3-MCPD-Ester – ein neuer Schadstoff?

Seit einigen Monaten schon geistert der Begriff „3-MCPD-Ester“ durch die Fachpresse. Ende letzten Jahres veröffentlichte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Stellungnahme mit dem Titel „Säuglingsanfangs- und Folgenahrung kann gesundheitlich bedenkliche 3-MCPD-Ester enthalten“.

Zur gleichen Zeit stellte das Untersuchungsamt CVUA Stuttgart die Ergebnisse seiner Analysen ins Netz. Das Amt hatte eine neue Nachweismethode entwickelt.

Dadurch konnte es den Fettstoff in raffinierten Fetten und Ölen, Margarinen, Frittierfetten, Nussnougatcremes und Säuglingsnahrung nachweisen. Besteht nun Anlass zur Sorge? Zunächst ein wichtiger Hinweis für Mütter: Für Säuglinge besteht keine akute Gesundheitsgefahr. Warum das so ist, erklärte Dr. Rainer Gürtler, Toxikologe des BfR Ende Juni 2008 auf einem Ad-hoc-Seminar der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaften (DGF) in Frankfurt: In seiner Risikobewertung gehe das BfR vom „Worst Case“ aus, sagte er.

Im ungünstigsten Fall ist der Sicherheitsabstand zwischen der verzehrten Menge und einer möglicherweise schädlichen Menge nicht mehr optimal. Mütter sollten auf jeden Fall die Säuglingsnahrung weiter füttern, empfiehlt das BfR, und nicht auf schlechtere Alternativen wie Stuten- oder Ziegenmilch umsteigen. Die BfR-Meldung galt also weniger den Frauen als der Industrie und der Wissenschaft, denn die hat jetzt ein paar Forschungsfragen mehr.

3-MCPD-Ester entstehen in der letzten Stufe der Fettraffination. Das ist ein industrielles Reinigungsverfahren für Fette und Öle. Die Bildung von 3-MCPD-Estern zu unterbinden, sei nicht so einfach, berichtete Dr. Bertrand Matthäus vom Max Rubner-Institut, Münster, auf dem DGF-Seminar. Verändert man zum Beispiel den pH-Wert des Fettes, dann wird zwar weniger 3-MCPD gebildet, gleichzeitig aber bildet sich mehr von dem Krebs erregenden Stoff Acrylamid.

Auch für Toxikologen gibt es noch ein paar Nüsse zu knacken. Denn bislang ist nicht einmal sicher, ob 3-MCPD-Ester überhaupt schädlich sind. Als schädlich gilt nur einer ihrer Bestandteile, das 3-MCPD. Das ist als natürlicher Röststoff in Sojasoße und Toastbrot schon länger bekannt. Ungeklärt ist auch, ob die 3-MCPD-Ester im Körper in ihre Bausteine zerlegt werden.

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat daher Branchengespräche und mehrere Forschungsvorhaben ins Leben gerufen. Unter anderem werden kurzfristig Gelder für die Untersuchung der Schadwirkung bereitgestellt. Auf Betreiben von Deutschland wurde das Thema auch auf die Agenda der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gesetzt.

Weitere Informationen:
www.bfr.bund.de, Rubrik: A-Z/Monochlorpropandiol (3-MCPD) www.cvuas.de, Rubrik: Lebensmittel/Fachbeiträge www.bmelv.de, Rubrik: Verbraucherschutz/Lebensmittelsicherheit

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Gesa Maschkowski aid infodienst

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