Vorläufige Abschlussbilanz der Ernte 2003

Die Bauern bringen in der derzeitigen Hitze die Getreideernte zwei bis drei Wochen früher als normal ein. In weiten Teilen Deutschlands sehen sie sich mit miserablen Mengenergebnissen und Qualitätsproblemen konfrontiert. Das bestätigt nicht nur die jetzt vorgelegte vorläufige Abschlussbilanz des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zur Ernte 2003 sondern auch die jüngst vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte vorläufige Ernteschätzung (unsere Meldung).

Die Gesamterntemenge aller Getreidearten fällt mit rund 38 Millionen Tonnen nach den Schätzungen des DBV um etwa 16 Prozent niedriger als im mehrjährigen Durchchnitt aus. Der durchschnittliche Hektarertrag beträgt in diesem Jahr 56 Dezitonnen und liegt 15 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Allein bei Getreide wird der Ertragsverlust damit auf 7,4 Millionen Tonnen geschätzt. Bei Raps wird von einem Gesamtertrag von 3,5 bis 3,7 Millionen Tonnen ausgegangen. Dies entspricht einem Rückgang von bis zu 10 Prozent. Mit rund 28 Dezitonnen je Hektar liegt der Rapsertrag rund 5 Prozent unter Vorjahresniveau.

Zusätzlich leiden der Silomais und das Grünland durch die extreme Hitze der letzten Wochen erheblich und verzeichnen keinen Ertragszuwachs mehr. Daher gerät in Teilen Deutschlands auch die Futterversorgung für die Milchviehhaltung, die Mutterkuhhaltung und die Bullenmast in Bedrängnis, so dass zur Versorgung bereits auf Wintervorräte zurückgegriffen werden muss. Für die Futterversorgung im Winter, sind daher Versorgungsengpässe zu befürchten.

Ein vergleichbar schlechtes Bild hat sich auf Grund der extremen Trockenheit auch bei Zuckerrüben und Kartoffeln eingestellt, die im August dringend Regen zum Dickenwachstum benötigen. Auch hier werden erhebliche Ertragsausfälle befürchtet.

Angesichts dieser verheerenden Erntesituation begrüßt es der DBV, dass nun endlich auf nationaler und europäischer Ebene, das vom Berufsstand geforderte Bund-Länder-Hilfsprogramm und das Vorziehen der EU-Ausgleichszahlungen zur Unterstützung der dürregeschädigten Landwirte in Gang gebracht werden soll. Immerhin ist für viele Landwirte die aktuelle Dürre nach der letztjährigen Flut das zweite Schadensereignis in Folge und bedroht zahlreiche Landwirte in ihrer Existenz. In zahlreichen Betrieben sind die finanziellen Reserven auf Grund der schlechten Marktlage der letzten Jahre aufgebraucht.

Erholungstendenzen gibt es bei den Preisen. Allerdings herrscht zur Zeit noch eine erhebliche Unsicherheit über das Vorgehen der Europäischen Kommission, die seit der letzten Woche Exporte ausgesetzt hat, da von einer um 20 Millionen Tonnen geringeren Getreideernte in Europa ausgegangen wird.

Auf der Grundlage der Meldungen der Landesbauernverbände, mit Stand vom 12. August 2003 stellt sich die Erntesituation für die einzelnen Fruchtarten folgendermaßen dar:

