Untersuchung städtischer Landwirtschaft in Westafrika

Zu landwirtschaftlichen Produktionssystemen in westafrikanischen Städten forscht seit dem 1. Juni 2013 eine Gruppe Göttinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung des Ethnologen Prof. Dr. Nikolaus Schareika.

Das Institut für Ethnologie der Universität Göttingen arbeitet im Rahmen des internationalen Verbundprojekts „UrbanFoodPlus“ zusammen mit den Universitäten Kassel, Bochum, Freiburg und zahlreichen Partnerinstituten in Burkina Faso, Ghana, Kamerun, Mali und Nigeria, um die sozialen, politischen und kulturellen Dimensionen von städtischer Landwirtschaft zu untersuchen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt für das Projekt knapp 710.000 Euro in den kommenden fünf Jahren zur Verfügung. Davon wurden zunächst 440.000 Euro für die ersten drei Jahre bewilligt.

Der Anbau von Grundnahrungsmitteln sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Markt – zwischen Wohnblocks und auf unbebauten Flächen – oder das Weiden von Nutztieren entlang von Ausfallstraßen prägen das Bild westafrikanischer Städte wie Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, oder Bamako in Mali. Die räumliche Nähe der Bauern zu Märkten für Düngemittel und Saatgut sowie zu Abwasserkanälen für die Bewässerung ihrer Gärten birgt ein großes Potenzial für die urbane Lebensmittelproduktion. Mit dem Anbau ihrer Produkte in unmittelbarer Marktnähe leisten die Bauern nicht nur einen Beitrag zur Ernährungssicherheit der städtischen Bewohner, sondern auch zur Einkommens- und Effizienzsteigerung.

Das Team von Prof. Schareika konzentriert sich auf die sozialen Systeme und lokalen Machtgefüge, in die der Zugang zu nährstoffreichen Böden, Weidemöglichkeiten, Wasser, Saatgut, Dünger, Märkten und Know-how sowie die Nutzung und Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Technologien eingebettet sind. Gleichzeitig werden die Forscherinnen einen engen Dialog zwischen Bauern, Tierhaltern, politischen Entscheidungsträgern, Experten aus landwirtschaftlichen Beratungszentren vor Ort und den Wissenschaftlern in ihrem eigenen Verbundprojekt organisieren, um die Entwicklung gemeinsamer Problemlösungsansätze zu fördern.

Als Teil des interdisziplinären Forscherteams des Verbundprojekts – bestehend aus Agrarwissenschaftlern, Bodenkundlern, Ingenieuren, Ökonomen und Geographen – soll das Göttinger Institut für Ethnologie insbesondere dazu beitragen, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern in westafrikanischen Städten von Beginn an in den Prozess der Entwicklung innovativer Agrartechnologien integriert werden. Innerhalb von „UrbanFoodPlus“ ist zudem eine internationale Graduiertenschule für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler eingerichtet worden, bei der zehn Promotionsstipendien sowie zwölf Promotionsstellen angesiedelt sind. Das Kolleg dient somit auch dem wissenschaftlichen Austausch zwischen Afrika und Europa.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Nikolaus Schareika
Georg-August-Universität Göttingen
Sozialwissenschaftliche Fakultät – Institut für Ethnologie
Theaterplatz 15, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-7893
Email: nschare@gwdg.de

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Thomas Richter idw

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