Operation 2003 läuft auf vollen Touren

Vorstandsvorsitzender Pierer: ’Wir werden bei der Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen schon 2002 deutliche Erfolge vorweisen können.’

Siemens hat sich trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds im laufenden Geschäftsjahr Ergebnisverbesserungen vorgenommen. Er sei zuversichtlich, dass der Konzern die richtigen Konzepte gefunden habe und bei der Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen schon im Laufe des Geschäftsjahrs 2002 deutliche Erfolge vorweisen könne, sagte Dr. Heinrich v. Pierer, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG, auf der Bilanzpressekonferenz in München. Siemens hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September 2001) mit 2,088 Mrd. EUR ein Konzernergebnis nach Steuern erwirtschaftet, das aufgrund von Restrukturierungsmaßnahmen und Sonderbelastungen erheblich unter dem Rekordergebnis des Vorjahres lag. Der Konzern halte aber weiter an seinen Ergebniszielen für das Geschäftsjahr 2003 fest, sagte Pierer. Zum Erreichen der Ende 2000 gesetzten mittelfristigen EBITA-Margen wurden im Programm „Operation 2003“ fünf wesentliche Handlungsfelder definiert. Siemens habe mit seinem breit gefächerten Portfolio die besten Voraussetzungen, wirtschaftliche Krisen zu meistern, so Pierer: „Wir werden zeigen, dass wir diese Vorteile in Kürze auch wieder unter dem Strich in entsprechende Ergebnisse ummünzen können.“

Dekonsolidierung Infineon

Wie am Vortag bekannt gegeben wurde, sind die Stimmrechte der Siemens AG an der Infineon Technologies AG Anfang Dezember auf unter 50 Prozent gesunken. Siemens wird den Halbleiter-Hersteller daher ab sofort nicht mehr voll, sondern nur noch nach der Equity-Methode bilanzieren. „Das ist ein ganz wesentlicher Schritt“, sagte Pierer. Die Dekonsolidierung von Infineon gehe zurück auf die Weichenstellungen des 10-Punkte-Programms vom Juli 1998, das damit zügig und marktschonend umgesetzt worden sei.

Geschäftsjahr 2001 (ohne Infineon)

Der Auftragseingang des Siemens-Konzerns ohne Infineon ist im Geschäftsjahr 2001 um 17 Prozent auf 88,9 Mrd. EUR gestiegen. Der Umsatz hat sich um 15 Prozent auf 82,2 Mrd. EUR erhöht. Das Wachstum hat sich zwar im vierten Quartal abgeschwächt, war aber immer noch beachtlich. Nach den USA und Deutschland ist China mit einem Umsatzvolumen von 3,6 Mrd. EUR zum drittgrößten Einzelmarkt geworden.

Im operativen Geschäft konnte der Konzern zwar in den ersten beiden Quartalen an die Spitzenergebnisse des Jahres 2000 anknüpfen, doch nahmen die Schwierigkeiten in wichtigen Branchenmärkten, vor allem bei der Informations- und Kommunikationstechnik, ab Mitte des Jahres deutlich zu. Das EBITA im operativen Geschäft hat sich auf 1,3 Mrd. EUR deutlich vermindert. Zurückzuführen ist das auf umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen und Sonderabschreibungen, vor allem im Arbeitsgebiet Information and Communications. Ohne diese Einmaleffekte steigerte der Konzern sein EBITA um 14 Prozent auf 3,2 Mrd. EUR.

Die Mitarbeiterzahl ohne Infineon lag zum 30. September 2001 bei 450.000, das sind 31.000 mehr als im Jahr zuvor. Bereinigt um Erstkonsolidierungseffekte, vor allem der Atecs-Mannesmann-Gesellschaften, lag die Mitarbeiterzahl etwa auf Vorjahresniveau.

Zielrenditen 2003

Im Dezember 2000 hat Siemens seine mittelfristigen Ertragsziele bekannt gegeben. Für jeden operativen Bereich wurden EBITA-Margen festgelegt, die im Geschäftsjahr 2003 erreicht werden sollen. Siemens hält an diesen Zielen fest. Aufgrund der im letzten Jahr nicht vorhersehbaren fundamentalen Marktumbrüche wird den drei Bereichen des Arbeitsgebietes Information and Communications allerdings ein Jahr mehr Zeit gegeben, um ihre Zielmargen zu erreichen. Bei Siemens Dematic wurde eine rechnerische Anpassung der Zielrenditen an das Portfolio des neuen Bereiches vorgenommen, da sich die veröffentlichte Marge auf den Vorgängerbereich Production and Logistic Systems bezog, der mit größeren Anteilen im margenstarken Marktsegment der Bestückautomaten vertreten war. Die Bereiche Power Generation, Power Transmission and Distribution, Transportation Systems und Medical Solutions hingegen werden am oberen Ende ihrer Zielmargen gemessen.

