Private Investoren verändern Städtebilder

Die wohl größten Herausforderungen für Stadtentwickler stellen sich in den Metropolen des Südens. Hier leben Schätzungen der UN zufolge mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Ein Großteil von ihnen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Genau in diesen Ländern nehmen private Investoren verstärkt Einfluss auf die Stadtentwicklung, während die öffentliche Planung mancherorts versagt.

Mit dem Kooperationsabkommen „The Emerging Role of the Private Sector in Urban Development“ (PRUDEV) wollen die Fakultäten für Architektur der Universität Karlsruhe und der Universität Tarumanagara in Jakarta (Indonesien) den wachsenden Einfluss privatwirtschaftlicher Akteure in der Stadtentwicklung untersuchen. Federführende Partner des zunächst auf fünf Jahre angelegten Projektes sind das Labor für Stadtplanung im Globalen Kontext am Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen in Karlsruhe, sowie das Programm für Stadtplanung- und Immobilienentwicklung der indonesischen Partneruniversität.

Wachsende Verarmung großer Bevölkerungsschichten und dramatische Umweltverschmutzung breiten sich insbesondere in den Metropolen Südostasiens aus. In der Stadt Jakarta steht die öffentliche Hand trotz einer Vielzahl von Planungen und Projekten diesen Problemen machtlos gegenüber. Gleichzeitig erlebt die 18-Millionen-Metropole einen Boom privat entwickelter Projekte: Hotels, Mautstraßen, vertikale Apartmentanlagen bis hin zu privat entwickelten Satellitenstädte für zehntausende von Einwohnern haben das Stadtbild im letzten Jahrzehnt enorm verändert. Besonders auffällig und wohl bislang einmalig in der Welt sind auch neuartige Agglomerationen (Cluster) großformatiger Shoppingcenter. Die langfristigen Auswirkungen dieser Projekte auf Stadt, Gesellschaft und Umwelt bleiben bislang ungeklärt.

Mit einer gemeinsamen Studie zur stadträumlichen Integration von über 60 Einkaufszentren Jakartas hat das Projekt PRUDEV begonnen. Für die Folgejahre ist eine Vertiefung der Thematik unter einer verstärkten Einbindung europäischer Partner aus der privaten Wirtschaft geplant. Fragestellungen werden unter anderem sein, ob die mehr als 150-jährigen Erfahrungen der Modernisierung der europäischen Stadt den Metropolen des Südens von Nutzen sein können oder ob es Lektionen gibt, die europäische Städte von den Megastädten des Südens erlernen können. Außerdem sind die Kooperationspartner auf der Suche nach Möglichkeiten, die Dynamik privatwirtschaftlicher Akteure im Städtebau Südostasiens zu steuern.

Weitere Informationen:
Professor Alex Wall
Dipl.-Ing. Peter Gotsch
Fakultät für Architektur
Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen
Universität Karlsruhe (TH)
Telefon 0721 608-7154
E-Mail peter.gotsch@arch.uni-karlsruhe.de

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Dr. Elisabeth Zuber-Knost idw

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