Tiergerechte Mutterkuhhaltung – Es geht auch ohne Stall

Während die Zahl der Milchkühe in den vergangenen 20 Jahren immer weiter sank, stieg die Zahl der Mutterkühe kontinuierlich an. Die Landwirte hatten oft weniger Einnahmen bei steigenden Kosten. Doch Dr. Ralf Waßmuth, Forscher an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Hannover, bietet eine kostenreduzierende Alternative. Die Kuh soll aus dem Stall heraus das ganze Jahr hinaus auf die Weide. Aufwendungen für die Stallungen fallen weg, die Haltungskosten sinken um bis zu 20 Prozent pro Tier. Waßmuth präsentierte seine Ideen im Rahmen des XXII. World Buiatrics Congress in Hannover vom 18. bis 23. August 2002 in einer Sonderveranstaltung zum Thema Tierschutz.

Doch einige entscheidende Rahmenbedingungen sollten Landwirte bei der extensiven Haltung der Kühe beachten. Die Tiere passen sich den Gegebenheiten der Freilandhaltung durch ethologische (Verhalten) und physiologische (körperliche) Prozesse in einem gewissen Maß an. Dennoch muss der Landwirt den Tieren Hilfen geben, damit nicht der Stress durch die externen Faktoren zu groß wird.

Die Tiere benötigen gegen zu starke Auskühlung einen Windschutz und einen möglichst trockenen Liegebereich zum Ausruhen und Wiederkäuen. Beides ist nach Angaben Waßmuths mit wenig Geld machbar. Naturgegebene Schutzwälle wie Hecken nutzen die erfahrenen Tiere ohnehin als Wetterschutz sowohl gegen starke Sonneneinstrahlung als auch gegen Kälte. Das spreche auch für eine Haltung in einem geschlossenem System: „Die jungen Kühe lernen von den erfahrenen Tieren“, erläuterte Waßmuth. Untersuchungen des Tiermediziners ergaben, dass die Kernkörpertemperatur von Kühen, die ausschließlich in Freilandhaltung leben, sich nicht von denen, die im Stall leben, unterscheidet.

Der Liegebereich für die Tiere muss vom Halter regelmäßig neu abgestreut werden, um Trockenheit zu garantieren und die Belastung des Bodens durch Fäkalien gering zu halten. Für den Liegebereich empfehle er sandhaltige, flachgründige Böden. Das in diesen Böden oft kaum vorhandene Magnesium müsse jedoch zugefüttert werden. Wenn der Landwirt diese Faktoren bedenke und die tiergerechte Haltung im besten Fall durch regelmäßige Kotrollen garantiert werden könne, schlage die Landwirtschaft mit der extensiven Kuhhaltung gleich drei Fliegen mit einer Klappe: die Kosten würden reduziert, die Tiere artgerecht gehalten und in der Bevölkerung sicherlich ein positives Bild einer modernen Agrarkultur erzeugt.

Media Contact

Stephan Bähnisch aid PresseInfo

Weitere Informationen:

http://www.aid.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer