Deutschland anders sehen

Das Ruhrgebiet tritt in den Vordergrund, Berlin scheint alles zu überragen, Städte wie Hamburg, Köln und München wirken größer als sonst: Ein Atlas des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geht neue Wege in der Darstellung der Lebensverhältnisse in Deutschland – mit Karten, bei denen die Zahl der Einwohner die Größe eines Gebietes bestimmt. „So haben die meisten Deutschland noch nicht gesehen“, sagte die Leiterin des Forschungsinstituts Professor Elke Pahl-Weber bei der Vorstellung des Atlas in Bonn. Auf mehr als 100 Seiten bietet das Kartenwerk einen detail- und facettenreichen Überblick über regionale Unterschiede der Lebensverhältnisse und ihrer Entwicklungen. Karten, Diagramme und erläuternde Texte zeigen, wo sich Ost- und Westdeutschland 20 Jahre nach der deutschen Einheit aufeinander zu bewegt haben, und wo es noch unterschiedliche Entwicklungen und Probleme gibt. Die Publikation macht auch anschaulich, dass sich die Lebensverhältnisse in städtisch und ländlich geprägten Gebieten einerseits entsprechen, zum Beispiel bei der Lebenserwartung, und sich andererseits zum Teil deutlich unterscheiden, etwa bei den Wohnungsmieten.

Ob Schulabbrecher oder Wanderungssaldo, Anteil der Älteren, Hauspreise oder Ärztedichte – regionale Differenzierungen in verschiedenen Lebensbereichen werden mit Hilfe von mehr als 40 Indikatoren näher betrachtet. Die Datengrundlagen stammen aus der amtlichen Statistik des Bundes und der Länder, dem BBSR sowie einer Vielzahl weiterer Institutionen; die kartografische Bearbeitung, die räumliche Analyse und Aufbereitung erfolgte im BBSR. Aufgegriffen werden nahezu alle gesellschaftlich bedeutsamen Themen wie Arbeitsmarkt, Bildung und Ausbildung, Demografie, Wirtschaft und Wohnen.

Kartogramme lenken Blick auf soziale Phänomene

„Der Atlas will neugierig machen, gewohnte Sichtweisen irritieren und zum Nachdenken anregen“, erklärte Pahl-Weber. Alle Indikatoren werden aus zwei Perspektiven präsentiert: Eine Karte geht von der Landfläche der Bundesrepublik Deutschland aus und zeigt die räumliche Verteilung von Menschen, Gütern und Lebenschancen in verschiedenen Bereichen dieser Fläche. Diese Karte entspricht dem gewohnten Blick. Eine weitere Karte geht hingegen als so genanntes bevölkerungsproportionales Kartogramm von der Anzahl Menschen aus, die in den verschiedenen Regionen leben. Einwohnerstarke Gebiete werden im Vergleich zur gewöhnlichen Karte vergrößert dargestellt. Mit diesem kartografischen Trick wird jedem Einwohner das gleiche Maß an Platz in der Karte eingeräumt. So wird nicht nur deutlich, wo die Menschen leben, sondern auch, wie viele Menschen vom dargestellten Sachverhalt wie z.B. Arbeitslosigkeit, Höhe des Einkommens oder Pro-Kopf-Wirtschaftskraft betroffen sind. „Landkarten, die sich an der Bevölkerungsgröße orientieren, lenken den Blick vor allem auf soziale Phänomene. Sie erweitern damit die Grundlagen für politische Entscheidungen“, sagte Pahl-Weber.

Die Veröffentlichung kann zum Preis von 10 Euro beim BBSR oder im Buchhandel bestellt werden.

Deutschland anders sehen – Atlas zur Raum- und Stadtentwicklung
ISBN 978-3-87994-693-8
Preis: 10,00 Euro zzgl. Versand.
Bezug: selbstverlag@bbr.bund.de oder im Buchhandel
Kontakt:
Christian Schlag, Stab Wissenschaftliche Dienste
Tel.: +49(0)228 401-1484
E-Mail: christian.schlag@bbr.bund.de
Fachlicher Ansprechpartner:
Markus Burgdorf, Referat Raum- und Stadtbeobachtung
Tel.: +49(0)228 401-2228
E-Mail: markus.burgdorf@bbr.bund.de
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

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