Heimkehr der schwäbischen 'Alb-Linsen'

Zwei seit den 50er Jahren verschollen geglaubte Linsenarten aus Baden-Württemberg kehren auf die Schwäbische Alb zurück.

Eine Delegation von elf Personen ist vergangene Woche ins russische St. Petersburg gereist, um im dortigen renommierten Wawilow-Institut die Samen in Empfang zu nehmen.

Im Rahmen eines Kongresses anlässlich des 120. Geburtstages von Nikolaj Wawilow, dem Begründer der weltweit drittgrößten Genbank, überreichte die Institutsleitung den Schwaben am Freitag in einer feierlichen Zeremonie jeweils 100 Linsen der Sorten „Alb-Linse 1“ und „Alb-Linse 2“.

Die Tradition einzelner Linsengerichte – Linsen und Spätzle in Baden-Württemberg oder Linsensuppe in Thüringen – zeigt, wie wichtig die eiweißreiche Pflanze in Deutschland einst war. Dennoch ist die Linse seit etwa 50 Jahren hierzulande fast ausgestorben. Heute ist die eiweißreiche Hülsenfrucht vor allem in der Vollwerternährung gefragt.

In einem Forschungsprojekt im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) wurde die Geschichte der Linse aufgearbeitet, denn scheinbar bietet nur der Öko-Landbau der im Anbau äußerst anspruchsvollen und ertragsschwachen Pflanze wieder eine Chance. So sät und erntet eine Bio-Erzeugergemeinschaft auf der Schwäbischen Alb seit einigen Jahren wieder Linsen und vermarktet diese auch erfolgreich. Der Begründer der Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“, Woldemar Mammel, war dabei, als die Linsen nach Hause geholt wurden. Unter anderem in seinem Demonstrationsbetrieb Ökologischer Landbau werden die wertvollen Alb-Linsen-Sorten aus St.

Petersburg vermehrt.

Der ökologische Landbau schützt und fördert die Artenvielfalt und hilft vielfältige und regionaltypische Kulturlandschaften aktiv weiter zu entwickeln. Mit der Wiedereinführung der ursprünglichen, regionalen Sorten, kann an die traditionelle Anbauweise angeknüpft werden. „Vielen Menschen ist angesichts voller Supermarktregale nicht bewusst, dass in den vergangenen Jahrzehnten ein dramatischer Verlust an Kulturpflanzen stattgefunden hat und weiter stattfindet. Heute verlassen wir uns nur noch auf acht Kulturpflanzenarten, um 75 Prozent der Nahrung für die Weltbevölkerung zu erzeugen“, erläutert Klaus Amler, einer der unabhängigen „Entdecker“ der Alb-Linse.

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