Es ist die Stärke des Geschäftsportfolios des Siemens-Konzerns, mit seinen Aktivitäten nicht nur von einem ganz bestimmten Branchenzyklus abzuhängen, sondern auf eine gesunde Balance bauen zu können. Pierer: „Auf dieser Basis können wir jeden unserer Bereiche in die Pflicht nehmen, seine spezifischen Hausaufgaben zu machen. Es gilt weiterhin die Devise: Wer seine Ziele nachhaltig nicht erbringt, hat bei Siemens auf Dauer keine Chance.“ In der Operation 2003 hat der Konzern die wesentlichen Handlungsfelder definiert, die zum Erreichen der mittelfristigen Ziele nötig sind.

Operation 2003

  1. Wiedergewinnung der Ertragsstärke im Arbeitsgebiet Information and Communications (I&C): IC Networks hat im abgelaufenen Geschäftsjahr unter den Investitionskürzungen bei Telekommunikationsbetreibern und unter der rückläufigen Nachfrage nach Telekommunikations- und Netztechnik bei Firmenkunden gelitten. Unter Führung des neuen Bereichsvorstandsvorsitzenden Thomas Ganswindt hat der Bereich mit der zügigen Umsetzung des Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramms PACT (Profit and Cash Turnaround) begonnen. Auch bei IC Mobile zeigt die Operation 2003 ihre Wirkung: Beim Geschäft mit Mobiltelefonen operiert ICM wieder an der Gewinnschwelle. Bei den mobilen Netzen bereitet sich ICM mit dem Fitnessprogramm „top on air“ auf schwierigere Zeiten vor. Die geplanten Einsparziele wurden von 400 Mio. EUR auf 700 Mio. EUR erhöht. Bei Siemens Business Services wird der neue Chef Paul Stodden die bereits eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen konsequent umsetzen. Außerdem wird das Geschäftsmodell, vor allem bei Business-Process-Outsourcing-Geschäften, grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt.
  2. Integration der ehemaligen Atecs-Bereiche: Siemens VDO Automotive hat mit der Integration zweier Unternehmen in einer schwierigen Branchenkonjunktur eine Doppelbelastung zu stemmen. Der Bereich hat aber nun die kritische Masse erreicht, um die in der Branche üblichen hohen Entwicklungsaufwendungen wirtschaftlich zu tragen. Für 2002 ist der Turnaround geplant. Siemens VDO ist in der Automobilelektronik auf den Feldern mit den größten Wachstumsraten wie Infotainment, Motormanagement und Safety Systems an führender Stelle positioniert und hat damit eine hervorragende Perspektive. Ähnliches gilt für die Siemens Dematic, die in den Wachstumsfeldern Logistik- und Postautomatisierung sowie Elektronische Bestückungssysteme gut vertreten ist. Von anderen Gebieten – wie z.B. dem Krangeschäft – wird sich der Bereich trennen. Siemens Dematic soll im laufenden Jahr in die schwarzen Zahlen zurückfinden.
  3. Top+ US Business Initiative: Mit rund 20 Mrd. EUR Umsatz (ohne Infineon) und knapp 80.000 Mitarbeitern sind die USA heute der größte Siemens-Einzelmarkt. Um die Ertragskraft deutlich zu steigern, wurde die top+ US Business Initiative gestartet. Sie betrifft sowohl die Strategien und Geschäftsprozesse der einzelnen US-Gesellschaften als auch übergreifende Programme zur besseren Nutzung der Synergien des Siemens-Konzerns. Die Evaluierung des US-Portfolios und die Restrukturierung der vor Ort tätigen Gesellschaften kämen voran, erklärte Pierer. Erste Konsequenzen seien die Schließung des ICM-Geschäfts von Opuswave und die Reduzierung der Siemens VDO Standorte.
  4. Auch die Asset Management Initiative habe innerhalb kurzer Zeit beeindruckende Resultate gezeigt, so Pierer: Im Gesamtjahr 2001 hat Siemens einen Mittelzufluss aus laufender Geschäftstätigkeit von 7 Mrd. EUR erzielt – davon 5,9 Mrd. EUR allein im vierten Quartal. Pierer: „Wir werden auch im neuen Jahr den eingeschlagenen Weg fortsetzen und weiterhin ein besonderes Augenmerk auf die Liquidität werfen.“
  5. Zur Reduzierung der zentralen Kosten wurde das Budget für die Konzernzentrale im Geschäftsjahr 2002 um rund 15 Prozent gesenkt. Für 2003 werde ein weiterer Schnitt in mindestens derselben Größenordnung erfolgen, kündigte Pierer an. Ähnliche Maßnahmen würden unternommen, um die Overheadkosten bei den operativen Einheiten und Regionalgesellschaften zu senken. Dadurch werde es gelingen, bereits bis Ende 2002 mehrere 100 Mio. EUR an Einsparungen zu erzielen.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2002

