Der Wurm, der aus der Tiefe kam: Neues zum Infektionsverhalten von Rübenzystennematoden

Zuckerrübe mit Nematodenschaden<br>Foto: Westphal/Julius Kühn-Institut<br>

So mancher Landwirt, der Rüben anbaut, hat sich nach entnommenen Bodenproben schon in trügerischer Sicherheit gewogen. Obwohl der Boden frei zu sein schien vom schädlichen Rübenzystennematoden, wurden die nach bestem Wissen angebauten Pflanzen dennoch befallen.

Dr. Andreas Westphal vom Julius Kühn-Institut (JKI) konnte nun nachweisen, dass der Schädling auch aus tieferen Bodenschichten angreifen kann. Diese Fadenwurmpopulationen werden durch die bisherigen Beprobungsmethoden, die routinemäßig nur die Pflugtiefe berücksichtigen, nicht erfasst. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen mit Nematoden in definierten Bodentiefen an anfälligen, toleranten und resistenten Zuckerrübensorten sind jetzt im renommierten Journal „Plant Disease“ erschienen http://dx.doi.org/10.1094/PDIS-05-12-0476-RE.

Der JKI-Wissenschaftler berichtet darin, dass infektiöse Zystennematoden von unterhalb der Pflugtiefe junge Rübensämlinge attackieren können. „Wir haben dazu in Mikroplots Feldbedingungen simuliert. Diese Plots, die Nematoden in verschiedenen Tiefen enthielten, wurden mit unterschiedlichen Rübensorten bepflanzt“, erklärt Westphal. Bereits zu Beginn der Vegetationsperiode waren die anfälligen, resistenten und toleranten Rüben ähnlich stark befallen. Der Pflanzenschaden war in den verschiedenen Sorten vergleichbar. Zur Ernte veränderte sich das Bild. Es zeigte sich, dass der anfängliche Schaden sowohl von der resistenten als auch der toleranten Sorte teilweise kompensiert werden konnte. In der anfälligen (empfindlichen) Sorte manifestierte sich der Zusammenhang von Primärschaden und Ernteertragsverlust hingegen deutlich.

„Wir konnten durch unsere Versuche zeigen, dass Rübenzystennematoden von unterhalb der Pflugtiefe Rüben schädigen können“, so Westphal. Seine Ergebnisse liefern eine Erklärung dafür, warum die derzeitigen Routineuntersuchungen auf Pflugtiefe keine hundertprozentige Sicherheit bieten. Wenngleich solche Probenahmen meistens einen sehr guten Anhalt über die Präsenz des Nematoden geben, so sind sie schlicht gesagt noch „zu oberflächlich“, um das Gesamtschadpotential zu erfassen. Zum anderen wurde deutlich, dass sowohl tolerante Sorten als auch eine langfristige Beobachtung der betroffenen Feldflächen wichtige Bausteine des Nematodenmanagements sind. „Um den Schädling auch künftig erfolgreich zu bekämpfen, müssen die Strategien angepasst werden und evtl. über praktikable Beprobungsmethoden für tiefere Bodenschichten nachgedacht werden“, lautet Westphals Fazit.

Original-Paper: Vertical distribution of Heterodera schachtii under susceptible, resistant or tolerant sugar beet cultivars, Autor: A. Westphal, Plant Disease 2013 97:101-106; doi: http://dx.doi.org/10.1094/PDIS-05-12-0476-RE

Ihr wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Andreas Westphal
Julius Kühn-Institut
Institut für Pflanzenschutz im Ackerbau und Grünland
Messeweg 11-12; 38104 Braunschweig
Tel.: 0531/299 3929
E-Mail: andreas.westphal(at)jki.bund.de
Hintergrundinfo zum Nematodenmanagement:
Da gegen Nematoden, die die Wurzel ihrer Wirtspflanzen angreifen, keine chemischen Mittel zur Bekämpfung zur Verfügung stehen, müssen die betroffenen Landwirte ein sogenanntes Nematodenmanagement betreiben. Ziel ist es, die Fadenwurmpopulation so klein zu halten, dass sie keinen Schaden anrichten. Dazu muss die Art des Wurms bekannt sein. Die Entnahme von Bodenproben ist ebenso ein Baustein des Managements wie die Einhaltung von Fruchtfolgen (bei H. schachtii-Befall Rübenanbau nur alle 4 Jahre), der Anbau von resistenten Zwischenfrüchten und der Anbau resistenter oder toleranter Sorten. Je nach Stand der Forschung müssen die Strategien angepasst werden.

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Stefanie Hahn idw

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