Die Produktionsanforderungen ändern sich – aber anders als gedacht

Entwicklung des Umsatzanteils neuer Produkte in der Metall- und Elektroindustrie

Produkte würden immer schneller auf den Markt geworfen und obendrein immer kompakter, heißt es. Zumindest für die deutsche Metall- und Elektroindustrie trifft das so pauschal nicht zu, sagt das Fraunhofer ISI.

Was heute neu ist, gehört morgen schon zum alten Eisen. Doch so schnell wie es den Anschein hat, dreht sich das Produktkarussell gar nicht. Eine Umfrage des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung unter 1.157 Betrieben der deutschen Metall- und Elektroindustrie zeigt eher das Gegenteil: Die dramatische Verkürzung der Produktlebenszyklen betrifft erst einen kleinen Teil der Fertigungsindustrie. Ein Beleg: Nur 15 Prozent der Produkte der Branche sind jünger als drei Jahre, ein Drittel sogar älter als zehn Jahre. Auch die Abmessungen der Produkte nehmen derzeit eher zu und folgen nicht dem oft propagierten Trend zur Miniaturisierung. Außerdem konnten die Karlsruher Forscher auch die These entkräften, wonach die Losgrößen in der Produktion immer weiter schrumpfen.

Dagegen konnten die Experten des Fraunhofer ISI den Trend zu immer mehr Produktvarianten bestätigen. Vorreiter beim Variantenzuwachs ist die Automobilindustrie. Ein Drittel der Betriebe gab an, dass die Zahl der Produktvarianten stark gestiegen sei. Dennoch hat es die Branche durch Modulbauweise und einheitliche Plattformen geschafft, weiterhin große Losgrößen zu erzielen, also möglichst große Fertigungseinheiten ohne Unterbrechung herzustellen. „,One piece flow’ – die Steuerung der Produkte in ,Losgröße eins’ durch die Produktion – ist damit noch in weiter Ferne“, sagt Projektleiter Steffen Kinkel.

Dennoch sei der Trend zur Individualisierung von Produkten nicht aufzuhalten, glaubt Kinkel. Für die Maschinenhersteller hat dies Konsequenzen: Die Fertigungsanlagen und flankierenden Dienstleistungen müssen so flexibel sein, dass sich die Produktion schnell anpassen lässt. Außerdem werden die Anforderungen an die Fertigungsgenauigkeit weiter steigen, auch wenn ein Trend zur Miniaturisierung der Produktabmessungen noch nicht feststellbar ist.

Kontakt:
Dr. Steffen Kinkel
Telefon: (0721) 6809 – 311
E-Mail: steffen.kinkel@isi.fraunhofer.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer