Austausch mit USA: Die `68-er legten den Grundstein

Damit auch in Zukunft Nachwuchsphysiker aus Würzburg in amerikanischen Labors forschen und lernen können, arbeitet die Fakultät an einem neuen Konzept, das in das Bachelor/Master-System passt.

„Insgesamt bot mir das Jahr vielfältige, persönlich sehr bereichernde Erfahrungen. Ich bin sowohl den deutschen als auch den amerikanischen Organisatoren sehr dankbar, dass sie mir diesen Austausch ermöglicht haben. Ich kann jeden Physikstudenten in Würzburg nur dazu ermutigen, an dem Amerikaprogramm teilzunehmen.“

Ein Jahr hat der Verfasser dieser Zeilen an der University at Stony Brook, etwa 100 Kilometer östlich von New York City, verbracht. Wie man seinem Erfahrungsbericht, den die Fakultät auf ihrer Homepage veröffentlicht hat entnehmen kann, hat er diese erlebnisreiche Zeit durchaus genossen.

Damit steht er nicht alleine da: Rund 600 Studierende haben in den vergangenen 40 Jahren an dem Amerikaprogramm der Fakultät für Physik und Astronomie teilgenommen – in manchen Jahren hat sich ein Drittel eines Jahrgangs auf die Reise über den großen Teich begeben. Das Programm, das auf eine Initiative des Physikers Professor Max Scheer zurückgeht, war von seinem Anfang im Jahr 1968 an so erfolgreich, dass die Fakultät sich sehr schnell darum bemühen musste, neben der ersten Anlaufstelle, der New York State University in Albany, weitere Kooperationspartner zu finden, um „deutsche Enklaven“ in den USA zu vermeiden.

Viele kehren mit dem Master zurück

Heute existieren mit sechs Universitäten Kooperationsverträge: Neben Stony Brook und Albany können Physikstudierende aus Würzburg in Rutgers, Albuquerque, Buffalo und Austin die amerikanische Art, Physik zu lehren und zu erforschen, kennenlernen. Und dieses Kennenlernen gestaltet sich durchaus intensiv: Dank der Kooperationsverträge besteht für die Studierenden die Möglichkeit, den USA-Aufenthalt mit einer Masterprüfung abzuschließen und somit einen wertvollen Nachweis für den erfolgreichen Aufenthalt mit nach Hause zu bringen.

Fast alle Studenten haben bisher von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht; viele haben darüber hinaus sogar eine Masterarbeit geschrieben, die in Deutschland als gleichwertig mit dem Diplom anerkannt wird. Wer mit der Masterarbeit in der Tasche aus den USA zurückkehrte, konnte somit gleich die Doktorarbeit in Angriff nehmen. In diesem Fall führt der Auslandsaufenthalt also sogar zu einer Studienzeitverkürzung.

Studieren in den USA ist normalerweise eine teure Angelegenheit: Die Reisekosten, der Lebensunterhalt und hohe Studiengebühren von bis zu 20.000 US-Dollar für ein Studienjahr brächten manchen Traum vom Gang nach Übersee sehr schnell zum Platzen, hätte die Fakultät für Physik und Astronomie nicht auch dafür Vorsorge getroffen. Da sind zum einen die amerikanischen Partneruniversitäten, die mit zum Teil erheblichen Nachlässen bis hin zum kompletten Gebührenerlass sowie mit Forschungs- und Lehrstipendien so manche Finanzklemme lockern.

Da sind zum anderen der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD und neue Regeln zum Auslandsbafög, die durch die Vergabe von Stipendien und anderen Formen von Finanzspritzen den Auslandsaufenthalt unterstützen. Zu guter Letzt ist auch der Anteil privater Förderer nicht unerheblich; so gewährt beispielsweise die Swaine-Stiftung jedes Jahr einer begabten Studentin einen Zuschuss für ein Studium in den USA. Insgesamt, so rechnet die Fakultät vor, konnten auf diese Weise in den 40 Jahren seit Bestehen des Amerikaprogramms mehr als 20 Millionen Euro Fördergelder eingeworben werden, die den Eigenbeitrag der Studierenden „auf ein erträgliches Maß reduzierten“.

Anpassung an Bachelor und Master

Inzwischen ist das Würzburger Amerikaprogramm auch keine Einbahnstraße mehr; regelmäßig verbringen jedes Jahr Studierende aus Austin im Sommer drei Monate in Würzburg, um hier erste Erfahrungen in der Forschung zu sammeln. 40 erfolgreiche Jahre hat das Amerikaprogramm der Fakultät für Physik und Astronomie hinter sich. Jetzt steht eine Zäsur an: Die Umstellung der deutschen Studiengänge auf das Bachelor/Master-System fordern Veränderungen, die noch nicht bis ins Detail geregelt sind. Ziel könnte sein, die bewährte Kooperation mit den Partnern in den USA in der Lehre noch enger zu gestalten, um sie in die Vergabe eines gemeinsamen Mastertitels der beteiligten Universitäten münden zu lassen.

Media Contact

Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer