Begabtenförderung in Sachsen-Anhalt: Erstmals Korrespondenzzirkel in Sozialkunde

Die Folge ist, dass besonders begabte und engagierte Schüler in diesem Fach bisher nur wenig Förderung für ihre spezifischen Kompetenzen finden. Der im Schuljahr 2008/2009 erstmals eingerichtete Korrespondenzzirkel Sozialkunde soll hier neue Möglichkeiten der Begabtenförderung eröffnen.

Sachsen-Anhalt ist das einzige Bundesland, das auf Korrespondenzzirkel als einen Weg der Begabtenförderung setzt. Dieses Konzept, das sich bisher insbesondere im Bereich der Naturwissenschaften bewährt hat, wird im Schuljahr 2008/09 erstmals auch im Fach Sozialkunde angeboten. Ähnlich wie bei einem Fernstudium lernen Schüler dabei, selbständig interessante Aufgaben und Probleme zu lösen, die über den üblichen Lehrplan hinausgehen.

Den teilnehmenden Schülern werden fünf Mal pro Jahr Aufgaben zugesandt, die sie selbständig bearbeiten. Die Bearbeitungszeit pro Aufgabe umfasst jeweils fünf bis zehn Stunden. Einmal pro Jahr findet ein Auswertungstreffen statt, bei dem die besten Zirkelteilnehmer ausgezeichnet und fachliche Probleme gemeinsam erörtert werden. Ein zusätzlicher Anreiz des Korrespondenzzirkels ist, dass die Kommunikation zwischen Dozenten, Lehrern und Schülern über eine Online-Plattform der Martin-Luther-Universität erfolgt, sodass Schüler bereits einen Einblick in ein Stück Uni-Alltag gewinnen.

„Ambitionierte Schüler können in ihren bevorzugten Fächern vor allem mit vertiefenden Inhalten zusätzlich motiviert werden“, erläutert Prof. Dr. Reinhold Sackmann, Initiator und Leiter des Projekts. „Zudem fördert der Korrespondenzzirkel frühzeitig Formen selbständigen Arbeitens, die Schüler auch für ein späteres Studium benötigen.“ Dabei sei diese Initiative nicht ganz uneigennützig. „In Zeiten des demografischen Wandels ist es bedeutsam, möglichst früh Verbindungen zwischen Schülern und Universität zu knüpfen, um guten Schülern eine regionale Studienperspektive zu eröffnen.“

Auf eine Beteiligung an einem Korrespondenzzirkel in Sozialkunde folge natürlich nicht automatisch die Entscheidung für ein Soziologiestudium. Als ausgewiesener Lebenslaufforscher weiß Sackmann aber, dass Erfahrungen wie sie der Korrespondenzzirkel bietet, es erleichtern, später richtige Studienfachentscheidungen zu treffen. Davon profitieren beide Seiten.

Die Koordination des Projekts übernimmt Sackmanns wissenschaftlicher Mitarbeiter Walter Bartl: „Ich freue mich schon auf die Arbeit mit den Schülern. Man kennt natürlich Erstsemester, aber die Arbeit mit Schülern ist doch anders. Die Herausforderung besteht darin, Inhalte auf ihren Kern zu reduzieren, ohne dass sie dabei entstellt werden oder gar verloren gehen.“ Der Korrespondenzzirkel Sozialkunde ist Teil des Vernetzungsprojektes

„Herausforderung Mensch“ zwischen der Martin-Luther-Universität und Schulen in Sachsen-Anhalt, das die Robert-Bosch-Stiftung im Rahmen ihres Denkwerk-Programms fördert.

Dabei kann Bartl auf positive Erlebnisse mit Schülern aber auch Lehrern im Rahmen des Denkwerk-Projektes der Soziologie zurück blicken: „Das Interessante an dem Austausch mit Lehrern ist, dass sie einen Erfahrungsvorsprung in Bezug auf Sozialkunde haben. Umgekehrt haben wir einen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Diskussionen. Das ist eine spannende Mischung, die bisher gute Ergebnisse gebracht hat.“

Karin Strecker, Sozialkundelehrerin am Giebichenstein Gymnasium „Thomas Müntzer“ schätzt die Möglichkeit, mit Kollegen auch schulübergreifend zusammenzuarbeiten. Zusammen mit anderen ist sie als Redakteurin an der Erstellung der Aufgabenblätter beteiligt. Sie freut sich, damit einen kleinen Beitrag zur Stärkung der Identität des Faches Sozialkunde leisten zu können und ist davon überzeugt, dass der Korrespondenzzirkel auch auf das Demokratie-Verständnis der Schüler ausstrahlen wird.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Reinhold Sackmann
Tel.: 0345 55 24252
E-Mail: reinhold.sackmann@soziologie.uni-halle.de
Dipl.-Soz. Walter Bartl
Tel.: 0345 5524258 oder 0178 7164112
E-Mail: walter.bartl@soziologie.uni-halle.de

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Carsten Heckmann idw

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