Forschung für ökologischen Landbau wird verstärkt

Blütenstreifen im Kohlfeld fördern Nützlinge, vor allem Schwebfliegen. Deren Larven fressen Blattläuse. <br>Foto: Ellen Richter/BBA

Mit 20 neuen Forschungsprojekten der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) soll der Pflanzenschutz im ökologischen Landbau gefördert werden. Das Bundesverbraucherschutzministerium finanziert die Forschung, um den Ökolandbau zu unterstützen. Außer der BBA haben auch andere Institute Fördermittel bekommen, die sich für den Zeitraum 2002 bis 2003 auf eine Gesamthöhe von 35 Millionen Euro belaufen.

Die Biologische Bundesanstalt hat bereits in den vergangenen Jahren Pflanzenschutzthemen zum ökologischen Landbau bearbeitet. Eines der Ergebnisse war, dass Kartoffelfelder im Frühjahr vor Blattläusen geschützt werden können, wenn zwischen den Pflanzreihen Stroh ausgelegt wird. Blattläuse orientieren sich beim Anfliegen auf Nahrungspflanzen anhand der Farbgebung im Feld. Das trockene Stroh signalisiert ihnen, dass hier keine saftigen Kartoffelpflanzen zu finden sind, sie fliegen daher weiter. Im Kohlanbau fördert ein Blumenstreifen nützliche Insekten, vor allem Schwebfliegen, deren Larven Blattläuse auffressen.

Da die Biologische Bundesanstalt bereits seit 103 Jahren besteht und bis vor 50 oder 60 Jahren jeder Landwirt ökologischen Landbau betrieb, verfügt die BBA über viel Wissen, auch aus Zeiten ohne Pflanzenschutzmittel. Dazu Dr. Stefan Kühne, der Spezialist für Pflanzenschutz im Ökolandbau von der BBA in Kleinmachnow: “ Die Aufarbeitung und Zusammenstellung vorhandener Kenntnisse, auch die unserer Großväter ist ein wichtiges Anliegen.“

Die BBA hat in Darmstadt ein Institut für biologischen Pflanzenschutz, deren Forschungsergebnisse vielfach vom ökologischen Landbau verwendet werden. So ist die Bekämpfung des Hauptschädlings im Apfelanbau, dem Wurm im Apfel, mit einem Verfahren möglich, bei dem eine Viruskrankheit, das Apfelwicklergranulosevirus, und ein Sexuallockstoff eingesetzt werden.

Die Apfelsägewespe ist ein Schädling, der im ökologischen Landbau verstärkt auftritt, aber auch in herkömmlich bearbeiteten Obstanlagen, wenn hier Virus- und Lockstoffe eingesetzt werden. Sie kann mit einem Naturstoff bekämpft werden, der aus dem Holz des Quassiabaums gewonnen wird, auch bekannt als Bitterholz, das bei der Herstellung von Magenlikören und anderen bitteren Lebensmitteln eingesetzt wird. Dabei sind übrigens 50 ml Quassiaextrakt pro Liter Magenbitter erlaubt.

Die BBA bietet im Internet  seit zwei Jahren eine Liste der Stoffe an, aus denen die Landwirte Mittel gegen Schädlinge und Krankheiten an Pflanzen zubereiten dürfen. Quassia ist dort aufgelistet sowie Schwefelkalk und andere Naturstoffe. Der ökologische Landbau verwendet als Pflanzenschutzmittel fast ausschließlich Präparate auf naturstofflicher Basis. Einige dieser Stoffe sind aber auch aus Umweltgründen durchaus problematisch. Kupfer ist ein gegen Pilzkrankheiten häufig eingesetztes Mittel, das aber toxisch auf Regenwürmer wirkt. Die Ökolandbauverbände schreiben daher vor, dass Kupfer nur mit geringen Aufwandmengen eingesetzt werden darf.

Dadurch kann es allerdings zu Problemen bei der Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule im ökologischen Kartoffelanbau kommen. Diese Krankheit führt dazu, dass nur jedes zweite Jahr überhaupt ein guter Ertrag eingefahren wird. Hier ist der Anbau widerstandsfähiger Sorten besonders wichtig. Leider sind diese Sorten nicht immer hundertprozentig resistent gegen die Krankheit, so dass trotzdem Kupfer eingesetzt werden muss. Eines der neuen Forschungsprojekte der BBA wird sich daher dieses Problems annehmen. Insgesamt darf der Ökobauer auf 95 zugelassene Pflanzenschutzmittel zurückgreifen.

Schwierig ist auch die Wissensvermittlung an den Ökobauern. In den nächsten ein bis zwei Jahren soll daher alles Wissenswerte über ein Internetportal bei der Zentralstelle für Agrardokumentation und Information ZADI angeboten werden . Hier sollen sämtliche Bereiche des ökologischen Landbaus erfasst werden. Die Biologische Bundesanstalt wird dabei den Pflanzenschutz bearbeiten.

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Dr. P. W. Wohlers idw

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