Vermarktung regionaler Produkte stärkt Naturschutz, Tourismus und Wirtschaft

Landwirtschaft, Tourismus und Naturschutz müssen keine Gegensätze sein, sondern sie können erfolgreich zusammenarbeiten. Dies ist das Ergebnis der heutigen Fachveranstaltung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) im Rahmen der Grünen Woche in Berlin. „Die touristische Vermarktung regionaler Produkte wie Lamm, Käse, Honig oder Heu bietet der Landwirtschaft kurze Vertriebswege und dem Gast authentische Erlebnisse. Werden die Produkte zudem unter Berücksichtigung ökologischer Prinzipien erzeugt, so profitieren neben der Gesundheit des Verbrauchers auch Natur und Landschaft,“ erklärte der BfN-Präsident Prof. Hartmut Vogtmann.

Es sind jedoch nicht nur Lebensmittel, die sich touristisch vermarkten lassen: Heubäder aus Bergwiesenheu stellen ebenso touristische Attraktionen dar wie handwerkliche und künstlerische Erzeugnisse, die aus Rohstoffen wie Holz oder Schafwolle gefertigt wurden. Anhand von vier Beispielen aus ländlichen Regionen Deutschlands und Österreichs wurden in der Fachtagung die Möglichkeiten und Chancen der regionalen Vermarktung von verschiedensten landwirtschaftlichen Produkten und Rohstoffen im Tourismus demonstriert. In allen Fällen ist es gelungen, das touristische Profil durch die effektive Vermarktung regionaler Produkte zu stärken.

Beispiel Naturpark Altmühltal
Hier wird ganz auf die Vermarktung von Lammfleisch gesetzt. Die Hüteschäferei hat dort eine lange Tradition und trug entscheidend zur Entstehung der charakteristischen offenen Landschaft bei. Mit einem in Bayern einmaligen Landschaftsschutzprojekt wird den Hüteschäfern heute ein gerechter Abgabepreis für „Altmühltaler Lamm“ garantiert. So konnte die Existenz der Traditionsbetriebe gesichert werden und mit ihr der Erhalt der alten Kulturlandschaft, was für den naturorientierten Tourismus dort von elementarer Bedeutung ist. Gastronomen und Schlachtereien erhalten mit dem „Altmühltaler Lamm“ ein Produkt höchster Qualität mit garantiertem Erzeugungs- und Herkunftsnachweis. Auch Gäste und Bewohner des Naturparks schätzen diese kulinarische Besonderheit sehr, auf deren regionale Identität und gesicherte Qualität sie sich verlassen können.

Beispiel Bregenzerwald
Im österreichischen Vorarlberg ist seit vielen Jahren der Tourismus die größte Einnahmequelle. Seit Mitte der 90er Jahre waren jedoch aufgrund des veränderten Reiseverhaltens der Bevölkerung sinkende Gästezahlen zu verzeichnen. Das Pilotprojekt „KäseStraße Bregenzerwald“ sollte einen Beitrag leisten, die Attraktivität des Lebensraums Bregenzerwald für Bewohner und Gäste zu erhalten bzw. zu steigern. Bei der“KäseStraße“ handelt es sich nicht um eine Straße im klassischen Sinne, sondern um die Vermarktungsstrategie rund um den für die Region so charakteristischen Käse. Sennereien, Bauernhöfe, Gasthöfe und Lebensmittelhändler, aber auch Freizeit- und Kultureinrichtungen gestalten hier zusammen ein vielfältiges Angebot. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Schon ein Jahr nach Eröffnung der „KäseStraße“ stieg die Nachfrage nach Käseprodukten in Sennereien und Gastronomie stark an. Die Vielfalt an Käsesorten ist seitdem ein Aushängeschild des Bregenzerwaldes, was zu einer Steigerung der regionalen Wertschöpfung um 5,09 Mio. Euro führte. Durch Werbung, Beschilderungsmaßnahmen und einen attraktiven Internetauftritt konnte vor allem der Anteil der Tagesausflüge in die Region gesteigert werden.


Beispiel Pfrontener Heukur
„Ab ins Heu“ empfiehlt man in Pfronten im Allgäu den Gästen. Mit der „Pfrontener Heukur“ verwandelten einfallsreiche Hoteliers die alte Tradition des Heuliegens in eine zeitgemäße therapeutische Anwendung. Das verwendete Heu stammt von ungedüngten und unbeweideten steilen Bergwiesen, die nur ein Mal im Jahr von Hand gemäht werden. Das Heu enthält laut Analyse bis zu 80 verschiedene (Heil-)Kräuter. Die extensive Mahd sichert den Erhalt der artenreichen Bergwiesen und trägt so zum Schutz der klassischen Kulturlandschaft bei. Im Bereich des Gesundheitstourismus hat sich Pfronten mit seinen Heukuren eine bundesweit einmalige Attraktion geschaffen.

Beispiel Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin
Den Aufbau einer Dachmarke für viele verschiedene Produkte aus der Region hat sich der Förderverein des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin in Brandenburg auf die Fahnen geschrieben. Die auf Grund ihrer Naturschönheiten als Erholungsgebiet bedeutsame Region hatte schon immer mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, dünner Besiedelung und unfruchtbaren Böden zu kämpfen. Mit der Entwicklung und Einführung des Herkunftszeichens „Regionalmarke BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin“ erhalten Anbieter von Produkten und Dienstleistungen aus dem Biosphärenreservat ein effektives Werbeinstrument. Die Anbieter müssen dabei festgelegte Umwelt-, Regionalitäts- und Qualitätskriterien erfüllen. Die Regionalmarke wird für land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse genauso vergeben wie für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe sowie kunstgewerbliche und handwerkliche Produkte. Eine derartig umfassendes Markenzeichen für viele verschiedene Produkte einer abgegrenzten Region ist bislang beispiellos in Deutschland.

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Franz August Emde idw

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