UFZ und HTWK Leipzig entwickeln gemeinsam neuartige Sanierungstechnologie

Gemeinsame Pressemitteilung des UFZ und der HTWK Leipzig

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) erforschen gemeinsam, wie Radiowellen künftig zur Sanierung von Gebäuden eingesetzt werden können. Hierfür entwickelten Wissenschaftler des UFZ unter Leitung von Dr. Ulf Roland eine Radiofrequenz-Technologie, die ursprünglich im Bereich der Bodensanierung zum Einsatz kam und künftig möglicherweise für Trockenlegung, Schadstoffbeseitigung und Holzschutz in Gebäuden genutzt werden kann.

Bei der Prüfung und Entwicklung dieser Option setzen die Forscher der Fakultät Bauwesen der HTWK Leipzig an: Professor Dr.-Ing. Detlef Schmidt und sein Team untersuchen nun, inwieweit diese Technologie in verschiedenen Bereichen des Bauwesens anwendbar ist. Das Verfahren steht für eine flexible, kostengünstige, zeitsparende und zerstörungsfreie Sanierung von Baumaterialien und ist daher auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr interessant. Das Projekt „Innovation durch Einsatz der Radiowellen-Technologie im Bauwesen“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme VIP (Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung) des Bundesforschungsministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 1,35 Mio. Euro unterstützt.

Die direkte Erwärmung unterschiedlicher Materialien mit Mikrowellen hat sich in den letzten Jahren in vielen Bereichen der Technik etabliert. Um jedoch tiefer in das Material eindringen zu können, nutzen die Wissenschaftler am UFZ dagegen Radiowellen mit einer größeren Wellenlänge. Da die Energie so effektiver an die zu erwärmenden Stellen im Gemäuer gelangen kann, arbeitet dieses Verfahren wesentlich schneller und kostengünstiger als bisherige Technologien. Darüber hinaus kann die Energie in alle Materialien eingebracht werden, weitgehend unabhängig von deren Feuchtigkeitsgehalt.

Nunmehr soll diese Radiowellen-Technologie in der Bausanierung angewendet werden – zum einen zum Trocknen von Materialien, zum anderen zur Bekämpfung von Schädlingen. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftler ob sich das Verfahren zum Entfernen von Salzen und Heizöl in Gemäuern eignet. Da der Baustoff dabei nicht beschädigt wird, ist die Methode auch für die Sanierung von denkmalgeschützten Bauwerken reizvoll. Die Forscher wollen außerdem prüfen, ob damit eine chemikalienfreie Bekämpfung von Holzschädlingen möglich ist.

Das UFZ und die HTWK Leipzig arbeiten schon seit mehreren Jahren in diesem Bereich zusammen, wobei ursprünglich die Reinigung von schadstoffbelasteten Böden im Mittelpunkt stand. In dem neuen Projekt wollen die Wissenschaftler gemeinsam untersuchen, ob das Verfahren auch an größeren Flächen bis hin zu Gebäuden aus unterschiedlichen Materialien (z.B. Holz, Sandstein, Beton) funktioniert. Hierfür wird an der HTWK Leipzig nicht nur eine weitere Versuchsanlage gebaut. Besonders wertvoll für das Projekt ist gerade auch die umfangreiche, langjährige Expertise in der Arbeitsgruppe von Prof. Schmidt im Bereich des Baustoffwesens. So testen die Forscher, wie die Materialien auf die Radiowellen reagieren. Sie untersuchen beispielsweise, ob die sie sich gleichmäßig erwärmen und ob Risse auftreten. Die Fakultät involviert in diesem Projekt auch Studierende im Rahmen ihrer Praxis- beziehungsweise Abschlussarbeiten. Das Projekt beinhaltet zugleich ein Transferkonzept für die Wirtschaft.

Mit der Fördermaßnahme VIP (Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung) des BMBF sollen Ideen aus der akademischen Forschung für die wirtschaftliche Nutzung besser verfügbar gemacht werden. Das Leipziger Kooperationsprojekt gehört zu den ersten, die in dieser neuen Förderlinie bewilligt wurden.

Weitere fachliche Informationen:
Dr. Ulf Roland, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: +49 (0)341/235-1762
E-Mail: ulf.roland@ufz.de
und
Professor Dr.-Ing. Detlef Schmidt, Fakultät Bauwesen, HTWK Leipzig
Telefon: +49 (0)341/3076 6203
E-Mail: detlef.schmidt@fb.htwk-leipzig.de
sowie
Tilo Arnhold, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des UFZ
Telefon: (0341) 235-1269
E-Mail: presse@ufz.de
und
Katharina Ballani, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der HTWK Leipzig
Telefon: (03 41) 30 76-62 99
E-Mail: pressestelle@htwk-leipzig.de
Weiterführende Links:
Radiofrequenz-Erwärmung:
http://www.ufz.de/index.php?de=2533
http://www.ufz.de/data/UFZ_XII_FT10_Wasserschutz_San4358.pdf
Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP:
http://www.validierungsfoerderung.de/VIP

Media Contact

Katharina Ballani idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer