Vorhersagen nicht über, sondern mit Aktien

„Forschungsoffensive“, Teil 4: Wittener Wirtschaftswissenschaftler erforschen Informationsmärkte

Warum erfährt der Unternehmensvorstand als letzter von den Gerüchten, dass ein Projekt an die Wand fahren wird? Wie kann ein global operierendes Unternehmen, wie zum Beispiel Hewlett Packard, herausfinden, wie viele Drucker es im nächsten Quartal verkaufen wird? Wie bringt die Geschäftsleitung tagtäglich die tatsächliche Akzeptanz ihrer Managemententscheidungen bei Tausendenden von Mitarbeitern in Erfahrung?

Für ein Team des uwh knowledge labs (k:lab) an der Universität Witten/Herdecke zusammen mit der Forschungs- und Beratungsgesellschaft MOSAIG (www.mosaig.com) gibt es für all diese Probleme eine Lösung: „Mit einem so genannten Informationsmarkt kann man diese Probleme höchst effizient lösen. Das machen bisher nur sehr wenige Firmen, aber die sind damit sehr zufrieden, weil sie sehr geschickt weit verstreute Informationen sammeln können und damit präzise und zugleich dynamische Vorhersagen bekommen“, so Bernd Ankenbrand, Leiter des Forschungsprojektes Informationsmärkte.

Ein solcher Informationsmarkt ist – vereinfacht gesagt – eine firmeninterne Wettplattform, so ähnlich wie eine Wettbörse um die Ergebnisse des nächsten Fußball-Wochenendes. Am Beispiel der Umsatzprognose von Druckern: Die Produktion weiß, wie viele Drucker sie herstellen kann, das Marketing weiß, welche Werbung demnächst läuft und der Verkauf weiß, wie viele Bestellungen vorliegen. Um dieses verstreute Wissen effizient zu bündeln, nehme man einige Mitarbeiter – Abteilungsleiter und einfache Angestellte – aus allen Abteilungen, die ihre Vorhersagen über den Absatz wie Aktien an einer kleinen Börse handeln können. Die Kurse der Aktien, das heißt in diesem Fall der Vorhersagen, gehen rauf und runter wie an jeder Börse und am Ende kriegen diejenigen den Jackpot, die die richtige Prognose abgegeben haben.

„Solche Informationsmärkte haben eine enorme Effizienz beim Zusammentragen verstreuter Informationen und eine unglaubliche Trefferquote bei Prognosen, weil das zum Teil zurückgehaltene Detailwissen aus vielen Bereichen zusammenfließt und nicht nur die Interessen einzelner Abteilungsleiter die Unternehmensprognosen beeinflussen“, erklärt Bernd Ankenbrand. Durch monatelange Recherchen und zahlreiche ausführliche Gespräche mit Wissenschaftlern und Unternehmen unter anderem in Kalifornien, New York, Frankreich, England und Deutschland haben Ankenbrand und sein Team erstmals ein umfassendes Bild aller bisherigen und aktuellen Informationsmärkte zusammengetragen. „Das ist zunächst Grundlagenarbeit. Wir haben eine Klassifikation der verschiedenen Ausprägungen solcher Informationsmärkte entwickelt, wodurch die unterschiedlichen Märkte erstmals miteinander vergleichbar sind. In Zukunft können wir daraus ableiten, welche Form von Informationsmärkten für welche Problemstellung am wirkungsvollsten ist.“

Weitere Informationen bei Bernd Ankenbrand (bernd.ankenbrand@uni-wh.de) oder Caroline Rudzinski (rudzinski@uni-wh.de), 02302/926-578

Media Contact

Dr. Olaf Kaltenborn idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wh.de/k-lab

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