Elektronisches Informationssystem für Premiumkaffee aus dem kolumbianischen Hochland

Fallende Erzeugerpreise für Agrarprodukte haben sie veranlasst, sich auf die Kultivierung von Nischenprodukten wie Kaffee, Honig oder Heilpflanzen (Medizinalpflanzen) zu konzentrieren und hoffen mit ihren Spezialprodukten den Verbrauchertrend zu hoher Qualität und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu treffen und sich damit neue Marktsegmente zu eröffnen.

Für Kaffee gilt, dass die Verbraucher durchaus bereit sind, für eine gute Qualität einen höheren Preis zu bezahlen. Dies ist die Chance für die Kleinbauern im andinen Hochland. Sie in die Wertschöpfungskette für Premiumprodukte einzubeziehen, ist eines der Ziele der „Diversification Agriculture Project Alliance (DAPA)“, das vom Internationalen Forschungszentrum für Tropische Landwirtschaft (CIAT in Cali/Kolumbien) gesteuert wird.

Die deutsche Bundesregierung trägt wesentlich zur Finanzierung von DAPA bei (siehe Kasten). Kleinbäuerliche Produzenten von Qualitätsprodukten wie Spezialkaffee, aber auch von Medizinalpflanzen und von Honig arbeiten in diesem Vorhaben zusammen mit den Wissenschaftlern des CIAT), den Weiterverarbeitern – zum Beispiel dem Exporteur Virmax (Bogota), den Röstereien Intelligentsia Coffee (Chikago), und Coffee Star (Berlin) – und nicht zu vergessen, mit den Zwischenhändlern.

DAPA hat sich zwei wichtige Ziele gesetzt:

1. Methoden und nutzerfreundliche Computermodelle zu erstellen, die es Landwirten und ihren Partnern in der Wertschöpfungskette erlauben, beste Standorte zu identifizieren und dort Qualitäten zu selektieren (im Anbau und in On Farm-Verarbeitung), um hochwertigen Premiumkaffee zu produzieren, der auch den anspruchsvollsten Verbraucherwünschen genügt;

2. Mit einem elektronischen Datensystem entlang der Wertschöpfungskette allen Beteiligten eine breite Palette an Informationen zur Verfügung zu stellen und vor allem die Produktdifferenzierung anhand von solider Information zu ermöglichen

Wie geschieht das?

In einem ersten Schritt werden die Standorte und die Kaffeesorten ermittelt, die höchste Qualitäten produzieren, denn ungleich zum Tiefland mit weitgehend homogenen Umwelt- und Anbaubedingungen wird an den Abhängen im andinen Hochland die Qualität des Kaffees von unterschiedlichen Bodenbedingungen, Niederschlagsmengen und Sonneineinstrahlungen maßgeblich beeinflusst. Kein Standort gleicht dem anderen. Standortspezifische Auswahl von Schattenbäumen und die richtige Varietät für die gegebenen Bedingungen und ein angepasstes agronomisches Management tragen das Ihrige dazu bei.

Um die grundlegenden Zusammenhänge aufzudecken, arbeiten die Wissenschaftler von CIAT und die Kleinbauern eng zusammen: Zunächst werden jeweils 5 Kilogramm Kaffeekirschen von unterschiedlichen Standorten und unterschiedlicher Sorten gesammelt und in einem für diese Zwecke gebauten mobilen Verarbeitungslabor, unter standardisierten Nacherntebedingungen zu Kaffeebohnen weiterbearbeitet

DAPAs Industriepartner in Bogota, Chikago und Berlin, die zugleich mit den Anbauern in Wertschöpfungsketten liiert sind, verkosten die Kaffeeproben auf ihre Qualität. Zugleich werden Kaffeeproben gleicher Herkünfte unter traditionellen Bedingungen geerntet und verarbeitet und dann ebenfalls verkostet. Aus diesen Vergleichstests können wichtige Schlüsse über die Umweltfaktoren gezogen werden, welche die Kaffeequalität beeinflussen.

Die Kaffeebauern im kolumbianischen Hochland wissen zwar, dass ein diversifiziertes Angebot an Premiumkaffee den gegenwärtigen Trend bei den Verbrauchern trifft. Wie können sie aber herausfinden, welche Qualitäten beim Verbraucher am besten ankommen? Dazu werden Methoden und Informationen benötigt, vorzugsweise von und für alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten. Am CIAT wurde zu diesem Zwecke ein elektronisches Informationssystem entwickelt (CINFO), das wichtige Informationen von verschiedenen Quellen – das heißt von allen Partnern von DAPA verarbeitet und sie natürlich auch allen Beteiligten zur Verfügung stellt.

Auf Produzentenebene werden – anfangs nur mit Unterstützung durch CIAT und jetzt auch schon im Alleingang innerhalb der Wertschöpfungskette – alle Daten von den DAPA-Partnerbetrieben aufgenommen: Standort und Größe des Betriebs, Name der Produzenten, Kaffeesorte und ihre Qualitätseigenschaften, und vieles andere mehr wie zum Beispiel auch Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen. Diese Informationen können sich die potenziellen Käufer – Händler oder Röstereien – im Internet abrufen und den Betrieb mit der Kaffeequalität aussuchen, der ihren Vorstellungen am weitesten entspricht. Noch bedeutender ist das Ziel von DAPA, Computermodelle zu erstellen, die online oder lokal zur Verfügung stehen und es den Landwirten und ihren Geschäftspartnern ermöglichen, standortspezifische Zusammenhänge selber zu analysieren und agronomische sowie kommerzielle Managementkonsequenzen daraus abzuleiten.

Funktionieren kann dieses Informationssystem allerdings nur, wenn alle Beteiligten der Versorgungskette ihre Informationen in das System einfüttern: Die Kaffeebauern gemeinsam mit der Wissenschaft ihre Informationen über Standort und Sorten, die Händler und Röster ihr Wissen um Produktqualität, Verarbeitung und Verbraucherwünsche.

Im Jahr 2007 soll es soweit sein, dass die Erzeuger auf der einen und die Händler und Verarbeiter auf der anderen Seite das Informationssystem CinfO so nutzen können, das der richtige Premium-Qualitätskaffee entsprechend den Wünschen der Verbraucher im kolumbianischen Hochland angebaut werden kann. Die Kaffeetrinker in Bogota, Chikago oder Berlin freuen sich schon heute darauf, in den Coffeeshops Spezialkaffee bester Qualität schlürfen zu können.

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Dr. Marlene Diekmann idw

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