Spritzbeton: gestärkt für Nachhaltigkeit

Mit Pflanzenstärke bahnt die Südzucker AG Spritzbeton den Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Als Rückprallminderer eingesetzt, helfen Stärkeether nicht nur Material sparen, sondern sorgen auch für schnellere Verarbeitung. Dass der neue Trockenspritzbeton außerdem weniger staubt, zeigten die Praxisversuche an zwei Tunnelbauten in Tirol.

Tunnelbauten sind ohne Spritzbeton heute nicht mehr denkbar. Mehr als 3 Mio. Kubikmeter der Mischung aus Zement, Bindemittel, Chemikalienzusätzen und Wasser verarbeiten europäische Bauunternehmer jährlich. Der Baustoff lässt sich durch Spritzen zwar schnell und problemlos auftragen, verursacht durch den Rückprall aber auch Abfälle, die entsorgt werden müssen.

Sowohl das Trocken- als auch das Nassspritzverfahren sind etabliert. Ersteres ist zwar in puncto Verarbeitungsflexibilität und Ökologie überlegen, hat aber einen entscheidenden Nachteil: während des Spritzens entsteht sehr viel Staub, der nur mit aufwändigen Belüftungssystemen abgeführt werden kann.

Stärke könnte dafür sorgen, dass der Beton besser haftet und es weniger staubt, so die Hoffnung der Wissenschaftler der Südzucker AG. Gefördert vom Bundeslandwirtschaftsministerium machten sie sich daran, Stärkeether als Additiv für den Trockenspritzbeton zu etablieren. Mit Erfolg konnte die Stärke so bearbeitet werden, dass sie, dem Beton beigemischt, in der Praxis deutliche Vorteile brachte. Trotz der Beigabe von nur 0,1 Prozent des Stärkeethers zum Bindemittel bröckelte bis zu 20 Prozent weniger Beton während des Spritzens ab. Den Praxispartner im Projekt, die Fa. Schretter und Cie., überzeugten die Ergebnisse so, dass er das Produkt bereits beim Bau von zwei Tunnel in Tirol einsetzte.

Die Ergebnisse sind nicht nur aus ökologischer Sicht positiv, sondern haben auch ökonomische Auswirkungen. Mit dem kostengünstigen Stärkeprodukt lassen sich Preisvorsprünge von 3 € pro Tonne erzielen. Bei einem Preis von durchschnittlich 40 – 65 €/t ist das ein deutlicher Vorteil.

Unter dem Namen Amitrolit 8865 wird von AGRANA, einem Unternehmen der Südzucker Gruppe, bereits ein aus dem Projekt hervorgegangenes Produkt verkauft. Erste Versuche wurden auch für Nassspritzbetonanwendungen unternommen. Die Forschungen dazu laufen weiter.

Barbara Wenig

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) e.V. fördert im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Forschung, Entwicklung und Markteinführung zu nachwachsenden Rohstoffen.

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-111
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de
V.i.S.d.P.: Dr.-Ing. Andreas Schütte

Media Contact

Dr. Torsten Gabriel idw

Weitere Informationen:

http://www.fnr.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Merkmale des Untergrunds unter dem Thwaites-Gletscher enthüllt

Ein Forschungsteam hat felsige Berge und glattes Terrain unter dem Thwaites-Gletscher in der Westantarktis entdeckt – dem breiteste Gletscher der Erde, der halb so groß wie Deutschland und über 1000…

Wasserabweisende Fasern ohne PFAS

Endlich umweltfreundlich… Regenjacken, Badehosen oder Polsterstoffe: Textilien mit wasserabweisenden Eigenschaften benötigen eine chemische Imprägnierung. Fluor-haltige PFAS-Chemikalien sind zwar wirkungsvoll, schaden aber der Gesundheit und reichern sich in der Umwelt an….

Das massereichste stellare schwarze Loch unserer Galaxie entdeckt

Astronominnen und Astronomen haben das massereichste stellare schwarze Loch identifiziert, das bisher in der Milchstraßengalaxie entdeckt wurde. Entdeckt wurde das schwarze Loch in den Daten der Gaia-Mission der Europäischen Weltraumorganisation,…

Partner & Förderer