Mitgestaltungsmöglichkeiten fördern Innovationsfähigkeit von Unternehmen
Nordhessische Unternehmen, die ihren Beschäftigten Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumen sind innovativer als Unternehmen, die weniger Mitwirkungsmöglichkeiten einräumen. So lautet das Fazit einer aktuellen Umfrage der Universität Kassel, bei der über 500 nordhessische Unternehmen untersucht wurden. Besonders im Zusammenspiel von partizipativer Arbeitsgestaltung und Wissensmanagement zeigen sich deutliche positive Effekte beim Anteil der Produkt- und Prozessinnovationen.
WissenschaftlerInnen der Fachbereiche Gesellschaftswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften sowie des Instituts für Arbeitswissenschaft forschten zweieinhalb Jahre lang im Auftrag der Düsseldorfer Hans-Böckler-Stiftung nach den Bedingungen, die Innovationen in den Unternehmen fördern. Dabei standen die Mitbestimmung durch den Betriebsrat, die Mitwirkungsmöglichkeiten der Beschäftigten im Rahmen der Arbeitsorganisation des Betriebes und der innerbetriebliche Wissensaustausch, z. B. im Rahmen von Wissensmanagement im Fokus der Betrachtung.
Die Befunde wurden zusätzlich durch die Befragung von über 50 nordhessischen Betriebsräten und durch 11 Fallstudien in einzelnen Betrieben bestätigt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in Unternehmen mit Betriebsrat die Partizipationsmöglichkeiten für die Beschäftigten deutlicher ausgeprägt waren als bei Unternehmen ohne Betriebsrat. Auch die Maßnahmen zum Wissensmanagement wurden in Unternehmen mit ausgeprägter Beteiligung der Beschäftigten erfolgreicher bewertet. Betriebliche Mitbestimmung über Betriebsräte fördert also indirekt auch die Innovationstätigkeit von Unternehmen und sichert den Erfolg von Wissensmanagementmaßnahmen. Betriebsräte haben einen anderen Zugang zu den Beschäftigten und können so Schwachstellen in der betrieblichen Organisation entdecken, die der Unternehmensleitung verborgen bleiben. Andererseits kann eine gute Zusammenarbeit zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat dazu beitragen, die Ängste der Beschäftigten bei organisatorischen Änderungen zu verringern und so die Akzeptanz der Veränderungen erhöhen. Allerdings funktioniert dies nur, solange keine Arbeitsplätze akut in Gefahr sind.
Weiter vertieft wurden die Einblicke in die Innovationstätigkeit der Region durch die Befragung von über 20 Akteuren der regionalen Politik. Neben Verwaltungsspitzen aus Kommunen und Kreisen wurden auch regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaften sowie Repräsentanten der Kammern, der nordhessischen Gewerkschaften sowie des Regionalmanagements befragt. Bei Unternehmen und Betriebsräten steht das Thema Qualifikation an erster Stelle, wenn es um die Nennung von Standortfaktoren zur Stärkung der regionalen Innovations- und Wirtschaftskraft geht. Bei den regionalpolitischen Akteuren hingegen rangiert das Thema Bildung, Ausbildung und Weiterbildung lediglich im Mittelfeld der Nennungen und steht damit nicht an der Spitze der regionalpolitischen Tagesordnung.
Bei der Beurteilung des Bildungsangebots in der Region, gehen die Expertenmeinungen weit auseinander. Während für die einen das Angebot zu knapp bemessen ist, halten andere hingegen das Angebot für ausreichend. Aus der Sicht einiger Experten sei jedoch das Angebot zu unübersichtlich, so dass die Unternehmen Schwierigkeiten hätten, dass für sie passende Angebot zu finden. Einig waren sich die Experten darin, dass kleine und mittlere Unternehmen in der Region das vorhandene Bildungsangebot zu wenig nutzen.
Bildung ist nach den Erkenntnissen der Forscher bei der Regionalpolitik ebenso wenig ein hochrangiges Thema wie die innerbetriebliche Partizipation. Gerade sie könne aber ein Potenzial aktivieren, das die Position der nordhessischen Unternehmen im internationalen Innovationswettbewerb stärken würde.
Die Ergebnisse der Untersuchungen werden vorgestellt und diskutiert am 8. November ab 9 Uhr in der Veranstaltung „Innovationsfähigkeit in der Region Nordhessen – Treiber und Hemmnisse“ in der Industrie- und Handelskammer Kassel, Kurfürstenstr. 9, 34117 Kassel.
Info
Universität Kassel
Dr. Jürgen Klippert
Fachbereich Maschinenbau
tel (0561) 804 4203
fax (0561) 804 4162
e-mail JKlippert@ifa.uni-kassel.de
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