Kunstobjekte besser schützen – Glassensoren als Frühwarnsystem

Glassensor zeigt feuchte sowie feste kristalline Strukturen und eine beginnende Gelschichtausbildung. Glas korrodiert – die Umgebungsbedingungen sind nicht ideal. Foto: Fraunhofer ISC

Als Frühwarnsystem für schädigende Umweltbedingungen dienen vom Fraunhofer ISC entwickelte Glassensoren. Die hochempfindlichen Oberflächen der Glassensoren reagieren auf die Umgebungsbedingungen, denen sie in den Innenräumen ausgesetzt sind.

Bei ungünstigen Bedingungen kommt es zu strukturellen Änderungen im Glas, die sich später im Labor durch infrarotspektroskopische Untersuchungen exakt quantifizieren lassen. Auch Analysen kristalliner Auflagerungen lassen zum Teil Rückschlüsse auf Schadstoffe zu.

Diese sensitiven Gläser ermitteln dabei anstelle von Einzelparametern den Gesamteffekt der Umgebungsbedingungen in den Räumen und schaffen damit die Voraussetzung für ein langfristig wirksames Schutzkonzept in sensiblen Ausstellungsbereichen.

Aufgrund der langjährigen Erfahrungen des Fraunhofer ISC auf diesem Gebiet wandten sich die Staatlichen Schlösser- und Gärten Baden-Württemberg an die Fraunhofer-Forscher, um im Rahmen eines gemeinsamen Projekts zwei ihrer Standorte untersuchen zu lassen.

Auf Schloss Favorite (Rastatt) sowie dem Sammlungsdepot Karlsruhe wurden je zwei 3-monatige Messkampagnen durchgeführt. Die zwei Messperioden im Winter und Sommer zeigen den Einfluss der jahreszeitlich bedingten, klimatischen Schwankungen. Die Erkenntnisse der Messungen sollen nun konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Ausstellungsbedingungen und zur Erhaltung der Kunstgegenstände aufzeigen.

Insbesondere in den Ausstellungsräumen auf Schloss Favorite machen sich jahreszeitliche Unterschiede in den Sensormessungen bemerkbar. Die Ausstellungsräume sind nicht klimatisiert oder beheizt, sodass das Innenraumklima den äußeren Witterungsbedingungen folgt und unmittelbar von anderen Faktoren – wie dem hohen Besucherverkehr in den Sommermonaten – beeinflusst wird. Der korrosive Einfluss der Umgebung lag im Sommer generell deutlich höher als im Winter.

Nach der Auswertung der Glassensoren konnte das Fraunhofer ISC verschiedene einfach realisierbare Maßnahmen zur Verbesserung vorschlagen, zum Beispiel regelmäßiges Lüften der Ausstellungsvitrinen sowie den Einsatz von Absorbermaterialien zur Reduzierung der Luftschadstoffe. Die Depoträume in Karlsruhe sind beheizbar und die relative Luftfeuchtigkeit wird reguliert. Die Glassensormessungen im Depot zeigen trotz der erkennbaren jahreszeitlichen Schwankungen insgesamt unproblematische Umgebungsbedingungen, sowohl in der Raumluft als auch in den Depotschränken.

Für die beiden Standorte planen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg kostengünstige und kurzfristig durchführbare Änderungen.

Durch die gemeinsam durchgeführte Studie vom Fraunhofer ISC und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg ließen sich Optimierungsmöglichkeiten für eine langfristig sichere Präsentation und Erhaltung wertvoller Kunstobjekte aufzeigen.

Die fruchtbare Zusammenarbeit soll auch in den kommenden Monaten in weiteren Projekten fortgesetzt werden. Der Fokus liegt in der Untersuchung und Klassifizierung von Schadensphänomenen an Hohlgläsern der Sammlungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Hierbei werden die beiden Projektpartner ebenfalls wieder Hand in Hand arbeiten, damit restauratorische Praxis und analytische Untersuchungen gewinnbringend zusammengeführt werden.

http://www.isc.fraunhofer.de
http://www.izkk.de
http://www.schloesser-und-gaerten.de

Media Contact

Marie-Luise Righi Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC

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