Gerstenernte beendet

Die Wintergerstenernte war bereits vor zwei Wochen mit einem durchschnittlichen Ertrag von 50 Dezitonnen je Hektar abgeschlossen. Das Gesamtergebnis lag etwa 20 Prozent unter Vorjahresniveau. Die Sommergerstenernte ist zwischenzeitlich ebenfalls beendet. In Bayern, dem mit 187.000 Hektar größten Anbaugebiet Deutschlands, betragen die Ertragseinbußen bis zu 10 Prozent. Vergleichbare Verluste hatten die übrigen südwestlichen Regionen zu verzeichnen. Im Norden wurde dagegen eine dem langjährigen Mittel vergleichbare Ernte erzielt. Der Gesamtanbau von Sommergerste wurde in Deutschland um 23,1 Prozent auf 775.000 Hektar ausgedehnt. Auf Grund von Qualitätsmängeln in Folge des hohen Schmachtkornanteils und des zu hohen Eiweißgehaltes, kann voraussichtlich nur ein Teil der Sommergerste zur Malzproduktion genutzt werden. Nachdem sich der Bierkonsum in Deutschland auf Grund des Biergartenwetters stabilisiert hat, hoffen die Landwirte nun, an der daraus resultierenden positiven Marktentwicklung teilhaben zu können. In Niedersachsen bewegen sich die Preise derzeit auf einem Niveau von 13,75 Euro je Dezitonne.

Weizenernte unter 20 Millionen Tonnen gesunken

Bei Weizen – der dominierenden Getreideart in Deutschland – sind bislang etwa 2,8 Millionen Hektar abgeerntet. Der Gesamtertrag wird in diesem Jahr unter 20 Millionen Tonnen geschätzt. Die Erträge liegen beim Winterweizen auf einem geschätzten Durchschnittsniveau von 65 Dezitonnen je Hektar, beim Sommerweizen werden sie auf lediglich 50 Dezitonnen je Hektar geschätzt. In Brandenburg und Sachsen waren die Ertragsausfälle mit bis zu 80 Prozent extrem. Der Nordwesten verzeichnet Ertragsausfälle von bis zu 10 Prozent. In Bayern liegen die Ausfälle bei etwa 20 Prozent. Positive Ausnahme bildet Schleswig Holstein, mit einer im langjährigen Mittel vergleichbaren Ernte. Die Preise reichen je nach Qualität von etwa 9,00 Euro je Dezitonne für Futterweizen bis zu 12,25 Euro je Dezitonne für qualitativ hochwertigen niedersächsischen A-Weizen.

Roggen bringt hohe Qualität aber schlechte Erträge

Roggen ist der Verlierer der diesjährigen Ernte. Neben der Reduzierung der Anbaufläche um 24,5 Prozent, wurde mit 17 Prozent geringeren Hektarerträgen ein extrem niedriges Ergebnis erzielt. Im Osten Deutschlands müssen vor allem in Brandenburg hohe Ertragsausfälle von bis zu 80 Prozent hingenommen werden. Obwohl die Erträge unterdurchschnittlich sind, liegen erfreulicherweise kaum Qualitätsprobleme vor. Derzeit liegt der Marktpreis für Roggen bei bis zu 10,50 Euro je Dezitonne.

Rapsbauern hoffen auf stabile Marktentwicklung

Die Rapsanbaufläche lag in diesem Jahr bei etwa 1,23 Millionen ha. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern müssen noch einige Restflächen geerntet werden. Der Rapspreis setzt sich derzeit oberhalb eines Niveaus von 21 Euro je Dezitonne durch. In Mecklenburg Vorpommern der mit 219.000 ha größten deutschen Erzeugerregion reichen die Preise sogar bis zu 25 Euro je Dezitonne. Hohe Ertragsausfälle mussten insbesondere die ostdeutschen Erzeugerregionen hinnehmen. In Sachsen werden die Ertragsausfälle auf 30 Prozent geschätzt. Erfreulicherweise liegen die Ölgehalte in nahezu allen Regionen auf einem üblichen Niveau von über 40 Prozent.

Mais und Zuckerrüben gefährdet

Zuckerrüben und Silomais haben unter der Hitzewelle besonders gelitten. Vor allem die sonst üblichen August-Niederschläge fehlen den Beständen zur Kornfüllung beim Mais und für das Dickenwachstum der Rüben. Nur das Ende der jetzigen Hitze kann die drohenden Ertragsausfälle noch etwas abmildern. Die Ertragsausfälle von Silomais auf den insgesamt 1,15 Millionen ha Anbaufläche, wird voraussichtlich zu einer Abstockung der Milchkuh- und Bullenbestände führen.

