Vom Holzweg auf die Datenautobahn

Am besten dort, wo noch ungenutztes Potenzial schlummert – bei den Ressourcen. Wer lernt, effizienter mit Ressourcen umzugehen, schont nicht nur die Umwelt. Ganzheitlich betrachtet können Unternehmer dabei in vielen Bereichen auch noch deutlich ihre Kosten senken. Die Logistik-Experten vom Fraunhofer IFF stellen ihre Lösungsansätze für ein ganzheitliches Ressourcenmanagement auf dem 26. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin vor.

Die Energiebranche beispielsweise zwingt der Rückgang fossiler Energieträger wie Kohle oder Erdöl zu neuen Ansätzen. Der „altmodische“ Energieträger Holz gewinnt wieder an Attraktivität: jederzeit verfügbar, regenerativ und positiv für die Ökobilanz. Doch das Potenzial ist begrenzt. Denn die wertvolle Ressource steht nicht unendlich zur Verfügung. Die Suche nach Alternativen ist in vollem Gange. Im großen Stil Biomasse zur Energiewandlung zu nutzen, scheint jedoch keine Zauberformel zu sein. Zu groß wären bei einer Intensivnutzung nachhaltige Waldschäden und die Konkurrenzsituation gegenüber der Land- und Forstwirtschaft. Einen Ausweg bietet die Verwertung sogenannter Restbiomasse, also bislang weitgehend unberücksichtigter pflanzlicher Reste und Abfälle aus der Land- und Forstwirtschaft, der Grünflächenpflege oder anderweitig nicht mehr genutztes und zu entsorgendes botanisches Material. Deren Logistik ist jedoch schwierig. Innovative Lösungen für dieses Problem werden am Magdeburger Fraunhofer IFF entwickelt.

Die Schwierigkeiten liegen jedoch nicht nur in der für die Verwertung notwendigen Technologie, sondern auch in der oft weitflächigen Streuung der zum Teil immer nur recht kleinen Aufkommen solcher Restbiomassen. Erst in der Summe offenbaren diese ihr wahres Potenzial. Sie zu finden, zu strukturieren, einzusammeln und einer möglichst effektiven Verwertung zuzuführen, ist eine hochgradig komplexe Aufgabe. Eines der vielen Probleme hierbei liegt in den unterschiedlichen Besitz- und Kleinstrukturen, mit denen man beim Umgang mit Restbiomassen zu tun hat. Wenige große und eine Vielzahl kleiner kommunaler und privater Anbieter stehen einer variablen Zahl von Transportdienstleistern und potenziellen Endabnehmern wie zum Beispiel Biomasse-Heizkraftwerken gegenüber. „All dies gilt es, letztlich clever und effizient miteinander zu vernetzen, damit das System einer geschlossenen Nutzung der natürlichen Ressourcen auch funktioniert“, beschreibt Institutsleiter Prof. Michael Schenk die Herausforderung dieses ganzheitlichen Ansatzes, der auch als „Total Ressource Management“ bezeichnet wird.

Das Fraunhofer IFF sieht eine Hauptaufgabe in der Beurteilung und Spezifizierung der zur Verfügung stehenden Datengrundlage wie Menge, Qualität oder geografische Lage der anfallenden Biomasse. Diese wird im Anschluss um logistikrelevante Faktoren, zum Beispiel Infrastruktur, Technikanforderungen und Kosten ergänzt. Auf dieser Grundlage entwickeln die Wissenschaftler schließlich die entsprechenden Planungswege, d.h. Modelle und Verfahren für die spätere strategische und operative Prozessgestaltung. So soll es den relevanten Akteuren zukünftig möglich sein zu wissen, wo und wann welche Art von Restbiomasse anfällt, was deren aktueller Wert ist, wer diese anbietet, welcher Abnehmer dafür in Frage kommt und letztlich auch, welcher Dienstleister den Transport übernimmt. Eine riesige Herausforderung, zu der auch die Entwicklung geeigneter Ortungslösungen gehört, mit deren Hilfe sich zum Beispiel kleinste gemeldete Mengen Heu auf offenem Feld oder Holzreste mitten im Wald problemlos auffinden lassen. Das Ziel ist, den Weg vom Ort des Aufkommens bis hin zur Verarbeitung so effizient und kostengünstig, aber auch ökologisch vertretbar und für alle Beteiligten so wirtschaftlich und ertragreich wie möglich zu gestalten.

Auf dem 26. Deutschen Logistik-Kongress der Bundesvereinigung für Logistik (BVL) in Berlin vom 21.-23. Oktober stellen die Logistik-Experten des Fraunhofer IFF erstmals ihre Ansätze eines ganzheitlichen Ressourcen Managements öffentlich vor (Hotel Intercontinental, Stand P/12 im Saal Potsdam II).

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Anna-Kristina Wassilew Fraunhofer Gesellschaft

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