Jeder vierte Studierende bricht Studium vorzeitig ab

Bulmahn: „Hochschulen müssen Fächer reformieren und Betreuung verbessern“

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, hat die Hochschulen angesichts unverändert hoher Abbrecherzahlen zu einer Reform ihrer Studiengänge und einer besseren Betreuung der Studierenden aufgefordert. „Wenn jeder vierte Studierende keinen Abschluss erreicht, ist das nicht nur eine Verschwendung von Ressourcen, sondern bedeutet auch ein hohes Mass vermeidbarer Enttäuschungen für die Betroffenen“, sagte Bulmahn am Montag in Berlin. Die Hochschulen müssten ihre Angebote überprüfen und die Studierenden besser informieren.

Nach einer im Auftrag des BMBF erstellten aktuellen Studie betrug die Quote der Studienabbrecher rund 27 Prozent. In den Universitäten lag sie mit 30 Prozent erheblich über der Quote der Fachhochschulen mit 22 Prozent. Der Unterschied ist unter anderem auf die straffer geordneten Studiengänge und eine effizientere Lehrorganisation an den Fachhochschulen zurückzuführen.

Die neuen Berechnungen der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) in der „Studienabbruchstudie 2002 – Studienabbrecher in den Fächergruppen und Studien-bereichen der Universitäten und Fachhochschulen“ entsprechen früher erhobenen Daten. Bereits 1992 hatte die HIS eine generelle Abbruchquote zwischen 25 und 27 Prozent ermittelt. Im Vergleich verringerte sich nur die Zahl der Studienabbrüche bei den Frauen von damals 28 bis 30 Prozent auf 26 Prozent. Die Männer verschlechterten sich im gleichen Zeitraum von damals 23 bis 25 Prozent auf 28 Prozent Studienabbrecher.

Bulmahn machte in einer ersten Analyse die geringe Motivation der Studierenden für ihre Fächer und überfrachtete Studienpläne für das Scheitern in den Hochschulen verantwortlich. „Bereits in der Schule müssen die künftigen Studierenden das kennenlernen, was sie später in der Hochschule erwartet“, forderte Bulmahn. Die Professoren und Professorinnen und andere Lehrbeauftragte sollten häufiger den Kontakt zu Schulen suchen und vor allen in der Oberstufe über Studienmöglichkeiten aufklären.

Genauere Aufschlüsse über die Gründe des Studienabbruchs erwartet die Ministerin von der HIS-Studienabbrecherbefragung 2000/2001, die im Herbst vorgelegt werden soll. Seitdem habe die Bundesregierung die finanziellen Rahmenbedingungen allerdings schon mit jährlich 500.000 Euro mehr Geld für die Ausbildungsförderung BAföG erheblich verbessert und die Zahl der grundständigen Bachelor- und Masterstudiengänge auf fast 1.100 erhöht.

Nach der aktuellen HIS-Studie ist an den Universitäten in der Fächergruppe Sprach-/Kulturwissenschaften/Sport mit 33 Prozent die höchste Studienabbruchquote zu verzeichnen. Mit 30 Prozent liegt dieser Wert in der Gruppe Jura/Wirtschafts-/Sozial-wissenschaften ähnlich hoch. Allein in den Sozialwissenschaften beträgt die Abbruchquote 42 Prozent. Und auch von 100 Anfängern der Informatik an einer Universität geben 37 das Studium vorzeitig auf. Die geringsten Abbrecherzahlen werden in der Medizin mit nur 8 Prozent registriert.

Für die aktuelle Studie wurde neben der Studienabbruchquote erstmals eine so genannte Schwundquote ermittelt, die neben den Studienabbrechern auch die Fachwechsler berücksichtigt. Besonders hoch liegen die Schwundquoten an den Universitäten demnach mit 58 Prozent bei Sprach-/Kulturwissenschaften/Sport. Viele Studierende geben auch in der Mathematik und den Naturwissenschaften auf. An den Universitäten liegt der Schwund in diesen Fächern bei 45 Prozent, in den Fachhochschulen erreicht er 41 Prozent.

Die Studie ist im Internet unter http://www.bmbf.de/pub/studienabbruchstudie_2002.pdf und als Broschüre bei der HIS Hochschul-Informations-System GmbH, Goseriede 9, 30159 Hannover erhältlich.

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Silvia von Einsiedel idw

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