Handel profitiert von gegenwärtiger Wachstumsdynamik – Aufschwung reißt 2007 ab

Der BGA-Großhandelsklima-Indikator, ein Maßstab für die im Lande herrschende Wachstumsdynamik, erreichte Anfang Juli seinen nahezu höchsten Wert (121,2 Punkte). Einzig im Boom-Jahr 2000 hatte er auf einem höheren Niveau gelegen (123,4 Punkte). Während die Unternehmen ihre Geschäftslage (124,7 Punkte) so positiv bewerten wie nie zuvor, haben sich die Erwartungen verschlechtert (von 119,3 auf 117,8 Punkte).

Nach einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum im ersten Halbjahr erwartet der BGA daher, dass sich die Großhandelskonjunktur abschwächen und der Wirtschaftszweig seine Umsätze im Jahr 2006 insgesamt um nominal 6,6 Prozent und preisbereinigt um 3,6 Prozent steigern wird. Die Beschäftigtenzahlen nahmen erstmals seit langer Zeit wieder zu. Insgesamt rechnet der BGA mit knapp 8.000 neuen Jobs im laufenden Jahr. „Als Schnittstelle zu Industrie, Handwerk, Einzelhandel und Gastronomie, profitiert der Großhandel von der gegenwärtigen Wachstumsdynamik in Deutschland. Alarmierend ist, dass die deutsche Volkswirtschaft ihren Wachstumshöhepunkt im zweiten Quartal bereits erreicht hat und das Wachstum in den kommenden sechs Monaten abnimmt“, so Börner.

Insgesamt erwartet der BGA im laufenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. In 2007 werde der Aufschwung abreißen mit einem erwarteten BIP-Zuwachs von maximal 1,2 Prozent. Verantwortlich dafür seien verschiedene Faktoren wie die sich abschwächende Expansion der Weltwirtschaft, das hohe Preisniveau international gehandelter Rohstoffe und steigende Zinsen. „Die kräftigsten Dämpfer für die deutsche Konjunktur in 2007 sind jedoch hausgemacht und kommen von der Finanzpolitik. Die Steuer- und Abgabenlast wird für Bürger und Unternehmen im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung und aufgrund steigender Renten- und Krankenversicherungsbeiträge im kommenden Jahr merklich zunehmen“, warnt Börner. Diese Erhöhungen würden die gerade wieder aufkeimende private Nachfrage abwürgen. Der positive Effekt niedrigerer Beiträge zur Arbeitslosenversicherung werde durch die Mehrwertsteuererhöhung überkompensiert. 70 Prozent der Konsumgütergroßhändler mit einem Umsatz von rund 340 Milliarden Euro und sogar 78 Prozent der baunahen Großhandelsunternehmen mit einem Umsatz von rund 100 Milliarden stellten sich auf schlechtere Geschäfte ein.

„Die 'Koalition der Möglichkeiten' schöpft ihr Potenzial bei weitem nicht aus. Dabei sind die Voraussetzungen für die Politik so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Sie könnte Stimmungshoch und Aufschwung nutzen, um strukturelle Korrekturen umzusetzen“, so Börner. 82 Prozent der Unternehmen sehen sich jedoch nach knapp einem Jahr Regierungsarbeit nicht besseren Rahmenbedingungen gegenüber. Die Wirtschaft droht ins Stocken zu geraten, wenn den massiven Belastungen aus den jüngsten Steuerbeschlüssen nicht klare Perspektiven auf Entlastungen folgen. Rund 70 Prozent der Unternehmen erwarten keine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und auch keine Steigerung der Rentabilität von Investitionen.

„Es ist ökonomisch nicht nachvollziehbar, wenn man in einem Land mit anhaltend niedrigen Wachstumsraten Investitionen verteuert“, so Börner mit Blick auf die geplante Besteuerung von Kosten wie Zinsen, Mieten und Leasingraten. Sehr negative Auswirkungen habe dies insbesondere für die Unternehmen, die nicht kurzfristig in der Lage seien, Eigenkapital durch Fremdkapital zu ersetzen. Das seien alle Unternehmen bis zu mittlerer Bonität, immerhin 83 Prozent des deutschen Mittelstandes mit rund 25 Millionen Arbeitsplätzen. „Logische Folge dieser Steuerpolitik ist die Zu-nahme des Konzentrationsprozesses mit einem drastischen Abbau von Arbeitsplätzen“, warnt Börner.

Nicht nur die Unternehmensteuerreform ist aus Sicht der Wirtschaft dringend notwendig. Auch am Arbeitsmarkt müssten die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. Hingegen wird der Kombilohn nicht die Lösung bringen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Niedriglohnsektor. 70 Prozent der Unternehmen würden in der jetzigen Situation auch dann keine Stellen im Niedriglohnsektor schaffen, wenn diese bezuschusst würden. Die Einführung eines tariflich fixierten Mindestlohns würde bei 24 Prozent der Unternehmen in Ostdeutschland zur Vernichtung von weiteren Arbeitsplätzen führen.

„Nach Jahren aufgeschobener Strukturreformen bremsen unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Leistungsfähigkeit von Unternehmen und Arbeitnehmern weiter. Neun von zehn Unternehmen würden unter anderen Rahmenbedingungen – mehr Flexibilität, weniger Bürokratie und niedrigere Lohnnebenkosten – neue sozial-versicherungspflichtige Stellen schaffen“, so Börner abschließend.

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André Schwarz presseportal

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