Neues Forschungsprojekt entwickelt Strategien für eine effiziente Flächennutzung – Stadtregionen als Planspielteilnehmer gesucht

In Deutschland wird täglich eine Fläche von 105 Hektar für Siedlungszwecke umgewidmet. Das entspricht etwa der Größe von 150 Fußballfeldern. Welche Möglichkeiten gibt es, die Flächeninanspruchnahme zu stoppen und gleichzeitig die notwendige wirtschaftliche Dynamik nicht auszubremsen? Welche Lösungswege bieten sich für Stadtregionen an, um die Ziele der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen?

Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin, wird diese Problematik im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts „Fläche im Kreis – Kreislaufwirtschaft in der städtischen/ stadtregionalen Flächennutzung“ in Kooperation mit der Projektgruppe Stadt + Entwicklung, Leipzig, und der Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia), Darmstadt, untersuchen. Beauftragt wurde das Difu vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)/Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW). Anhand von Planspielen in fünf Stadtregionen sollen Akteure aus Verwaltung, Immobilienwirtschaft, Industrie, Gewerbe, Handel sowie anderer gesellschaftlicher Gruppen gemeinsam mit der Forschungsgruppe Strategien für die anzustrebende Flächenkreislaufwirtschaft entwickeln.

Es soll ein geeigneter Policy-Mix erarbeitet werden, der es erlaubt, unter verschiedenen Rahmenbedingungen und der Berücksichtigung rechtlicher, planerischer und fiskalischer Instrumente die Ziele der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen: Reduzierung der Flächeninanspruchnahme auf 30 Hektar pro Tag sowie Vorrang für die Innenentwicklung. Dabei geht es um die Inanspruchnahme alter und neuer Flächen, im Sinne einer „Kreislaufwirtschaft“, wobei das Flächenrecycling stärker als bisher zum Tragen kommt.

Vorgesehen sind drei Planspiel-Varianten:

– Status quo: mittelfristige Strategie der Flächenkreislaufwirtschaft unter aktuellen Rahmenbedingungen sowie absehbaren Änderungen – Zeithorizont 2010,

– Innovativer Instrumenteneinsatz zur Steuerung von Wachstumsprozessen: langfristige Strategie der Flächenkreislaufwirtschaft unter den Bedingungen eines akzentuierten Instrumentenwechsels, also die Erprobung neuer Instrumente unter veränderten Rahmenbedingungen (Zeithorizont 2020),

– Innovativer Instrumenteneinsatz zur Steuerung von Umbau- und Rückbauprozessen: langfristige Strategie der Flächenkreislaufwirtschaft unter den Voraussetzungen einer gewandelten Nutzungsphilosophie. Umsetzung eines geordneten Rückbaus (Zeithorizont 2020).

Die Planspiele werden auch durch die Erstellung ausgewählter Expertisen vorbereitet. Expertisen sind zu Flächenpotenzialen, zur Brachflächenthematik, zu internationalen Erfahrungen im Flächenrecycling sowie zu ökonomischen, rechtlichen und planerischen Instrumenten und entsprechenden Akteuren einer Flächenkreislaufwirtschaft vorgesehen. Sie sollen Wissen aus Fachdiskussion bündeln, um auf dieser Basis konkrete Fragestellungen für die Konzeption der verschiedenen Planspielvarianten ableiten zu können.

Die Auswahl der fünf Stadtregionen wird auf der Basis einer Ausschreibung erfolgen. Um die komplexen Anforderungen an eine stadtregionale Flächenkreislaufwirtschaft zu
berücksichtigen, werden hierbei die spezifischen Entwicklungsdynamiken (Wachstum, Rück- und Umbau), verschiedene Raumkategorien (Verdichtungsräume, Stadt-Umland-Bereiche, ländliche Räume) sowie Gemeindegrößen (Groß-, Mittel- und Kleinstädte) von Stadtregionen der alten und neuen Bundesländer berücksichtigt. Gesucht werden innovationsfreudige Gebietskörperschaften, die das strategische Ziel einer deutlichen Minderung der Flächeninanspruchnahme im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft aktiv verfolgen. Interessenten für das Planspiel können sich mit dem Difu in Verbindung setzen, um weitere Informationen zu erhalten.

Die Ergebnisse dieses im Rahmen des „Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus“ (ExWoSt) geförderten Vorhabens werden in verschiedenen Veröffentlichungen in bundesweiten Veranstaltungen und öffentlichen Workshops in den beteiligten Stadtregionen sowie auf den Webseiten des BBR und in einer eigenen Homepage der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen sowie der Ausschreibungstext zu dem bis Ende 2006 laufenden Projekt sind im Internet zu finden. Interessenbekundungen müssen bis zum 15. Juli 2004 an das Difu gerichtet werden, ausführliche Bewerbungen sind bis zum 13. August 2004 erbeten.

Kontakt:

Dr. Fabian Dosch, Telefon: 01888/4012-307, Fax: -260, E-Mail: Fabian.Dosch@bbr.bund.de
Dipl.-Ing. agr. Thomas Preuß, Telefon: 030/39001-265, Fax: -241, E-Mail: preuss@difu.de

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Sybille Wenke-Thiem idw

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