Zurück in die Zukunft – die belebende Wirkung von Konkurrenz

Vor allem in traditionellen Landwirtschaftssystemen Asien und Afrikas wird der Mischanbau bis heute praktiziert. In der industrialisierten Landwirtschaft ist diese Form der Landbewirtschaftung selten oder gar nicht mehr verwurzelt. Zu nachteilig wirkten sich die Unterschiede in Anbau, Pflege und bei der Ernte unterschiedlicher Kulturen hier aus.

Aber auch zahlreiche Vorteile dieses Systems der Landnutzung liegen auf der Hand und können vor allem den kleinparzellierten Anbau ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll gestalten. So könnte z.B. Getreide durch die Anreicherung von Luftstickstoff durch bestimmte Bakterienarten profitieren, welche in Symbiose mit anderen Pflanzen auf der gleichen Fläche wie das Getreide wachsen. Dieses hochkomplexe und seit Jahrhunderten erprobte System, in welchem die Konkurrenz zwischen den unterschiedlichen Pflanzen sogar das Geschäft belebt, kann jetzt noch besser analysiert und verstanden werden.

Ein deutsch-chinesisches Forscherteam entwickelte statistische Analysemethoden und Modellierungsverfahren weiter. Dadurch können nun die räumliche Verteilung und die Effekte von Grenzflächen besser berücksichtigt werden. Je kleiner eine Parzelle ist, desto mehr Grenzflächen besitzt sie. Wenn Grenzflächen einen Einfluss auf das Gesamtsystem haben, muss dies berücksichtigt werden, um das System präzise zu beschreiben. Getestet wurde das Analysesystem im Mischanbau.

Mischanbau („intercropping“) bedeutet, dass mindestens zwei Feldfrüchte gleichzeitig auf einem Acker angebaut werden. Besonders Kleinbauern mit einer geringen Maschinenausstattung können mit diesem System eine bessere Ausnutzung kleiner Flächen erzielen. Ressourcen werden dadurch geschont. Auch Erträge können stabilisiert und, wie jetzt gezeigt, sogar gesteigert werden. Damit kann der Mischanbau einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft sein, ohne auf Erträge verzichten zu müssen. Die Landnutzungskapazität in den untersuchten Anbausystemen in Deutschland und China wurde um durchschnittlich 20 bis 30 % erhöht. Mit anderen Worten: auf der gleichen Ackerfläche wurde mehr produziert. Im direkten Vergleich wurde der Mischanbau von Mais und Weizen, von Mais und Erbse sowie von Mais und Erdnuss Kombinationen verglichen. Erbsen und Erdnüsse gehören zur Familie der Leguminosen. Diese Pflanzenfamilie ist auf Grund einer Symbiose mit Knöllchenbakterien in der Lage, Luftstickstoff zu binden und diesen Pflanzen verfügbar zu machen.

In ihrer Studie konnten die Forscher zeigen, dass auch kleinparzellierte Agrarlandschaften mit einer intensiven Landnutzung beim Ertragspotenzial konkurrieren können und dabei weniger Ressourcen verbrauchen. Auf Grund dieser Ergebnisse wurde die Studie von der American Society of Agronomy in das Research Highlight Program 2010 aufgenommen.

Quelle:
Heike Knörzer et cl. (2010): Extension and evaluation of intercropping field trialsusing spatial models, Agronomy Journal 102 (1023-1031) (abstract).

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