Da viele Futterbaubetriebe bisher kaum gute Grünlandschnitte einbringen konnten, schlagen die Ernteausfälle beim Mais als energiereiches Futter voll durch. Bei der Futterversorgung von Milchkühen gibt es bereits Engpässe, so dass erstmals seit Jahren der durchschnittliche Fettgehalt der Milch unter 4 Prozent lag.

Obst noch stabil

Die Obsternte in Deutschland wird trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen mit Spätfrösten, Hagel und der Trockenheit leicht über der Vorjahreshöhe, aber unterhalb einer Durchschnittsernte liegen.

Bei Äpfeln ist nach Erwartungen des diesjährigen Ernteschätzkolloquium am 8. August 2003 mit 867.000 Tonnen von einer um etwa 100.000 Tonnen höheren Erntemenge auszugehen, bei etwas geringeren Fruchtgrößen. Im Alten Land werden etwa 230.000 t, am Bodensee 225.000 t und in Sachsen 94.000 t erwartet. Durch das heiße Wetter wird die Ernte voraussichtlich früher einsetzen. Erwartet werden gute Qualitäten und stabile Preise. Das weitere Wetter und die möglicherweise bei anhaltender Trockenheit zu erwartenden „Fruchtfälle“, werden die Erntemenge bestimmen.

Gemüseangebot dank Bewässerung konstant

Der Anbau von Freilandgemüse wurde auch in diesem Jahr wieder leicht ausgedehnt. Die Trockenheit führte nur zu vergleichsweise geringen Ausfällen, da etwa 80 Prozent der Flächen bewässerbar sind. Die Produktionskosten sind durch die vermehrt notwendige Bewässerung aber deutlich höher als in den Vorjahren. Bei fast allen Gemüsearten waren in den Monaten Mai/Juni extrem niedrige Erzeugerpreise zu verzeichnen. Das Angebot fiel in dieser Zeit für viele Arten zwischen 10 bis 20 Prozent höher aus als im Vorjahr, da die warme Witterung eine schnellere Reifung verursachte. Derzeit ist von durchschnittlichen Erzeugerpreisen über alle Gemüsearten auszugehen, obwohl nach wie vor die meisten Verbraucherpreise unter dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Wein braucht Regen

Beim Wein deutet in 2003 alles auf einen qualitativ hervorragenden Jahrgang mit einer durchschnittlichen Mengenerwartung hin.

Hitze drückt Kartoffelnachfrage

Nachdem die Ernte der Frühkartoffeln einen guten Start verzeichnete, folgte schon nach wenigen Wochen die Ernüchterung. Die Preise brachen 14 Tage nach dem positiven Kampagnenstart (mit hohen Preisen bis zu 74,00 Euro je Dezitonne) ein.

Grund dafür war der Rückgang der Verbrauchernachfrage nach Kartoffeln, auf Grund der hohen Temperaturen. Dies führte in der Pfalz, dem klassischen Kartoffelgebiet mit einem Anbau von 3.800 ha dazu, dass der Umsatz mit 15 Millionen Euro, 25 Prozent unter dem Durchschnitt lag. Die zögerliche Nachfrage nach Kartoffeln belastet jetzt den Markt für die Anschlussware.

Die Preise für Verarbeitungskartoffeln als Lagerware, befinden sich auf Grund der schlechten Erträge mit geringem Übergrößenanteil im Aufwind. Allerdings können die meisten Kartoffelproduzenten, auf Grund der engen Vertragsbindung mit den Verarbeitern, davon nicht profitieren, weil sie ihren Anteil ’freier’ Ware zur Absicherung der bereits im Frühjahr vereinbarten Vertragsmengen benötigen.

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