Outlet-Center für Thüringen

Fabrikverkäufe spielen in den Bilanzen Thüringer Unternehmen eine zunehmend größere Rolle. Zwar fallen nach einer Studie der Universität Jena die Umsätze der so genannten Factory Outlets gemessen am bundesdeutschen Einzelhandel kaum ins Gewicht. Doch macht in knapp der Hälfte der Unternehmen mit Fabrikverkauf der Umsatz mehr als 10 Prozent aus. 12 Prozent der Unternehmen erzielen sogar mehr als die Hälfte aus dem Fabrikverkauf. „Es war für uns überraschend, wie hoch der Anteil des Umsatzes ist, der in Fabrikverkäufen in Thüringen erzielt wird“, sagt der Studienleiter Prof. Dr. Peter Sedlacek.

Nach den Erhebungen von Sedlaceks Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Regionalentwicklung machen Unternehmen der Glas-, Keramik- und Porzellanherstellung mit gut einem Drittel aller erfassten Geschäfte den größten Teil der Fabrikverkäufe aus. Auch in der Spielzeugbranche spielen Fabrikverkäufe eine große Rolle. „Hier schlagen sich im Unterschied zu bundesweiten Entwicklungen lange gewachsene industrielle Entwicklungspfade in der Struktur der Thüringer Factory Outlets nieder“, sagt der Wissenschaftler. Die Standorte der Werksverkäufe sind nach der Untersuchung über das gesamte Gebiet Thüringens verteilt und liegen meist in verkehrsungünstigen Lagen. Zwar sind die Umsätze aus Werksverkäufen seit 1995 gestiegen, doch ließen Marketingaktivitäten noch zu wünschen übrig, so die Studie. Meist blieben sie auf das regionale Umfeld begrenzt. Entsprechend seien auch die ortsansässige Bevölkerung und Urlauber die Hauptzielgruppe dieser Werksverkäufe.

Sowohl nach Verkaufsfläche als auch Beschäftigten handelt es sich nach der Untersuchung der Jenaer Wirtschaftsgeographen zu einem großen Teil um kleinere Ladengeschäfte. In mehr als einem Drittel der Outlets ist kein Beschäftigter speziell für den Verkauf angestellt. Das schlägt sich auch in kundenunfreundlichen Öffnungszeiten nieder. Bei zwei Drittel der Unternehmen sind die Verkaufsflächen kleiner als 50 Quadratmeter.

„Für Werksverkäufe in Thüringen besteht ein großes Potenzial“, sagt Sedlacek. Daher wäre es zweckmäßig, die verschiedenen Angebote räumlich an einem Standort zu bündeln, konstatiert er. Auf diese Weise könnten Thüringer Anbieter ihre Waren konzentriert anbieten und vermarkten. Das könne im Unterschied zu den großen Markenanbietern auch über Vertriebsagenturen geschehen. Durch die Bündelung in einer verkehrsgünstigen Lage könnten überregionale Besucher, vor allem Durchreisende oder Wochenendausflügler besser erreicht werden. „Ein zentrales Outlet-Center soll den Werksverkauf am Produktionsstandort nicht ersetzen, sondern soll ihn ergänzen“, betont Sedlacek.

Von zehn aufgrund der Lage, der Verkehrsanbindung und weiterer Faktoren geeigneten Standorten böten Flächen am Hermsdorfer Kreuz in Nachbarschaft zum Autobahnrasthof sowie am Erfurter Kreuz nördlich von Arnstadt die besten Voraussetzungen für ein Factory Outlet-Center. Sedlacek rechnet mit etwa 4.500 Kunden pro Tag und hält eine Verkaufsfläche von 4.500 bis 5.500 Quadratmetern für ausreichend. Die durchschnittliche Größe der Geschäfte könnte bei höchstens 150 Quadratmetern liegen. Dabei sollte sich das Sortiment an den bereits vorhandenen Fabrikverkäufen orientieren und es sollten nur Thüringer Hersteller im Zentrum präsent sein, rät die Studie. Das Zentrum sollte aber allen Thüringer Firmen mit ihrer Produktpalette zur Verfügung stehen.

Alexander Grimm und Peter Sedlacek unter Mitwirkung von Gabor Peter und Tobias Kirchner: Fabrikverkäufe in Thüringen mit einem Vorschlag für ein Factory Outlet-Center. Selbstverlag des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie und Regionalentwicklung der Friedrich-Schiller-Universität Jena, ISSN 1862-071X.

Kontakt:
Prof. Dr. Peter Sedlacek
Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Löbdergraben 32
07743 Jena
Tel.: 03641 / 948831
E-Mail: p.sedlacek[at]geogr.uni-jena.de

Media Contact

Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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