Mehr Flexibilität in der Produktion durch selbstfahrende Transportfahrzeuge

Der Prototyp des fahrerlosen Transportfahrzeugs (FTF), der derzeit am Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart gebaut wird. Foto: IFT

Forscher am Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart haben ein fahrerloses Transportfahrzeug (FTF) konzipiert, das eine Fahrzeugmontage auf einer flexiblen Plattform möglich macht.

Die TLB GmbH unterstützt die Universität Stuttgart Vermarktung und weltweiten wirtschaftlichen Umsetzung dieser Technologie.

Flexibilität in der Produktion wird zunehmend wichtiger. Dazu wird es notwendig, dass Produktion und Montage nicht mehr starr in einer so genannten Fertigungsstraße ablaufen, sondern flexibler gestaltet werden können.

Dipl.-Ing. Matthias Hofmann vom Institut für Fördertechnik und Logistik an der Universität Stuttgart hat ein fahrerloses Transportfahrzeug (FTF) konzipiert, das es möglich macht, ein Fahrzeug auf einer flexiblen und von stationären Einrichtungen unabhängigen Plattform zu montieren. Dabei handelt es sich um eine selbstfahrende Plattform, auf dem die mitfahrenden Montagearbeiter ein Auto komplett bauen können.

Durch den Einsatz des FTF wird für die Fahrzeugproduktion keine feste Montagestraße mehr benötigt. Das fahrerlose Transportfahrzeug fährt im Produktionsprozess autark zu den Stationen, die im jeweiligen Produktionsschritt erforderlich sind.

Da das Montageobjekt auf dem Transportfahrzeug auch geschwenkt und gekippt werden kann, sind die Voraussetzungen geschaffen, um die kompletten Montageprozesse auf dem Transportfahrzeug zu vollziehen. Sämtliche Arbeitsschritte, auch Arbeiten am Unterboden oder an der Achse, können auf dem FTF gemacht werden, ohne dass das unfertige Fahrzeug abgeladen werden muss. Das Fahrzeug wird komplett auf dem FTF hergestellt, bis es abschließend auf eigenen Rädern über eine in den Ladungsträger integrierte Fördereinrichtung vom FTF gefahren werden kann.

Für die Zukunft entwickelten und entwickeln die Stuttgarter Forscher im Rahmen des Forschungsprojektes ARENA 2036 unter der Leitung von Institutsleiter Professor Karl-Heinz Wehking bereits Ideen für ein vollflexibles Fabrik-Layout, das komplett ohne Produktionsstraße auskommt. Ein Fahrzeug wird dann komplett auf einem flexiblen FTF gefertigt.

Benötigte Teile oder Geräte werden durch flexible und selbstfahrende Ladungs- und Regallösungen direkt an das FTF gebracht. Als Teillösung wäre das fahrerlose Transportfahrzeug jedoch auch heute schon einsetzbar und würde die herkömmliche Linienproduktion erheblich flexibler machen.

Ebenfalls am Institut für Fördertechnik und Logistik entwickelten Dipl.-Ing. Matthias Hofmann und Dipl.-Ing. Markus Schröppel zusammen mit Professor Wehking einen selbstfahrenden Großladungsträger, der zur Auslagerung von halbfertigen Teilen oder als Lager für die fertigen Großteile, Karosserien oder auch komplette Fahrzeuge dienen kann. Auch dieses flexible Regal könnte heute schon gut in einen bestehenden Produktionsprozess eingebaut werden.

Das Regal ermöglicht das flexible Ein- und Ausschleusen von Teilen oder Baugruppen wie beispielsweise einer Unterbodengruppe, Karosserie oder ganzen Fahrzeugen aus der oder in die Produktion. Die Einheiten des „dynamischen Lagers“ sind modular aufgebaut und daher unabhängig von Bauteil-Dimensionen einsetzbar. Das innovative Regalkonzept verfügt darüber hinaus über ein Aufzug- und Verladesystem und kann auch als Zwischenlager von ganzen Fahrzeugen eingesetzt werden.

Beide Systeme machen eine teilweise Abkehr vom festen Montageband möglich und sind durch ihren flexiblen Einsatz ein erster entscheidender Schritt in Richtung flexible Produktion, wie die Forscher Hofmann und Schröppel deutlich machen.

Die Entwicklungen wurden international patentrechtlich geschützt. Im Moment wird am Aufbau eines Prototyps des FTF gearbeitet. Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH unterstützt die Universität Stuttgart bei der Patentierung und Vermarktung der Innovation. TLB ist im Auftrag der Universität mit der weltweiten wirtschaftlichen Umsetzung dieser zukunftsweisenden Technologie beauftragt und bietet Unternehmen Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Lizenzierung der Schutzrechte.

Für weitere Informationen: Innovationsmanager Dr.-Ing. Hubert Siller (hsiller@tlb.de)

http://www.tlb.de
http://www.uni-stuttgart.de/ift

Media Contact

Annette Siller idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Automotive

Die wissenschaftliche Automobilforschung untersucht Bereiche des Automobilbaues inklusive Kfz-Teile und -Zubehör als auch die Umweltrelevanz und Sicherheit der Produkte und Produktionsanlagen sowie Produktionsprozesse.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automobil-Brennstoffzellen, Hybridtechnik, energiesparende Automobile, Russpartikelfilter, Motortechnik, Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer