterschiedlich: sie wachsen um bis zu 20 Prozent an oder bleiben in anderen Fällen nahezu konstant.

Interdisziplinäre Arbeit und thematisch vernetzte Forschung sind Stärken der Helmholtz-Gemeinschaft. Über die Grenzen von Programmen und Forschungsbereichen hinweg sollen daher die Arbeiten zu Megacities und großen urbanen Regionen sowie zur Katastrophenvorsorge ausgebaut werden. Das gleiche empfehlen die Gutachter für zwei wichtige methodische Herangehensweisen: Modellierung und Systemanalyse.

Der Forschungsbereich Energie: globale Engpässe abwenden

Der Forschungsbereich wird nach den forschungspolitischen Vorgaben in den nächsten 5 Jahren um jährlich 1 Prozent wachsen. Dieses Wachstum soll nach dem Willen der Bundesregierung auf die beiden nichtnuklearen Programme entfallen. Die Zuwendungsgeber sehen im kommenden Jahr Zuschüsse in Höhe von 230 Millionen Euro vor.

Das stärkste Wachstum im Forschungsbereich Energie entfällt auf das Programm Erneuerbare Energien: Sein Budget wird in den kommenden fünf Jahren um mehr als 20 Prozent steigen. Das Wachstum konzentriert sich wesentlich auf die Themen „Dünnschicht-Photovoltaik“ und „Konzentrierende Solarsysteme“. Die Gutachter bescheinigten den Wissenschaftlern deutlich über dem internationalen Durchschnitt liegende wissenschaftliche Qualität und hohe Relevanz ihrer Arbeiten.

Als herausragend wurde die Forschung zu Rationeller Energieumwandlung eingestuft: Teilweise identifizierten die Gutachter hier Forschung auf Weltklasse-Niveau, insbesondere auf dem Gebiet der Kraftwerkstechnologie. Die Brennstoffzellenforschung wird in den kommenden Jahren von großer wirtschaftlicher Relevanz sein. Das Programm wächst insgesamt um etwa 15 Prozent.

Die Energieproduktion der Sonne auf die Erde holen – das ist die Vision des Programms Kernfusion. Besonders gewürdigt wurden wissenschaftliche Qualität und strategische Relevanz der Tokamak-Physik und der Stellarator-Forschung (Wendelstein 7-X). Das Programm wird aus strategischen Erwägungen in den nächsten 5 Jahren insgesamt um etwa 1 Million Euro abgesenkt zugunsten hervorragend bewerteter Aktivitäten im Programm Rationelle Energieumwandlung.

Die nukleare Sicherheitsforschung bleibt sehr wichtig. Denn in Deutschland wird derzeit etwa ein Drittel des elektrischen Stroms von 19 Kernkraftwerken produziert, die noch für ungefähr 20 Jahre in Betrieb sein werden. Auch auf diesem Gebiet wurde die wissenschaftliche Qualität der Forschung von den Gutachtern bestätigt. Wegen des stagnierenden, schmalen Budgets empfahlen sie, die Arbeiten stärker zu bündeln. Als besonders wichtig stellten die Experten heraus, Nachwuchswissenschaftler zu gewinnen, die auch künftig die Kompetenz für den Betrieb kerntechnischer Anlagen in Deutschland erhalten.

Dr. Hinrich Thölken
Helmholtz-Gemeinschaft
Leiter Kommunikation und Medien
Telefon: 030-206 329-57
Telefax: 030-206 329-60
E-Mail: hinrich.thoelken@helmholtz.de

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