Die branchenspezifischen Probleme des abgelaufenen Geschäftsjahrs werden sich auch in das neue Jahr hineinziehen. Zudem ist die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung mit den Anschlägen des 11. September noch größer geworden. Pierer gab daher keine exakte Prognose für das laufende Geschäftsjahr ab. Sicher sei, dass die Herausforderungen für die I&C-Bereiche sowie für Siemens VDO Automotive und für Siemens Dematic weiter immens seien. „Wir sind aber zuversichtlich, die richtigen Konzepte gefunden zu haben und bei der Umsetzung unserer Restrukturierungsmaßnahmen schon im Laufe des Geschäftsjahrs 2002 deutliche Erfolge vorweisen zu können“, so Pierer. Das erste Quartal würde noch durch Restrukturierungsaufwendungen belastet.

Optimistisch äußerte sich Pierer zu denjenigen Geschäften des Siemens-Portfolios, die langfristigen Zyklen unterliegen. So ließen allein schon die hohen Auftragsbestände bei Transportation Systems und Power Generation weiter steigende Ergebnisbeiträge erwarten. In der Medizintechnik werde sich die positive Entwicklung fortsetzen. Anhaltende Ertragsstärke erwarte er auch bei den Bereichen, die von der kurzfristigen Konjunkturentwicklung betroffen seien, sagte Pierer: „Automation & Drives und Osram sind Musterbeispiele dafür, wie Abschwünge rechtzeitig erkannt und durch konsequentes Gegensteuern auf hohem Niveau gemeistert werden können.“ Insgesamt zeigte sich Pierer überzeugt, im laufenden Geschäftsjahr Ergebnisverbesserungen erzielen zu können.

Hinweis: Am 6. Dezember 2001 ab 10 Uhr MEZ wird die Bilanzpressekonferenz live im Internet übertragen unter www.siemens.de/pressekonferenz. Sie können zudem am Freitag, den 7. Dezember 2001, ab 12.30 Uhr MEZ live eine Konferenz für Analysten und Investoren mit Dr. Heinrich v. Pierer und Heinz-Joachim Neubürger unter www.siemens.de/analystconference verfolgen.

Diese Pressemitteilung enthält in Zukunft gerichtete Aussagen, die auf Annahmen und Schätzungen der Unternehmensleitung der Siemens AG beruhen. Obwohl wir annehmen, dass die Erwartungen dieser vorausschauender Aussagen realistisch sind, können wir nicht dafür garantieren, dass die Erwartungen sich auch als richtig erweisen. Die Annahmen können Risiken und Unsicherheiten bergen, die dazu führen können, dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den vorausschauenden Aussagen abweichen. Zu den Faktoren, die solche Abweichungen verursachen können, gehören u.a.: Veränderungen im wirtschaftlichen und geschäftlichen Umfeld, Wechselkurs- und Zinsschwankungen, Einführung von Konkurrenzprodukten, mangelnde Akzeptanz neuer Produkte oder Dienstleistungen und Änderungen der Geschäftsstrategie. Eine Aktualisierung der vorausschauenden Aussagen durch Siemens ist weder geplant noch übernimmt Siemens die Verpflichtung dafür.

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Miriam Steffens Für die Wirtschaftspresse

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