Ehemalige Wohnhäuser der Sowjetarmee im Fokus baltischer Experten

Auch 15 Jahre nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus dem Baltikum stellen die Hinterlassenschaften dieser Besetzung ein Problem für die betroffenen Gemeinden dar. Verlassene Wohnhäuser der Offiziere und Mannschaften konnten oftmals nicht sofort genutzt oder gesichert werden, so dass sie heute als Ruinen ohne Fenster, Türen und Installationen die Gemeinden verschandeln. In einigen Fällen stellen sie soziale Brennpunkte dar. Um Lösungen mit den Gemeinden zu finden, unterstützt die Europäische Union das Projekt „Remido“ mir 1,6 Mio. Euro.

Ziel des Projektes sind ein Know-How-Transfer sowie die Entwicklung neuer und alternativer Ideen beziehungsweise planerischer Ansätze zur Entwicklung von Gebieten, die vergleichsweise schwierig zu entwickeln oder in ihrer Entwicklung zurück geblieben sind.

Bisher konnten Daten zu acht Fallstudien gesammelt werden. Diese Fälle decken eine breite Varianz an verschiedenen Ausgangssituationen ab, so dass in Folge verallgemeinerbare Fallbeispiele dargestellt werden können. Im nächsten Schritt möchte die Projektgruppe in Gesprächen mit den Gemeinden herausfinden, worin sie Hinderungsgründe für eine Entwicklung sehen und welche Möglichkeiten bestehen, diese zu beseitigen. Als besonders positive Ergebnisse der bisherigen Arbeit stellt die Projektgruppe die Etablierung eines Netzwerkes von Gemeinden als Austauschbasis heraus sowie die Einbindung von Investoren in dieses Netzwerk.

Nach bisher vorliegenden Informationen gibt es in den beteiligten Ländern parallele Tendenzen. Auffällig ist die Zerstörung ehemals militärisch genutzter, leer stehender Häuser und Wohnungen. In den drei baltischen Ländern gibt es besondere Probleme mit der Nutzung dieser Wohnungen durch soziale Randgruppen mit einem hohen Anteil russisch sprechender Bewohnern mit geringer Integration in die neue Gesellschaft, hoher Arbeitslosigkeit und geringer Qualifikation. Ursache hierfür ist unter anderem, dass nach dem Abzug der Sowjetarmee nicht nur Militärangehörige und Zivilbeschäftigte der sowjetischen Armee weiterhin in den Wohnungen geblieben sind, Gemeinden haben diese Wohnungen zur Einweisung von Wohnungslosen genutzt. Außerdem gibt es graduelle Unterschiede beim Einsatz finanzieller Mitteln und dem Stand der Planungen. Größere Städte wie Vilnius oder Kaunas haben die finanziellen und personellen Ressourcen zu einer detaillierten Beplanung der Wohngebiete eingesetzt. Sie konnten und können durch das hohe Entwicklungspotential der betroffenen Gebiete entweder Investoren finden, wie beispielsweise in Vilnius oder eigene Mittel investieren, wie in Kaunas. Zum Entwicklungspotential werden die gute Lage in einer größeren Stadt, ein hoher Bedarf an Wohnungen oder kommerziell genutzter Flächen sowie steigende Preise für Immobilien gezählt. Kleine Gemeinden wie Marciena und Liepa in Lettland dagegen müssen aufgrund aktuell dringenderer Aufgaben, die planerische Bearbeitung betroffener Gebiete zurückstellen. Da in diesen Regionen die Bevölkerung abnimmt und niedrige Mietpreise dominieren, erscheinen trotz des derzeitigen Wohnraumbedarfs potentiellen Interessenten Investitionen nicht sinnvoll

Den Teilnehmern der Konferenz wurden gleich am ersten Abend zwei positive Beispiele mit unterschiedlichen Entwicklungsstadien und Zeithorizonten in Wismar vorgestellt. Beeindruckend war für sie insbesondere der Vergleich zwischen der alten Konversionsfläche „Hochschule“ und deren Perspektiven in der weiteren baulichen Entwicklung und der neueren Konversionsfläche „Lübsche Burg“. Während Prof. Dr. Thomas Römhild die aktuelle Nutzung und Planungen bezüglich seiner Hochschule vorstellte, ging Beate Prante vom Bauamt Wismar auf den Besuchermagneten Landesgartenschau 2002 und die zum überwiegenden Teil in Planung befindlichen Nutzung als Technisches Landesmuseum, als Seniorenheim sowie als Ein- und Zweifamilienhäuser ein.

Die nächste Konferenz im Rahmen des Projektes „Remido“ findet im Frühjahr 2007 in Vilnius statt. Zur Abschlusskonferenz werden die Teilnehmer im Herbst 2007 nach Riga reisen.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. Hannsjörg Ahrens, Tel.: (03841) 753 465 bzw. E-Mail: h.ahrens@ar.hs-wismar.de.

Media Contact

Kerstin Baldauf idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-wismar.de

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