Göttinger Agrarökologen erforschen Nahrungsnetze von Bestäubern und natürlichen Gegenspielern

Kalkmagerrasen bei Göttingen Foto: Abteilung Agrarökologie

Die Wissenschaftler erforschten Nahrungsnetze, welche aus den vielfältigen Interaktionen zwischen Pflanzen und deren bestäubenden Insekten sowie zwischen Insekten und deren Gegenspielern bestehen. Solche natürlichen Gegenspieler sind beispielsweise parasitische Wespen, welche sich in Insektenlarven entwickeln und letztendlich den Wirt töten.

Die Agrarökologen untersuchten diese Lebensgemeinschaften auf Kalkmagerrasen-Inseln in der Umgebung von Göttingen. Kalkmagerrasen sind arten- und blütenreiche Gras- und Grünlandbiotope. Sie stellen in strukturarmen Agrarlandschaften wichtige Lebensräume für gefährdete Pflanzen und Tiere dar. Allerdings ist auch ihr Erhalt zunehmend bedroht.

„Nahrungsnetze sind fundamentale Bestandteile von Ökosystemen. Sie waren auf kleinen Kalkmagerrasen weniger komplex als auf großen Flächen, was die Funktion der Ökosysteme beeinträchtigen kann“, erläutert Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie.

Die Wissenschaftler untersuchten zudem, wie sich eine fortschreitende Flächenabnahme der Kalkmagerrasen auswirken könnte. „Die Fläche der untersuchten Kalkmagerrasen ist seit den 1960er Jahren um 50 Prozent zurückgegangen“, ergänzt Dr. Ingo Grass, Erstautor der Studie.

„Simulationen möglicher zukünftiger Artenverluste zeigen, dass insbesondere die hochspezialisierten Nahrungsnetze zwischen Insektenlarven und ihren parasitischen Wespen wenig anpassungsfähig und deshalb besonders gefährdet sind.“

Dr. Ingo Grass
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Nutzpflanzenwissenschaften – Abteilung Agrarökologie
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-8807
E-Mail: igrass@gwdg.de
Internet: www.agroecology.uni-goettingen.de

Ingo Grass et al. Past and potential future effects of habitat fragmentation on structure and stability of plant–pollinator and host–parasitoid networks. Nature Ecology & Evolution 2018. DOI: 10.1038/s41559-018-0631-2

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Thomas Richter idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-goettingen.de/

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