Deutsche Investitionsgüterindustrie verbessert ihre Leistungen deutlich


Kürzere Lieferzeiten / schnellere Produktentwicklung / Fraunhofer-Umfrage unter 1442 Unternehmen

Nach Analysen des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, konnte die deutsche Investitionsgüterindustrie in den zurückliegenden zwei Jahren ihre Leistungsfähigkeit merklich verbessern. Die Durchlauf- und Lieferzeiten verkürzten sich bei gleichbleibender Termintreue um ca. 7 Prozent. Durch eine Beschleunigung der Entwicklungszeiten steigerte die Investitionsgüterindustrie zudem den Umsatzanteil innovativer Produkte um 8 Prozent. Ferner wuchs die Wertschöpfung je Mitarbeiter durchschnittlich um gut 10 Prozent auf 139.000 DM für das Jahr 1999. Dabei ging die Steigerung der Produktivität nicht zu Lasten der Qualität: die Ausschuss- und Nacharbeitsquote lag unverändert bei 5,4 Prozent.

Diese Angaben stützen sich auf eine Umfrage des Fraunhofer ISI, an der 1442 Unternehmen der deutschen Investitionsgüterindustrie teilnahmen. Die Wissenschaftler stellen dabei einen Strukturwandel fest: Die Komplexität der gefertigten Produkte nahm ab, während die Losgrößen anstiegen. Einzelfertigung macht beispielsweise nur noch 35 Prozent des Produktionsvolumens aus. Im Jahre 1997 lag der entsprechende Wert bei 42 Prozent. Der Anteil der Großserie liegt derzeit bei 21 Prozent im Vergleich zu früher 16 Prozent. Das erleichtert es den Firmen, ihre Leistungen zu verbessern.

Indes produziert die Investitionsgüterindustrie heute noch stärker auftragsbezogen als früher. Wurden 1997 bereits 72 Prozent des Fertigungsvolumens nach Eingang des Kundenauftrags abgewickelt, stieg dieser Wert 1999 auf 75 Prozent.

Vergleicht man die Leistungsindikatoren der deutschen Industrie mit dem Stand vor zwei Jahren, so zeigt sich ferner eine verbesserte Lieferfähigkeit. Die mittlere Durchlaufzeit der Teile durch die Produktion konnte um drei Tage (von 43 Tage im Jahr 1997 auf 40 Tage im Jahr 1999) verkürzt werden, die im Durchschnitt benötigten Lieferzeiten sanken um fünf Tage (von 67 auf 62 Tage). Die Termintreue blieb dabei im wesentlichen unberührt; sie liegt nach wie vor bei etwa 85 Prozent.

Auch die Innovationskraft der Unternehmen ist gewachsen. Die Zeit, die die Firmen im Mittel benötigen, um ein neues Produkt zur Serienreife zu führen und in den Markt einzuführen, sank von 14,5 auf 13,2 Monate. Die kürzeren Entwicklungszeiten haben zu einer Erhöhung des Anteils innovativer Produkte am Umsatz beigetragen. Wurden 1997 15,7 Prozent des Umsatzes mit Produkten erwirtschaftet, die jünger als drei Jahre waren, stieg dieser Anteil im Jahre 1999 auf 17 Prozent. Dies entspricht einer Steigerungsrate von über 8 Prozent.

Im Hinblick auf die Produktivität lässt sich die Tendenz beschreiben mit: „Steigende Arbeitsproduktivität bei gleichbleibender Qualität“. Während sich 1997 die Wertschöpfung (Umsatz minus Vorleistungen) je Mitarbeiter und Jahr auf 126.000 DM belief, konnte für das Jahr 1999 ein Wert von 139.000 DM ermittelt werden. Das entspricht einer Verbesserung von 10,3 Prozent, also etwa 5 Prozent pro Jahr.
Die ermittelte Entwicklung stellt einen Mittelwert über alle Betriebe dar, unabhängig von ihrer Größe und ihres Beitrags zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Da aber nach Analysen der Fraunhofer-Wissenschaftler die Produktivitätssteigerungen kleiner Betriebe geringer ausfallen als die großer Firmen, letztere jedoch wegen ihres höheren Wertschöpfungsbeitrags die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung stärker beeinflussen, erklärt sich der auf nationaler Ebene für die Investitionsgüterindustrie ausgewiesene Produktivitätsfortschritt von 8 Prozent im Jahr 1998. Der entsprechende Wert für 1999 liegt noch nicht vor.

Ein Teil der ermittelten Verbesserung ist sicherlich auf die gestiegene Kapazitätsauslastung zurückzuführen. Waren 1997 85,3 Prozent der vorhandenen Kapazitäten ausgelastet, stieg dieser Wert im Jahr 1999 auf 86,7 Prozent. Eine Abnahme beim Ausschuss scheidet als „Quelle“ des Produktivitätsfortschritts aus. Dieser liegt nach wie vor bei 5,4 Prozent, obwohl größere Serien und geringere Produktkomplexität weniger Ausschuss erwarten ließen.
Schneller, innovativer, produktiver – so lautet zugespitzt das Zeugnis, das die Fraunhofer-Forscher der deutschen Investitionsgüterindustrie ausstellen. Dennoch: Dies ist kein Ruhekissen für die deutsche Industrie. Da die Konkurrenz nicht untätig ist, müssen auch in Zukunft erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die Leistungsfähigkeit weiter zu verbessern. Stagnation bedeutet Rückschritt.

Um den eigenen Leistungsstand gegenüber Betrieben mit vergleichbaren Produktionsstrukturen einordnen zu können, ist ein Benchmarking unerlässlich. Dank der regen Beteiligung der Betriebe an dieser Umfrage, lassen die Daten ein solches zu. Näheres kann dem Internet entnommen werden unter: http://www.business-wissen.de/benchmarking/.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotentiale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationsspolitik.

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Dipl.-Phys. Gerhard Samulat

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